Politik

Italien beschlagnahmt deutsches „Fährschiff“ für Migranten

Italien hat erneut ein deutsches Schiff festgesetzt. Regierungschefin Giorgia Meloni hatte ein hartes Durchgreifen gegen "Fährschiffe" für Migranten angekündigt.
23.08.2023 17:18
Aktualisiert: 23.08.2023 17:18
Lesezeit: 1 min

Italien hat erneut ein von einer deutschen NGO betriebenes Rettungsschiff festgesetzt. Das Boot "Sea-Eye 4" wurde festgehalten, nachdem es am Mittwoch 114 Migranten in den südlichen Hafen von Salerno gebracht hatte, wie die Organisation Sea-Eye mitteilte. Das Schiff darf 20 Tage lang nicht in See stechen. Zudem verhängten die Behörden eine Geldstrafe von fast 3000 Euro.

"Dies ist ein politisch motivierter Angriff auf humanitäre Hilfe, der Leben kosten wird", sagte Arnaud Banos, Einsatzleiter der "Sea-Eye 4". Von der italienischen Küstenwache gab es zunächst keinen Kommentar.

Es ist bereits das dritte Boot, das diese Woche aufgrund der strengen neuen Migrationsregeln der rechtsgerichteten Regierung in Rom beschlagnahmt wurde. Allein die "Sea-Eye 4" wurde damit 2023 zum zweiten Mal festgesetzt. Am Montag wurde die "Aurora" von der deutschen Sea Watch gestoppt, am Dienstag das spanische Rettungsschiff "Open Arms".

Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni hatte im Dezember gesagt, ein hartes Durchgreifen gegen Schiffe von Wohltätigkeitsorganisationen sei notwendig, um zu verhindern, dass sie als "Fährschiffe" für Migranten eingesetzt werden und "mit Menschenhändlern hin- und herfahren, um Menschen von einem Land ins andere zu bringen".

Ein im Februar verabschiedetes Gesetz schreibt vor, dass von Nichtregierungsorganisationen (NGO) betriebene Schiffe unmittelbar nach einer Rettung in den Hafen einlaufen müssen. Das soll sie daran hindern, mehrere Einsätze auf See zu organisieren. Dagegen verstoßen viele NGOs - zuletzt auch Sea-Eye und Open Arms - mit der Begründung, dass ohne ihr Eingreifen Menschen gestorben wären.

Trotz der Beschränkungen ist die Zahl der mit dem Boot ankommenden Migranten in diesem Jahr sprunghaft gestiegen. Sie erreichte nach Daten des Innenministeriums bis zum 22. August 105.483 und damit mehr als das Doppelte im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2022. (Reuters)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeiten nach der Schule: Warum viele keine Ausbildung beginnen
19.07.2025

Schnell Geld verdienen statt jahrelang pauken – das klingt für viele junge Menschen verlockend. Doch wer direkt nach der Schule in den...

DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...