Die Inflation in den USA ist kräftig auf dem Vormarsch. Die Verbraucherpreise stiegen im August um 3,7 Prozent und damit den zweiten Monat in Folge, nach 3,2 Prozent im Juli, wie das Arbeitsministerium am Mittwoch in Washington mitteilte. Experten hatten mit nur 3,6 Prozent gerechnet. Die US-Notenbank Fed will den Preisdruck dämpfen und es von der Datenlage abhängig machen, ob sie am 20. September die Zinsschraube weiter anzieht oder nicht.
"Es sieht stark nach einer Zinspause aus, auch wenn der Inflationskampf noch nicht gewonnen ist", sagte Analyst Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Grund für den "Inflationshüpfer" seien einmal mehr Energiepreise und ein Statistikeffekt.
Die Währungshüter der Federal Reserve achten bei der Inflation auch auf die sogenannte Kernrate, bei der die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Lebensmittel außenvor bleiben. Diese Rate fiel wie von Ökonomen erwartet auf 4,3 von 4,7 Prozent im Juli. Die Kennziffer lässt Rückschlüsse auf die grundlegenden Inflationstrends zu und ist daher für den geldpolitischen Kurs der Fed eine wichtige Orientierungsgröße.
"Der Inflationsweg bleibt holprig, er wird jedoch weiter talwärts gehen", sagte Hepperle. "Durch die abermals rückläufige Kernrate sinkt der Zinserhöhungsdruck auf die Fed." Helaba-Experte Ulrich Wortberg sieht zwar auch, dass der Teuerungsdruck künftig wieder nachlassen dürfte. "Das Risiko, dass die Inflation in den kommenden Monaten etwas hartnäckiger ist als zunächst erwartet, ist aber größer geworden", betonte Wortberg. "Daher dürften die Zinserwartungen tendenziell größer werden" und die Banker dürften sich eher nicht entspannt zurücklehnen.
Die US-Notenbank hat die Zinsen seit Anfang 2022 aggressiv von nahe null auf eine Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent nach oben getrieben, um die Inflation zu dämpfen und den heiß gelaufenen Arbeitsmarkt abzukühlen. Die zuletzt gestiegene Arbeitslosenquote und der abebbende Boom am Jobmarkt liefern Befürwortern einer Zinspause Argumente.
"Neben dem rückläufigen Trend der Kerninflationsrate dürfte auch der ausbalanciertere US-Arbeitsmarkt eine zentrale Rolle für ein Stillhalten der Fed sein", erklärte Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank. Die Zahl der offenen Stellen sei zwar im historischen Vergleich noch hoch, doch es gebe nicht mehr ganz so viele Jobs wie noch vor einigen Monaten. "Die US-Währungshüter können nach den bereits vollstreckten deutlichen Zinsanhebungen im September getrost pausieren."
Die Fed will es zudem vermeiden, die Konjunktur durch eine zu straffe Linie abzuwürgen. Fed-Direktor Christopher Waller hatte jüngst gesagt, es sehe danach aus, dass der Fed eine sogenannte weiche Landung der US-Wirtschaft gelingen könne - also eine tiefgreifende Rezession vermieden werden könne. Die Preise stiegen von Juli auf August um 0,6 Prozent und damit im Vormonatsvergleich so stark wie seit Juni 2022 nicht mehr. Der Dollar legte nach den Daten zum Euro zu.
"Die Inflationszahlen halten die Möglichkeit einer weiteren Zinserhöhung der Fed nach der allseits erwarteten Pause nächste Woche vorerst im Spiel", sagte Commerzbank-Ökonom Bernd Weidensteiner. "Die heutigen Daten eignen sich noch nicht dazu, definitiv das Ende der Zinserhöhungen auszurufen." An den Finanzmärkten allerdings taxierten Händler die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed ihre Zinsen bis Jahresende unverändert lässt, auf etwa 60 Prozent. (Reuters)