Finanzen

Insider: Schweizer Regulatoren und Banken suchen Mittel gegen Bank-Runs

Die Schweizer Aufsichtsbehörden suchen mithilfe großer Banken nach Instrumenten gegen einen möglichen Bankrun. Betroffen wären vor allem vermögende Privatpersonen.
02.11.2023 19:06
Aktualisiert: 02.11.2023 19:06
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Insider: Schweizer Regulatoren und Banken suchen Mittel gegen Bank-Runs
In einer digitalen Welt geht ein Bankrun noch schneller vonstatten als über den Geldautomat. (Foto: iStock.com/selensergen) Foto: selensergen

Die Schweizer Aufsichtsbehörden loten Insidern zufolge zusammen mit der UBS und anderen großen Banken neue Instrumente zur Eindämmung eines möglichen zukünftigen Bankensturms aus. Die Gespräche seien Teil einer vom Kollaps der Credit Suisse befeuerten breiteren Überprüfung der Regeln für die systemrelevanten Institute, sagten vier mit der Situation vertraute Personen zur Nachrichtenagentur Reuters. Die möglichen Maßnahmen sollen vermögende Privatkunden davon abhalten, in kurzer Frist Einlagen im großen Stil abzuheben.

Dabei werde die Staffelung von Abzügen über längere Zeiträume geprüft, erklärte eine der Personen. Die Erhebung von Gebühren für Auszahlungen sei ebenfalls eine Option, sagten zwei der Insider. Es werde auch darüber nachgedacht, den Kunden Anreize zu geben, ihre Ersparnisse länger und zu einem höheren Zinssatz zu behalten. Die Gespräche befänden sich noch in einem frühen Stadium, so zwei der Insider. So müssten die Vorteile solcher Maßnahmen gegen mögliche Risiken abgewogen werden. Denn wenn entsprechende Regeln nur in der Schweiz eingeführt würden, könnten Kunden versucht sein, Gelder auf andere Institute umzuschichten.

SNB federführend

Auf der Seite der Behörden seien die Schweizerische Nationalbank (SNB) und das Finanzministerium federführend. Ein Sprecher des Finanzministeriums erklärte: „Im Rahmen der laufenden Gesamtevaluation des Too-big-to-fail-Regelwerks in der Schweiz wird auch die Problematik von Bankruns thematisiert.“ Er bekräftigte frühere Angaben, wonach die Schweizer Regierung im Frühjahr 2024 eine Gesamtevaluation zu dem Regelwerk veröffentlichen werde. „Die SNB trägt zu diesen Arbeiten bei“, erklärte eine Sprecherin der Notenbank.

Die UBS lehnte eine Stellungnahme ab. Reuters konnte nicht in Erfahrung bringen, welche anderen Banken an den Gesprächen mit den Schweizer Behörden beteiligt sind. Neben der UBS gelten auch die Raiffeisen-Gruppe, die Zürcher Kantonalbank (ZKB) und die Postfinance als systemrelevante Institute, deren Ausfall der Wirtschaft und dem Finanzsystem des Landes schweren Schaden zufügen könnte. Ein Postfinance-Sprecher erklärte, sein Haus sei nicht an den Gesprächen beteiligt. Die ZKB lehnte eine Stellungnahme ab. Ein Raiffeisen-Sprecher wollte sich vorerst nicht äußern.

Credit-Suisse-Beben

Anfang dieses Jahres zogen die Kunden von US-Banken und der Credit Suisse in enormem Ausmaß Gelder ab, sodass die Regulierungsbehörden eingreifen mussten, um eine breitere Finanzkrise zu verhindern. Seither haben sich die Aufsichtsbehörden weltweit mit der Gefahr von Bankruns auseinandergesetzt, die sich im Zeitalter des digitalen Bankings noch beschleunigt hat. Nach einem Vertrauensverlust zogen Kunden im letzten Quartal des Vorjahres 111 Milliarden Franken von der Credit Suisse ab. Weitere 61 Milliarden an Vermögenswerten flossen im ersten Quartal 2023 ab.

Nach der Übernahme der Credit Suisse befürchten Politiker, dass eine mögliche Rettung der neuen UBS die Kräfte der Schweiz übersteigen könnte. Denn ihre Bilanz ist rund doppelt so groß wie die jährliche Wirtschaftsleistung des Landes. (Reuters)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Business Angels sind keine Almosen-Geber: So knackt man sie trotzdem
16.08.2025

Sie heißen Engel, aber verschenken nichts: Warum Business Angels für Start-ups goldwert sind – und wieso Gründer trotzdem mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft 150 Jahre ohne Steuerprüfung? Personalmangel bremst Steuerkontrollen in Deutschland aus
16.08.2025

In Deutschland können Kleinstbetriebe statistisch gesehen 150 Jahre lang einer Steuerprüfung entgehen – während dem Staat Milliarden...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deutsche Bahn: Vor diesen Herausforderungen steht der künftige Bahn-Chef
16.08.2025

Richard Lutz muss seinen Posten als Bahnchef räumen - und übergibt dabei zahlreiche Probleme an seinen Nachfolger. Kann der erfolgreicher...

DWN
Technologie
Technologie Laser gegen Putins Drohnen: Europas Hightech-Antwort auf den Krieg
16.08.2025

Während russische Drohnen den Himmel über Europa testen, setzen die Ukraine und die EU auf eine futuristische Waffe: Laser, die für...

DWN
Finanzen
Finanzen Europas Bankenaufsicht warnt: Drei Risiken können das Finanzsystem erschüttern
16.08.2025

Er führt Europas Bankenaufsicht – und sieht drei Gefahren, die selbst starke Institute ins Wanken bringen könnten: geopolitische...

DWN
Politik
Politik Spitzbergen: Russland hat 100 Jahre nach dem Spitzbergen-Vertrag die Arktis genau im Blick
15.08.2025

Vor 100 Jahren wurde der Spitzbergen-Vertrag unterzeichnet – ein Abkommen mit besonderer geopolitischer Brisanz. Heute sorgen Norwegen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Finanzministerium will private Investitionen erleichtern
15.08.2025

Das Finanzministerium plant Änderungen, die private Investitionen in Deutschland attraktiver machen sollen. Doch reichen neue Gesetze und...

DWN
Panorama
Panorama Steuerzahlerbund: Beamtenstatus kritisch hinterfragen
15.08.2025

Der Streit um den Beamtenstatus gewinnt an Schärfe: Politiker und Verbände ringen um Reformen, Kosten steigen, und Bürger fragen sich:...