Nach mehreren Zinserhöhungen im Kampf gegen die Inflation gab die Europäische Zentralbank (EZB) Ende Oktober bekannt, bei einem Leitzins von derzeit 4,5 Prozent eine Zinspause einzulegen und damit an ihrer restriktiven Geldpolitik festzuhalten. Die EZB erklärte, dass die Zinssätze für einen „ausreichenden Zeitraum“ unverändert bleiben müssten, um die Inflation wieder auf das Ziel von zwei Prozent abzusenken. Einige Beamte hatten auch angedeutet, dass dies eine Zinssenkung in der ersten Hälfte des nächsten Jahres ausschließen würde.
Laut den jüngsten Prognosen der Zentralbank wird die Inflation erst in der zweiten Hälfte des Jahres 2025 wieder auf ihr erklärtes zwei Prozent Ziel zurückgehen. Doch zunächst wird die Inflation aufgrund der Volatilität der Energiepreise wahrscheinlich wieder ansteigen, und dies könnte die EZB zu einer weiteren Straffung zurückkehren lassen.
Höheres Zinsniveau: Neue Realität
Der Interhyp AG zufolge ist das aktuelle Zinsniveau „gekommen, um zu bleiben.“ Auch im monatlichen Interhyp Bauzins-Trendbarometer rechneten die befragten Zinsexperten damit, dass die Zinsen für zehnjährige Darlehen bis ins Jahr 2024 bei vier Prozent bis 4,5 Prozent liegen würden.
Andere Branchen-Experten und Investoren stimmen überein. In einem Interview mit den DWN sagte die Immobilieninvestorin Indra Schormann kürzlich, man müsse sich an die neuen Zinsen gewöhnen und erkennen, dass die lange Niedrigzinsphase weltweit - und insbesondere in Deutschland - ein „großer Luxus“ war. Schormann betonte, dass Kaufinteressenten im aktuellen Zinsumfeld noch besser bei der Immobilienfinanzierung rechnen müssen und „sich bewusst darüber sein müssen, dass bei einer Refinanzierung die Zinsen vielleicht noch weiter ansteigen könnten.“
Gute Vorbereitung entscheidend um Markt-Schwankungen zu nutzen
Laut Mirjam Mohr, Vorständin Privatkundengeschäft bei der Interhyp AG, ist es wichtig, sich beraten zu lassen und vor allem Unterlagen rechtzeitig zusammenzutragen. „Sowohl politische Themen wie der Nahost-Krieg als auch tagesaktuelle Wirtschafts- und Konjunkturdaten führen zu einem volatilen Markt“, so Mohr. „Seit Monaten sehen wir starke Schwankungen und Zinsdellen, die gut vorbereitete Käuferinnen und Käufer nutzen können.“
Nachdem die Konditionen für zehnjährige Immobiliendarlehen im September um rund 15 Basispunkte auf über vier Prozent gestiegen sind, haben die Zinsen im Oktober nochmal um knapp 20 Basispunkte auf 4,3 Prozent zugelegt.
Doch Mohr zufolge gibt es erhebliche Zinsunterschiede bei verschiedenen Kreditinstituten. „Der Zinsunterschied bei gleicher Finanzierungskonstellation kann derzeit bis zu 0,5 Prozentpunkte betragen. Vor allem ein höherer Eigenkapitaleinsatz lässt die Konditionen sinken“, sagte sie. Deshalb sei es wichtig, Anbieter zu vergleichen und sich unterschiedliche Finanzierungsoptionen anzuschauen.
Auch regionale Unterschiede könnten eine Rolle spielen, weil lokale Banken gut aufgestellt waren, um die jüngsten Preissenkungen und regionalen Lagen besser einzuschätzen. Käufer, die jetzt in den Market einsteigen, könnten in Preisverhandlungen aufgrund des gestiegenen Immobilienangebots am Markt häufig deutlich selbstbewusster auftreten, fügte Mohr hinzu, und so „durchaus sinnvoll in Wohneigentum investieren.“
Laut Schormann ist der jetzige Zeitpunkt nach wie vor ein guter, um eine Immobilie zu kaufen. „Immobilien sind - historisch gesehen - Werte, die an Wert gewinnen. Auch muss man sich daran erinnern, dass wir ja schon ein viel schlimmeres Zinsniveau hatten als in der jetzigen Zeit, auch schon einmal an die acht Prozent."