Wirtschaft

Inflation in USA steigt auf 3,7 Prozent - Was macht die Fed?

Die US-Inflation im August war höher als erwartet. Es war der stärkste monatliche Anstieg seit Juni letzten Jahres. Wird die Fed die Zinsen nun weiter anschrauben?
13.09.2023 14:35
Aktualisiert: 13.09.2023 14:35
Lesezeit: 2 min

Die Inflation in den USA ist kräftig auf dem Vormarsch. Die Verbraucherpreise stiegen im August um 3,7 Prozent und damit den zweiten Monat in Folge, nach 3,2 Prozent im Juli, wie das Arbeitsministerium am Mittwoch in Washington mitteilte. Experten hatten mit nur 3,6 Prozent gerechnet. Die US-Notenbank Fed will den Preisdruck dämpfen und es von der Datenlage abhängig machen, ob sie am 20. September die Zinsschraube weiter anzieht oder nicht.

"Es sieht stark nach einer Zinspause aus, auch wenn der Inflationskampf noch nicht gewonnen ist", sagte Analyst Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Grund für den "Inflationshüpfer" seien einmal mehr Energiepreise und ein Statistikeffekt.

Die Währungshüter der Federal Reserve achten bei der Inflation auch auf die sogenannte Kernrate, bei der die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Lebensmittel außenvor bleiben. Diese Rate fiel wie von Ökonomen erwartet auf 4,3 von 4,7 Prozent im Juli. Die Kennziffer lässt Rückschlüsse auf die grundlegenden Inflationstrends zu und ist daher für den geldpolitischen Kurs der Fed eine wichtige Orientierungsgröße.

"Der Inflationsweg bleibt holprig, er wird jedoch weiter talwärts gehen", sagte Hepperle. "Durch die abermals rückläufige Kernrate sinkt der Zinserhöhungsdruck auf die Fed." Helaba-Experte Ulrich Wortberg sieht zwar auch, dass der Teuerungsdruck künftig wieder nachlassen dürfte. "Das Risiko, dass die Inflation in den kommenden Monaten etwas hartnäckiger ist als zunächst erwartet, ist aber größer geworden", betonte Wortberg. "Daher dürften die Zinserwartungen tendenziell größer werden" und die Banker dürften sich eher nicht entspannt zurücklehnen.

Die US-Notenbank hat die Zinsen seit Anfang 2022 aggressiv von nahe null auf eine Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent nach oben getrieben, um die Inflation zu dämpfen und den heiß gelaufenen Arbeitsmarkt abzukühlen. Die zuletzt gestiegene Arbeitslosenquote und der abebbende Boom am Jobmarkt liefern Befürwortern einer Zinspause Argumente.

"Neben dem rückläufigen Trend der Kerninflationsrate dürfte auch der ausbalanciertere US-Arbeitsmarkt eine zentrale Rolle für ein Stillhalten der Fed sein", erklärte Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank. Die Zahl der offenen Stellen sei zwar im historischen Vergleich noch hoch, doch es gebe nicht mehr ganz so viele Jobs wie noch vor einigen Monaten. "Die US-Währungshüter können nach den bereits vollstreckten deutlichen Zinsanhebungen im September getrost pausieren."

Die Fed will es zudem vermeiden, die Konjunktur durch eine zu straffe Linie abzuwürgen. Fed-Direktor Christopher Waller hatte jüngst gesagt, es sehe danach aus, dass der Fed eine sogenannte weiche Landung der US-Wirtschaft gelingen könne - also eine tiefgreifende Rezession vermieden werden könne. Die Preise stiegen von Juli auf August um 0,6 Prozent und damit im Vormonatsvergleich so stark wie seit Juni 2022 nicht mehr. Der Dollar legte nach den Daten zum Euro zu.

"Die Inflationszahlen halten die Möglichkeit einer weiteren Zinserhöhung der Fed nach der allseits erwarteten Pause nächste Woche vorerst im Spiel", sagte Commerzbank-Ökonom Bernd Weidensteiner. "Die heutigen Daten eignen sich noch nicht dazu, definitiv das Ende der Zinserhöhungen auszurufen." An den Finanzmärkten allerdings taxierten Händler die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed ihre Zinsen bis Jahresende unverändert lässt, auf etwa 60 Prozent. (Reuters)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Berlin investiert in Genwaffe: Deutscher Staat finanziert dänisches Biotech-Experiment
07.08.2025

Ein dänisches Biotech-Start-up verspricht gezielte Bakterienbekämpfung per Genschere – und der deutsche Staat greift tief in die...

DWN
Finanzen
Finanzen Allianz-Aktie klettert: Allianz verdient überraschend viel
07.08.2025

Rekordgewinne, stabile Dividenden und milliardenschwere Rückkäufe – die Allianz beeindruckt mit starken Zahlen. Anleger sollten jedoch...

DWN
Finanzen
Finanzen Rheinmetall-Aktie rutscht ab: Rüstungskonzern schwächelt beim Wachstum trotz Rüstungsboom
07.08.2025

Die Rheinmetall-Aktie verliert nach einem Rekordlauf überraschend an Schwung – trotz globalem Rüstungsboom. Analysten zeigen sich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Zölle sind in Kraft - früher als von der EU erwartet
07.08.2025

US-Präsident Donald Trump zieht die Daumenschrauben im transatlantischen Handel weiter an: Die angekündigten Strafzölle auf EU-Importe...

DWN
Politik
Politik Diskrete Verhandlungen über Kriegsende laufen – doch die Hindernisse bleiben
07.08.2025

Donald Trump will mit Wladimir Putin persönlich über ein Ende des Ukraine-Kriegs verhandeln – und stellt Russland ein Ultimatum. In...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Transportbranche im Fadenkreuz: Hackerangriffe nehmen rasant zu
07.08.2025

Geopolitische Konflikte und digitale Aufrüstung treiben Cyberattacken auf Transportunternehmen in die Höhe. Laut einer Studie sind...

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögensteuer: Warum sie zulässig wäre, aber trotzdem nicht kommt
07.08.2025

Kaum ein Thema spaltet Ökonomen, Politiker und Juristen so sehr wie die Wiedereinführung der Vermögensteuer. Gegner warnen vor...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Der Untergang der Mittelklasse: Ex-Trader Gary Stevensons düstere Prognose – und ungewöhnliche Lösung
07.08.2025

Mit Anfang zwanzig verdient Gary Stevenson Millionen als Trader bei der Citibank – doch der Preis ist hoch. Heute nutzt der ehemalige...