Immobilien

Habeck gibt strengere Vorgaben für Dämmung von Neubauten auf

Lesezeit: 2 min
25.09.2023 09:44  Aktualisiert: 25.09.2023 09:44
Als Reaktion auf Krise der Baubranche will Bundeswirtschaftsminister Habeck die strengeren Vorgaben zur Dämmung von Neubauten nicht mehr in dieser Wahlperiode durchsetzen.
Habeck gibt strengere Vorgaben für Dämmung von Neubauten auf
Die Vorschriften zu Dämmung werden vorerst nicht noch strenger. (Foto: dpa)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Vor dem Wohnungsgipfel am Montag im Kanzleramt rückt Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck von geplanten Klimaschutzvorgaben zur stärkeren Dämmung neuer Häuser ab. "Mit der Einführung des Gebäudeenergiegesetzes ist sichergestellt, dass Neubauten ab 2024 klimafreundlich heizen. Deshalb halte ich es nicht mehr für nötig, jetzt auf die Schnelle den neuen Standard EH 40 einzuführen", sagte der Grünen-Politiker, der auch Klimaschutzminister ist, der Nachrichtenagentur Reuters. "Das kann noch warten, vor der EU-Gebäuderichtlinie macht es auch keinen großen Sinn. Daher sehe ich diesen neuen Standard in dieser Legislaturperiode nicht mehr." Die von der Baubranche immer wieder kritisierten Pläne werden damit wohl bis Ende 2025 nicht kommen.

Bau-Experten argumentieren, noch strengere Vorgaben zur Dämmung von Neubauten seien sehr teuer, ohne aber für deutlich mehr Klimaschutz zu sorgen. Habeck sagte, es gehe jetzt darum, stärker die Baustoffe in den Blick zu nehmen, so dass diese möglichst klimafreundlich seien. "Bei der für 2024 geplanten Novellierung des Vergaberechts werden wir deshalb dafür Sorge tragen, dass Nachhaltigkeitskriterien unbürokratischer, einfacher und dadurch besser zum Tragen kommen."

Beim EH-40-Standard brauchen Neubauten nur 40 Prozent der Primär­energie im Vergleich zu einem Standard-Vergleichsbau. Dies wird nun nicht umgesetzt. Es bleibt damit beim Effizienzhaus-Standard EH 55, der derzeit wegen der staatlichen Förderung de facto der Standard für Neubauten ist. "Im Vergleich zum gesetzlichen Neubaustandard ist das KfW 55 Haus um 45 Prozent sparsamer", so die staatliche Förderbank KfW auf ihrer Homepage.

Wegen der aktuellen Krise der Baubranche hatte Bauministerin Klara Geywitz (SPD) bereits die Verschärfung der Energiestandards infragestellt. EH 40 sollte eigentlich ab Anfang 2025 vorgeschrieben werden. Die Abkehr davon ist ein Zugeständnis an die kriselnde Baubranche. Im ersten Halbjahr 2023 sind die Baugenehmigungen um gut 27 Prozent eingebrochen. Die Baupreise waren im zweiten Quartal um knapp neun Prozent zum Vorjahr gestiegen. Vor allem Projektentwickler stehen mit dem Rücken zur Wand und kämpfen in vielen Fällen ums Überleben.

Die Ampel-Regierung aus SPD, Grünen und FDP hatte zuletzt bereits bessere Abschreibungsmöglichkeiten auf den Weg gebracht. In der Immobilienbranche hieß es am Wochenende, bei der Wohneigentumsförderung von Familien soll die Einkommensgrenze von 60.000 auf vermutlich 80.000 Euro erhöht werden. Die Branche kritisierte, es gebe aber insgesamt nur kleinteilige Hilfsmaßnahmen der Regierung.

Habeck sagte Reuters, die hohen Zinsen und die Inflation seien eine schwere Belastung für die Branche. "Aufträge brechen ein und für so manche Familie droht der Traum von eigenen Haus zu platzen. Das alles in einer Phase, in der Wohnraum knapp ist und teuer." Deshalb müsse bezahlbarer Wohnraum in den Mittelpunkt gestellt werden. "Genauso wichtig ist es, gezielte Impulse für die Baubranche zu setzen, etwa indem wir steuerliche Anreize schaffen, Investitionen vorzuziehen. Auch gezielte Sanierungsanreize sind nötig und werden kommen. Das kann die Baukonjunktur anschieben und Fläche und Energiekosten bei bestehenden Gebäuden sparen." Belohnt werden sollen laut Habeck zügige Investitionen. "Langes Warten rechnet sich weniger." (Reuters)


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Finanzen
Finanzen Statt Steuern sparen, lieber Steuern vermeiden?
12.05.2024

Deutsche Geldanleger lieben Steuersparmodelle in Form von Geschlossenen Fonds. Deren Bilanzen fallen allerdings häufig durch enorme...

DWN
Finanzen
Finanzen Ark Innovation ETF von Cathie Wood: Ist es das Risiko wert?
12.05.2024

Die US-Investorin Cathie Wood hat immer noch eine große Anhängerschaft. Alles Geld auf Disruption, lautet ihr Motto, mit dem Sie hohe...

DWN
Finanzen
Finanzen Degressive Abschreibung bei Gebäuden: Mit Steuertipps von Experten Tausende Euro sparen
12.05.2024

Die Bundesregierung hat im Wachstumschancengesetz vorgeschlagen, rückwirkend eine degressive Abschreibung (AfA) für neu errichtete...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ist die Flexibilität europäischer Unternehmen in Gefahr? Neue EU-Zahlungsfristen wecken Sorgen
12.05.2024

Starre und praxisferne Zahlungsfristen: Die EU-Pläne für eine einheitliche 30-Tage-Zahlungfrist stoßen auf deutlichen Gegenwind....

DWN
Unternehmen
Unternehmen 4 Tage Woche: Sind neue Arbeitszeitmodelle Rettung oder Untergang der deutschen Wirtschaft?
12.05.2024

Der Wunsch nach einer 4-Tage-Woche wird bei vielen Arbeitnehmern immer stärker - und das bei vollem Lohnausgleich. SPD-Chefin Saskia Esken...

DWN
Technologie
Technologie Kohleausstieg bis 2035: Folgen für die Energieversorgung
12.05.2024

Der Ausstieg aus der Kohle und den anderen fossilen Brennstoffen wie Erdöl und Erdgas ist in vielen Ländern schon seit Weltklimakonferenz...

DWN
Politik
Politik IW-Ökonom Hentze: Deutschland braucht mutigere Schuldenregeln
12.05.2024

Ein Festhalten an der aktuellen Schuldenbremse macht ein geringeres Wirtschaftswachstum immer wahrscheinlicher. Davon ist IW-Ökonom Tobias...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto-Betrug erkennen und vermeiden: Tipps zum Schutz von Bitcoin, Ether und Co.
11.05.2024

Während der Kryptomarkt wieder an Dynamik gewinnt und der Bitcoin immer teurer wird, ist es entscheidend, sich vor betrügerischen...