Immobilien

Habeck gesteht, wie teuer die Heizwende tatsächlich wird

Lesezeit: 3 min
15.10.2023 09:32  Aktualisiert: 15.10.2023 09:32
Wirtschaftsminister Robert Habeck hat sich öffentlich zu den Sanierungskosten für Immobilien-Besitzer geäußert. Seine Ehrlichkeit überrascht und wirft zugleich die Frage auf: Wusste die Ampel-Regierung überhaupt, was sie mit dem Heizungsgesetz anrichtet?
Habeck gesteht, wie teuer die Heizwende tatsächlich wird
Hat Robert Habeck die wirtschaftlichen Folgen seines Heizungsgesetzes lange Zeit verdrängt? (Foto: dpa)

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Bei einer Lobby-Veranstaltung der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (DENEFF) gab es von Wirtschaftsminister Robert Habeck unerwartet ehrliche Worte zur Sanierung von Wohngebäuden zu hören. In seiner Rede offenbarte der Minister erstmals, dass die energetischen Renovierungen insbesondere für einkommensschwache Menschen eine erhebliche finanzielle Belastung darstellen.

„In den am schlechtesten sanierten Gebäuden wohnen eben auch die ärmsten Menschen. Wenn da nicht nur eine Wärmepumpe für 20.000 Euro installiert wird, sondern auch die komplette energetische Sanierung auf ein deutlich höheres Niveau gefordert wird, dann reden wir von 200.000 Euro.“

Horrende Sanierungskosten führen zu Verarmung

Spät kommt die Einsicht. Aber ob Habeck die vollumfänglichen Konsequenzen seiner Aussagen auch wirklich bewusst ist? 200.000 Euro kann sich bei weitem nicht jeder leisten. Insbesondere bei Altbauten im ländlichen Raum können die Sanierungskosten sogar den aktuellen Gebäudewert überschreiten – ein finanzieller Totalschaden.

Indirekt gibt der Wirtschaftsminister damit zu, dass die Sanierungsvorschriften der EU und das umstrittene Gebäude-Energie-Gesetz (GEG) zu einer Verarmung der Bevölkerung führen. Jede neu eingebaute Heizung muss nach GEG zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden, wodurch für viele Haushalte der Einbau einer Wärmepumpe quasi alternativlos wird. Nach EU-Gebäuderichtlinie müssen bis 2033 alle Bestands-Gebäude mindestens die Energieklasse D ausweisen.

Schätzungen der Förderbank KfW würden die Umsetzung der EU-Richtlinien für die Eigentümer Gesamtkosten von „nur“ 254 Milliarden Euro verursachen. Experten halten diese Zahl für viel zu niedrig. Die Beratungsfirma Ernst Young etwa beziffert die Umsetzung der energetischen Zielvorgaben (EU-Gebäuderichtlinie plus GEG) auf den gesamten deutschen Immobilien-Bestand mit Kosten von circa 3.000 Milliarden Euro, im Durchschnitt 1000 Euro pro Quadratmeter sanierungsbedürftiger Wohnfläche.

Durchschnittliche Sanierungskosten von 200.000 Euro je Wohngebäude könnten durchaus hinkommen, wenn man nur die schlecht isolierten Häuser mit Öl- oder Gasheizungen betrachtet. Mehr als die Hälfte aller Wohnhäuser sind in den Energieklassen E-H zu finden. Aggregierten Daten von „Wohngebäude.Info“ zufolge sind 36 Prozent aller Bauten in Deutschland noch komplett unsaniert.

Wussten Sie, was sie tun?

Man hat ein bisschen den Eindruck, als ob Habeck vor wenigen Tagen zum ersten Mal mit diesen Zahlen konfrontiert wurde. Man fragt sich, wie so etwas möglich sein kann, aber die gesamte Energiepolitik der Ampel-Regierung und der Grünen-Fraktion im Speziellen setzt bekannterweise auf Symbolik und nicht auf Logik. Man kauft ja auch kein Gas mehr aus Russland, sondern teureres russisches Gas aus Drittländern wie Aserbaidschan. Die Alternative, also dass die Regierung das Heizungsgesetz auf den Weg brachte, obwohl man genau über die gewaltigen Kollateralschäden informiert war, ist fast noch beunruhigender. Habeck steht öffentlich immer noch zum umstrittenen GEG, das er „ein gutes Gesetz“ nennt.

Sind es die sinkenden Umfragewerte der Grünen, die plötzlich dazu verleiten, mit der Wahrheit über die Kosten der Wärmewende herauszurücken? Viel schlechter kann es ja nicht mehr werden. Vielleicht sind Habeck und sein Ministerium auch zu der Erkenntnis gelangt, dass Klimaschutz mit der Brechstange und gegen den Willen der Bevölkerung nicht funktionieren wird. Der aberwitzige Gebäudestandard EH40 für Neubauten wurde nicht zuletzt angesichts des Widerstands (und des prekären Zustands) der Baubranche nach hinten verschoben. EH-55 bleibt bis auf Weiteres der Energie-Standard für Neubauten.

Den Bürger mitzunehmen, das blieb bei der Wärmewende bisher aus. Die energetischen Vorschriften werden immer schärfer. Trotzdem ist ein Großteil der Eigentümer bislang wenig an einer Renovierung interessiert. 52 Prozent wollen vorerst keine Investitionen tätigen, wie eine vom Fachportal ImmoScout24 in Auftrag gegebenen Umfrage ermittelte. Unter den Sanierungswilligen wollen nur 7 Prozent eine moderne Heizung einbauen, 14 Prozent eine Photovoltaik-Anlage. Dachdämmung, Außenwanddämmung und Fenster mit Doppelverglasung wollen jeweils 5 Prozent der Eigentümer als nächstes umsetzen.

Der eine oder andere Besitzer mag darauf hoffen, dass sich die Gesetzeslage wieder zum Besseren ändert. Die allermeisten dürften hingegen die Sanierung aus finanziellen Gründen aufschieben und/oder weil es wirtschaftlich einfach keinen Sinn macht. Eine Studie des Forschungsinstituts für Wärmeschutz München hat etwa ergeben, dass nur knapp die Hälfte aller Wohngebäude in Deutschland überhaupt für den effizienten Betrieb einer Wärmepumpe geeignet ist. Laut der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen (ARGE) lohnt sich eine Sanierung bei vielen der vor 1979 errichteten Gebäude wirtschaftlich überhaupt nicht.

Verarmung durch grüne Planwirtschaft

Schwer vorstellbar, dass man im Wirtschaftsministerium im Vorfeld nichts von all dem gewusst hat. Aber im Regulierungs- und Planungswahn verlieren Bürokraten schnell Mal den Blick für die Realität. Das Heizungsgesetz ist jetzt jedenfalls beschlossene Sache. Für Schadensbegrenzung ist es zu spät. Das Vermögens-Vernichtungsprogramm ist bereits angelaufen. Die Sanierungspflicht wird für nicht wenige Besitzer von Einfamilienhäusern den finanziellen Ruin bedeuten. Die grüne Transformation führt zur Verarmung des Mittelstands.

Dass der deutsche Sonderweg dem Weltklima nichts hilft, sollte dabei eigentlich niemanden mehr überraschen. In den letzten 10 Jahren wurden weltweit rund 4 Billionen Dollar in die Energiewende investiert, aber der Anteil fossiler Brennstoffe am Energieverbrauch ist konstant geblieben. Die CO2-Emissionen haben sich lediglich ein wenig von West nach Ost verlagert. Deutschland ist weltweit einer der Spitzenreiter dieser beispiellosen Geld- und Ressourcenverschwendung.

Planwirtschaft, auch in seiner „grünen“ Ausprägung, wird niemals funktionieren – dies hat der österreichische Ökonom Ludwig von Mises schon vor 100 Jahren vorhergesagt. Sie kann lediglich aus der Substanz leben. Das, was wir momentan erleben, kommt eher einer fahrlässigen oder sogar mutwilligen Substanz-Zerstörung gleich. Unabhängig davon, wie edel die Absichten dahinter auch sein mögen.

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Jakob Schmidt ist studierter Volkswirt und schreibt vor allem über Wirtschaft, Finanzen, Geldanlage und Edelmetalle.


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