Unternehmen

Chemiebranche enttäuscht: Energiekosten bleiben hoch

Die Bundesregierung hat der Chemiebranche in einem Spitzengespräch am Mittwoch Unterstützung zugesichert. Doch Maßnahmen zur Senkung der Energiekosten fehlen.
27.09.2023 16:53
Aktualisiert: 27.09.2023 16:53
Lesezeit: 2 min
Chemiebranche enttäuscht: Energiekosten bleiben hoch
Kolonne zur Phenolherstellung bei der Domo Chemicals GmbH in Leuna. (Foto: dpa) Foto: Jan Woitas

Die Bundesregierung hat nach einem Spitzengespräch mit Vertretern der Chemieindustrie ihre Unterstützung für die kriselnde Branche unterstrichen. "Die chemische Industrie ist eine der wichtigsten Branchen der deutschen Volkswirtschaft", hieß es in einer Erklärung der Bundesregierung nach dem Treffen am Mittwoch. Man habe sich darauf verständigt, dass eine wettbewerbsfähige Energie- und Rohstoffversorgung, der Abbau bürokratischer Hürden, eine ausgewogene Regulierung in Europa, gezielte Förderung von Innovationen und Fachkräftesicherung notwendige Rahmenbedingungen für die Branche seien.

Die Chemiebranche zeigte sich enttäuscht, dass keine Maßnahmen zur Senkung der hohen Energiekosten für die energieintensive Branche beschlossen wurden.

"Leider hat sich unsere Hoffnung auf eine kurzfristige Entscheidung bei den viel zu hohen Strompreisen nicht erfüllt", erklärte der Präsident des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI), Markus Steilemann. "Hier muss die Bundesregierung noch im Oktober zu einer Einigung über ein kurzfristiges Energiepaket kommen, um den Strompreis sehr schnell zu senken."

Der Chef der Gewerkschaft IGBCE, Michael Vassiliadis, gab sich ebenfalls ernüchtert. Das Hauptthema sei nicht gelöst worden. "Das ist etwas enttäuschend." Langfristig gesehen seien aber Fragen wie die Versorgung der Industrie mit grünem Strom auf dem Weg. Da habe die Regierung durchaus konkrete Punkte zusammengefasst.

"Wir wollen alles daran setzen, dass der Chemiestandort nachhaltig und wettbewerbsfähig aufgestellt wird in Deutschland", sagte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD). "Das ist ein echtes Commitment gewesen heute." NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) sagte, das Problembewusstsein sei zwar bei der Bundesregierung klar erkennbar. Es sei nicht zu einer konkreten Lösung gekommen.

Die Chemiebranche als größter Gasverbraucher in Deutschland schlägt bereits seit längerem wegen der gestiegenen Energiepreise Alarm. Noch dazu ächzt sie unter schwacher Nachfrage - im zweiten Quartal brach die chemische Produktion um gut 14 Prozent ein.

Trotz Widerstands innerhalb der Ampel-Regierung setzt Bundeswirtschaftsminister Roland Habeck weiter auf einen nach unten subventionierten Industriestrompreis. Bundeskanzler Scholz (SPD) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) sind bislang aber skeptisch. Zuletzt hatten die 16 Bundesländer sich den Forderungen nach einem subventionierten Strompreis angeschlossen.

Nach dem "Chemiegipfel" mit Bundeskanzler Scholz hat sich der BASF-Konzern für eine engere Zusammenarbeit ausgesprochen. Das Gespräch sei "äußerst wichtig" gewesen, "aber nur ein erster Schritt hin zu einem Chemiepakt zwischen Industrie, Gewerkschaften und Politik", teilte BASF-Vorstandsmitglied Melanie Maas-Brunner am Mittwoch mit. Man werde daran auch weiter tatkräftig mitwirken. "Nur wenn die Wettbewerbsfähigkeit der chemischen Industrie schnell wiederhergestellt wird, können wir unsere vielfältigen Zukunftsaufgaben am Standort Deutschland erfüllen." (Reuters/dpa-AFX)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

 

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie profitiert von starkem Jahresauftakt - und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag leicht zugelegt. Das deutsche Geldhaus überraschte mit einem...

DWN
Politik
Politik Zweite Kanzlerreise: Erwartungen an Merz in Brüssel steigen
09.05.2025

Nur drei Tage nach seinem Amtsantritt ist Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zu seiner zweiten Kanzlerreise aufgebrochen – Ziel ist...

DWN
Technologie
Technologie Meta trainiert KI mit Ihren Daten – ohne Ihre Zustimmung. So stoppen Sie das jetzt!
09.05.2025

Ab dem 27. Mai analysiert Meta öffentlich sichtbare Inhalte von Facebook- und Instagram-Nutzern in Europa – zur Schulung seiner...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Silicon Valley wankt: Zölle, Zoff und zerplatzte Tech-Träume
08.05.2025

Während Europa auf seine Rezession zusteuert und China seine Wirtschaft auf staatlicher Kommandobasis stabilisiert, gibt es auch im sonst...

DWN
Panorama
Panorama Verkehrswende: Ariadne-Verkehrswendemonitor zeigt Entwicklung auf
08.05.2025

Wie sich die Verkehrswende in Deutschland aktuell entwickelt, ist nun auf einer neuen Onlineplattform des Potsdam-Instituts für...

DWN
Finanzen
Finanzen Inflation bewältigen: 7 Strategien für finanzielle Stabilität, weniger Belastung und einen nachhaltigeren Lebensstil
08.05.2025

Wer die eigenen Ausgaben kennt, kann gezielt handeln. So behalten Sie die Kontrolle über Ihr Geld. Mit Budgetplanung und klugem Konsum...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Maschinenbau: Bedeuten die Trump-Zölle das Ende einer deutschen Schlüsselindustrie?
08.05.2025

Der Maschinenbau befindet sich seit Jahren im Dauerkrisenmodus. Nun droht die fatale Zollpolitik des neuen US-Präsidenten Donald Trump zum...

DWN
Politik
Politik Anti-Trump-Plan: Halbe Milliarde Euro für Forschungsfreiheit in Europa
08.05.2025

Während US-Präsident Trump den Druck auf Hochschulen erhöht, setzt EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf gezielte Anreize...