Die ganze Welt spekulierte darüber, dass beim jüngsten BRICS-Gipfel (22.-24. August) eine neue goldgedeckte Währung ins Leben gerufen werden würde. Nun ist der Gipfel vorüber und eine solche Ankündigung blieb aus, obwohl zumindest Brasiliens Präsident Silva für eine gemeinsame Währung plädierte, um die Abhängigkeit vom US-Dollar im Handel zu verringern.
Auf dem Treffen wurde hingegen die Erweiterung um sechs Länder beschlossen, darunter mit Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabische Emiraten und Iran absolute Schwergewichte in der Produktion von Öl und Gas. Mit Argentinien kommt einer der wichtigsten Getreide-Exporteure der Welt mit an Bord. Der erweiterte BRICS-Block hat in gewisser Hinsicht ein erhöhtes Potenzial für eine neue Handelswährung. Das Bündnis repräsentiert nun 47 Prozent der Weltbevölkerung und 37 Prozent der Weltwirtschaftsleistung nach Kaufkraftparität. Man hat auch längst eigene Finanzstrukturen wie die „Neue Entwicklungsbank“ (manchmal auch als Anti-Weltbank bezeichnet) geschaffen, der zum 1. Januar 2024 die Emirate, Ägypten und Bangladesch beitreten werden.
Zeitenwende im Währungssystem
In der Weltgeschichte gab es eigentlich immer eine dominante Währung – die Währung der wirtschaftlich und militärisch bedeutendsten Nation. Das waren in den letzten 600 Jahren in zeitlicher Reihenfolge Portugal, Spanien, Holland, Frankreich, England und die USA. Die durchschnittliche Lebensdauer der Dominanz seit Ende des Mittelalters sind bisher 94 und maximal 110 Jahre gewesen. Wenn man 1920 als Beginn der Dollar-Weltmacht definiert, wie es der amerikanische Goldhändler „Monetarygold“ tut, dann ist der Greenback schon mehr als 100 Jahre an der Spitze. Zugleich steht die Frage nach einer neuen goldgedeckten Währung des globalen Südens im Raum.
Zwar bringen die Neumitglieder der BRICS kaum Goldreserven ein, aber dafür verfügt das Staatenbündnis jetzt über eine Dominanz im Rohstoffbereich, die ihresgleichen sucht. Das könnte man nutzen, um eine nicht nur durch Gold, sondern einen ganze Rohstoff-Korb gedeckte Währung zu etablieren. In einem ersten Schritt könnte die BRICS-Währung dabei als reine Abrechnungseinheit für Importe von Energie, Nahrungsmitteln und Metallen fungieren.
Aber ganz so simpel ist es in der Praxis nicht.