Die Renditen von Staatsanleihen sind weltweit auf den höchsten Stand seit fünfzehn Jahren geklettert. Denn robuste Wirtschaftsdaten aus den USA machen die jüngsten Spekulationen zunichte, wonach die Federal Reserve und in der Folge auch andere Zentralbanken die Zinserhöhungen stoppen oder sogar wieder zurücknehmen könnten.
Die Rendite eines Bloomberg-Index für die Gesamtrendite globaler Staatsanleihen stieg am Mittwoch auf 3,3 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit August 2008. Weltweit haben Staatsanleihen den Anlegern in diesem Jahr einen Verlust von 1,2 Prozent beschert, womit diese Anlageklasse die schlechteste Performance aller großen Bloomberg-Schuldenindizes aufweist.
Die zehnjährigen US-Renditen kletterten am Donnerstag um bis zu sechs Basispunkte auf 4,31 Prozent und lagen damit nur etwa drei Basispunkte unter dem Höchststand vom Oktober letzten Jahres, der wiederum der höchste seit 2007 war. Die entsprechende Rendite für deutsche Bundesanleihen stieg am Donnerstag um vier Basispunkte auf 2,69 Prozent und damit fast auf den höchsten Stand seit 2011.
"Die jüngsten Daten waren fester und schürten die Erwartung, dass die Zentralbanken noch ein wenig mehr zu tun haben", sagte Prashant Newnaha, Makrostratege bei TD Securities in Singapur. "Der derzeitige Ausverkauf wird vom längeren Ende angeführt und unterstreicht die Sorgen um Angebot und Liquidität", zitiert ihn Bloomberg.
Spekulationen, wonach die Zinserhöhungen kurz vor dem Ende stehen könnten, hatten die weltweiten Anleihen zu Beginn des Jahres in die Höhe schnellen lassen. Der Global Aggregate Benchmark von Bloomberg legte im Januar um mehr als 3 Prozent zu und verzeichnete damit den besten Eröffnungsmonat des Jahres. Doch die Gewinne sind mehr als dahin. Stand Mittwoch lag die Benchmark für dieses Jahr um 0,1 Prozent im Minus.
Staatsanleihen waren einer der Haupttreiber des weltweiten Ausverkaufs von Schuldtiteln, da die Widerstandsfähigkeit der größten Volkswirtschaft der Welt die Erwartungen zunicht gemacht hat, dass mehr als 5 Prozentpunkte an Zinserhöhungen durch die Federal Reserve eine Rezession nach sich ziehen würden. Die Wertpapiere wurden auch dadurch belastet, dass die US-Regierung im kommenden Quartal voraussichtlich mehr Schulden machen wird.
Die zehnjährigen US-Renditen sind im August bereits um mehr als 30 Basispunkte gestiegen und verzeichnen damit den stärksten monatlichen Anstieg seit Februar. Darüber hinaus verzeichnete Japan, das dank seiner ultralockeren Geldpolitik die niedrigsten Zinssätze unter den Industrieländern hat, beim Verkauf von 20-jährigen Anleihen am Donnerstag ein äußerst schwaches Anlegerinteresse.
Die höheren Renditen in den USA ziehen weiterhin Käufer an. Wie die Bank of America letzte Woche unter Berufung auf Daten von EPFR Global mitteilte, haben die Anleger in diesem Jahr 127 Milliarden Dollar in Fonds gepumpt, die in US-Staatsanleihen investieren, und sind damit auf dem Weg zu einem neuen Rekordjahr, wie Bloomberg berichtete.
Vor allem globale Anleihen sind attraktiv, da die Fed die Renditen weltweit in die Höhe treibt, während zugleich zahlreiche Volkswirtschaften Schwäche zeigen, sagte Steven Major, globaler Leiter des Fixed-Income-Research bei HSBC. "Die Tatsache, dass einige Zentralbanken der Schwellenländer die Geldpolitik bereits lockern, zeigt uns, dass die Inflation schnell sinkt oder dass sie zyklischen und strukturellen Gegenwind haben", schrieb er am Mittwoch in einer Mitteilung.
Der jüngste Anstieg der Renditen kam am Mittwoch, als die USA unerwartet gute Daten zum Wohnungsbau und zur Industrieproduktion meldeten und das Protokoll der Fed-Sitzung vom Juli zeigte, dass eine weitere Zinserhöhung in diesem Jahr auf dem Tisch bleibt. Laut Michael Cudzil, Fondsmanager bei Pacific Investment Management, wird das US-Finanzministerium wahrscheinlich die Auktionsgrößen im November und Februar erhöhen. Dies könnte die Renditen erneut in die Höhe treiben, es sei denn, die Inflation geht wieder zurück.