Politik

Grüne verteidigen deutsche Zahlungen an Seenotretter in Italien

Italiens hatte kritisiert, dass die Bundesregierung Nichtregierungsorganisationen finanziert, die "irreguläre Migranten" nach Italien bringen. Die Grünen verteidigen das Vorgehen.
26.09.2023 18:03
Aktualisiert: 26.09.2023 18:03
Lesezeit: 1 min
Grüne verteidigen deutsche Zahlungen an Seenotretter in Italien
Italiens Ministerpräsidentin Meloni kritisiert in einem Brief deutsche Zahlungen an NGOs. Die Grünen verteidigen das Vorgehen. (Foto: dpa) Foto: Cecilia Fabiano

Nach Kritik aus Italien hat Grünen-Co-Fraktionschefin Britta Haßelmann Zahlungen der Bundesregierung an private Seenotretter-Organisationen im Mittelmeer verteidigt. "Es ist ein großes Desaster, dass auf europäischer Ebene keine staatliche Vereinbarung zur Seenotrettung (...) vereinbart werden konnte", sagte Haßelmann am Dienstag in Berlin. Dies sei aber eine humanitäre Verpflichtung. Deshalb müssten jetzt private Organisationen an vielen Stellen einspringen, damit Menschen im Mittelmeer nicht ertrinken.

Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hatte sich zuvor in einem Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz erstaunt gezeigt, dass das Auswärtige Amt Hilfsorganisationen für Migranten unterstützt. "Ich habe mit Erstaunen erfahren, dass Ihre Regierung - ohne sich mit der italienischen Regierung abzustimmen - angeblich beschlossen hat, Nichtregierungsorganisationen, die sich mit der Aufnahme von irregulären Migranten auf italienischem Territorium und mit Rettungsaktionen im Mittelmeer beschäftigen, mit erheblichen Mitteln zu unterstützen", schrieb sie an Scholz.

Ein Regierungssprecher in Berlin bestätigte am Dienstag den Eingang des Briefes, teilte aber nur mit, dass das Schreiben beantwortet werde. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes hatte bereits am Montag gesagt, dass die Regierung einen Beschluss des Bundestages umgesetzt habe. Die Entscheidung sei schon vor einiger Zeit gefallen und die italienischen Partner seien damals auch informiert worden. Genehmigt wurden bisher zwei Anträge - einmal ein Projekt zur Versorgung von aus Seenot Geretteten in Italien an Land und ein NGO-Projekt zu Rettungsmaßnahmen auf See. Der Umfang der Projektförderung liegt laut Auswärtigem Amt jeweils zwischen 400.000 und 800.000 Euro. Das Auswärtige Amt hat 2023 maximal zwei Millionen Euro zur Verfügung.

Sie wäre sehr froh, wenn in der EU wieder eine staatliche Seenotrettung vereinbart werden könnte, sagte Haßelmann. SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich wollte dazu keine Stellung nehmen, sondern verwies nur darauf, dass der Kanzler Meloni antworten werde. (Reuters)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Halbleiter-Aktien: Wie die ASML-Aktie zur europäischen Macht im Chipsektor wird
08.12.2025

Die US-Großbank Bank of America setzt in Europa auf einen Chipkonzern, der in einem neuen Wachstumszyklus steckt und die Branche unter...

DWN
Politik
Politik EU-Staaten beschließen schärfere Migrationspolitik
08.12.2025

Die EU zieht die Zügel in der Migrationspolitik an: Abschiebungen sollen leichter, Verteilung verpflichtender werden. Doch neue Regeln zu...

DWN
Politik
Politik Russland tobt nach Interview mit ehemaligen NATO-General Rob Bauer
08.12.2025

Ein explosiver Schlagabtausch zwischen Russland und einem früheren NATO-Spitzenoffizier schürt neue Ängste vor einer Eskalation. Moskau...

DWN
Politik
Politik EU-Kommission: Vorschläge zum Verbrenner-Aus nächste Woche
08.12.2025

Die EU-Kommission legt am 16.12. neue Vorschläge zum Verbrenner-Aus vor. Nach wachsender Kritik aus Industrie, Politik und Bevölkerung...

DWN
Finanzen
Finanzen Confluent-Aktie auf Höhenflug: IBM will Dateninfrastruktur-Spezialisten Confluent kaufen
08.12.2025

Ein Mega-Deal rückt die Confluent-Aktie schlagartig ins Rampenlicht: IBM bietet Milliarden für den Datenstreaming-Spezialisten Confluent....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft VDA rechnet 2026 mit rund 693.000 neuen E-Autos
08.12.2025

Deutschlands Autokäufer stehen vor einem elektrischen Wendepunkt: Verbände prognostizieren deutliche Zuwächse bei Elektroautos und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtwechsel im Arbeitsmarkt 2025: Arbeitgeber geben wieder den Ton an
08.12.2025

Der Wind am Arbeitsmarkt 2025 dreht sich offenbar: Nach Jahren der Bewerbermacht gewinnen Unternehmen wieder Spielraum. Jan-Niklas Hustedt,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Insolvenzzahlen 2025: Warum Firmenpleiten weiter steigen
08.12.2025

Deutschlands Insolvenzzahlen klettern auf den höchsten Stand seit Jahren. Besonders Mittelstand, Handel und Autozulieferer geraten unter...