Finanzen

Viele Fondsmanager investieren nicht in den eigenen Fonds

Lesezeit: 4 min
21.12.2023 14:37  Aktualisiert: 21.12.2023 14:37
Fonds performen besser, wenn der Fondsmanager selbst investiert ist. DWN hat daher in einer Umfrage untersucht, ob deutsche Fondsmanager in die eigenen Fonds investieren.
Viele Fondsmanager investieren nicht in den eigenen Fonds
Fonds performen besser, wenn der Fondsmanager selbst investiert ist. DWN hat daher in einer Umfrage untersucht, ob deutsche Fondsmanager in die eigenen Fonds investieren. (Foto: istockphoto.com/tadamichi)
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Studien zufolge laufen aktiv gemanagte Fonds besser, wenn der verantwortliche Fondsmanager mit dem persönlichen Vermögen investiert ist. In den USA müssen daher Fondsgesellschaften seit dem Jahr 2005 veröffentlichen, ob ein Fondsmanager selbst investiert ist und ob die Anlagesumme mehr als eine Million US-Dollar beträgt.

In Europa gibt es hingegen keine entsprechenden Offenlegungsregeln. Dem Fondsverband BVI liegen entsprechend keine Zahlen vor, wie viele Fondsmanager hierzulande in die eigenen Fonds investieren, wie ein Sprecher auf DWN-Anfrage erklärt.

In den USA sind viele Fondsmanager nicht in den eigenen Fonds investiert, wie aktuelle Zahlen zeigen, die DWN von Morningstar Direct erhalten hat. Demnach halten die Fondsmanager von 2198 der 7844 aktiv gemanagten Publikumsfonds und aktiven ETFs, die in den USA domiziliert sind, keinen einzigen Anteil (39,2 Prozent).

45,1 Prozent der Fondsmanager investierten bis zu einer Million US-Dollar. Bei jedem sechsten waren es mehr als eine Million US-Dollar (15,7 Prozent). Betrachtet man bloß die aktiv gemanagten Publikumsfonds (ohne aktive ETFs), sind die Zahlen etwas höher (mehr als 1 Million US-Dollar: 18 Prozent; weniger als eine Million US-Dollar: 48,2 Prozent).

Fondsbranche ist zurückhaltend

Fondsanbieter in Deutschland halten sich überwiegend bedeckt. DWN fragte die zehn volumenstärksten Fondsgesellschaften an, ob die Fondsmanager selbst investieren und ob Informationen darüber für Anleger veröffentlicht werden. Zwei Fondsanbieter machten nähere Angaben. Acht Unternehmen wollten sich nicht äußern oder ließen die Anfrage unbeantwortet (DWS, Deka, Flossbach von Storch, Franklin Templeton, Hansainvest, Universal Investment und Blackrock).

Bei Allianz Global Investors würden sämtliche Fondsmanager ermutigt, in die eigenen Fonds zu investieren, erklärt ein Sprecher. Hiermit solle eine Angleichung der Interessen mit den Kunden erreicht werden. Verpflichtend und im Rahmen der variablen Vergütung (deferred compensation) umgesetzt wird dies aber erst nach Überschreiten bestimmter Verdienstschwellenwerte.“

Genaue Zahlen zur Anzahl und der Höhe der Investments konnte der Sprecher nicht nennen. Dies seien „zum Teil äußerst individuelle und damit vertrauliche Informationen“.

Bei der Union Investment gibt es keine Verpflichtung, dass Fondsmanager in den eigenen Fonds investieren müssen. „Dementsprechend liegen uns hierzu keine Daten vor“, erklärt ein Sprecher. Ein wesentlicher Teil der Leistungsbeurteilung im Portfoliomanagement sei aber die relative Performance eines Fonds.

Ein Sprecher eines großen Anbieters verwies in einem Telefongespräch auf den Datenschutz. Zwar sei der Compliance-Abteilung des Unternehmens bekannt, ob ein Fondsmanager investiert sei. Er dürfe aber entsprechende Daten nicht ohne Weiteres herausgeben.

Laut Experten sind Informationen über Managerinvestments wichtig für Privatanleger, um einen Fonds auszuwählen. „In früheren Tests habe ich herausgefunden, dass die Eigentümerschaft eines Managers nach den Gebühren der zweitbeste Indikator für eine Outperformance ist“, schreibt etwa der Fondsexperte Russel Kinnel von Morningstar in einer Analyse aus dem Jahr 2020.

Auch der schwedische Finanzökonom Markus Ibert spricht gegenüber DWN von einer „extrem relevanten Information für Fondsinvestoren“. Der Assistenzprofessor der Copenhagen Business School untersuchte in einer Studie aus dem Jahr 2022 die Vergütung von 363 schwedischen Fondsmanagern zwischen 1999 und 2007.

Fonds mit Managerinvestment liefern Outperformance

Demnach rentierten die Fonds, in welche die Fondsmanager selbst investiert waren, um 0,45 Prozentpunkte besser als ein Vergleichsindex (Alpha) und um 0,91 Prozentpunkte besser als die Fonds ohne Managerinvestment.

Bloß ein Bruchteil der schwedischen Fondsmanager investierte persönliche Ersparnisse in den eigenen Fonds (24 Prozent). Im Schnitt waren es 40.000 US-Dollar beziehungsweise 22 Prozent des persönlichen Vermögens an Aktien und Fondsanteilen. Je größer das Investment, desto besser war die Performance.

Eine US-Studie aus dem Jahr 2006 gelangte zu ähnlichen Ergebnissen: Demnach erhöhte sich die künftige Outperformance risikobereinigt um 3 Basispunkte (0,03 Prozentpunkte), wenn der Anteil des Managerinvestments am gesamten Fondsvermögen um einen Basispunkt stieg.

Markus Ibert spricht sich daher für gesetzliche Regelungen aus, die die Fondsanbieter zur Offenlegung entsprechender Informationen verpflichten. In den USA sei das seit fast 20 Jahren der Fall.

Zwar könnten Fondsmanager bloß sehr wenig oder gar nichts investieren, weil der Fonds nicht zu den eigenen Anlagebedürfnissen passe, führt Ibert aus. „Dennoch denke ich, dass Anleger Informationen über die Eigentumsverhältnisse des Managers erhalten sollten und dann unter Berücksichtigung anderer Faktoren entscheiden können, ob diese Informationen für den jeweiligen Fonds relevant sind oder nicht.“

Außerdem würde im institutionellen Bereich – etwa bei Hedgefonds oder Private-Equity-Fonds – bereits heute erwartet, dass die Fondsmanager offenlegen, wenn sie bloß wenige oder gar keine Anteile halten würden.

Fehlanreize bei Fondmanagern

Die UCITS-Richtlinie der EU schreibe zwar vor, dass ein Teil der Managervergütung in Fondsanteilen auszuzahlen sei, erklärt Ibert weiter. „Wie jedoch genau die Performance des Fonds an die Managervergütung gebunden ist, sei es über Arbeitseinkommen oder Anteile am Fonds, ist unklar.“

Die persönliche Anlagestrategie des Fondsmanagers könnte beeinflussen, ob der Manager investiert ist. Etwa investieren Aktienfondsmanager häufiger in den eigenen Fonds. Laut Morningstar Direct investieren 23 Prozent mehr als eine Million US-Dollar (bei allen aktiven Publikumsfonds und aktiven ETFs aus den USA: 15,7 Prozent). 52 Prozent investierten weniger als eine Million US-Dollar (bei allen Fonds: 45,1 Prozent). Bloß jeder vierte Aktienfondsmanager investierte gar kein eigenes Geld (bei allen Fonds: 39,1 Prozent).

Bei globalen Aktienfonds war der Anteil der Manager ohne Eigeninvestment hingegen höher (38 Prozent; Kategorie: Global Large Stock Blend). In der Kategorie „Large Blend“ lag er ebenfalls höher (37 Prozent).

Ein Mangerinvestment kann Fehlanreizen vorbeugen, denen Fondsmanager unterliegen können. Etwa haben Fondsmanager laut Markus Schuller vom Fondsdienstleister Panthera Solutions in rückläufigen Märkten den Anreiz, einen Index nachzuahmen. Grund sei, dass Outperformance in rückläufigen Märkten nicht mit Mittelzuflüssen belohnt werde. Eine Underperformance führe hingegen zu Mittelabflüssen.

Kritiker sehen dieses sogenannte Index Hugging als unethisch an. Aktive Fonds würden erhöhte Gebühren abrechnen, die nicht dem tatsächlichen Verwaltungsaufwand entsprechen. Außerdem erhalte der Verbraucher falsche Informationen über die Anlagestrategie des Fonds.

Auch durch Vergütungsstrukturen können Fehlanreize entstehen. Laut Studien sind Mittelzuflüsse für das Einkommen und die Karriere von Fondsmanagern wichtiger als die Fondsperformance. Fondsmanager könnten das Portfolio bewusst ausrichten, um Mittelzuflüsse zu maximieren oder -abflüsse zu vermeiden – selbst wenn darunter die Fondsperformance leide.

Auch die Ausnahme-Investoren Warren Buffett und Charlie Munger gaben in der Vergangenheit an, mit 90 beziehungsweise 99 Prozent des Privatvermögens in Berkshire Hathaway investiert zu sein. Das Privatvermögen von zahlreichen Verwandten und leitenden Berkshire-Angestellten bestehe ebenfalls aus Aktien des Unternehmens. „Charlie und ich können Ihnen keine Ergebnisse versprechen. Aber wir können garantieren, dass Ihr finanzielles Schicksal für den Zeitraum, für den Sie sich für unsere Partnerschaft entscheiden, im Gleichschritt mit unserem verläuft“, schrieb Buffett in einem Aktionärsschreiben von 1999.

                                                                            ***

Elias Huber arbeitet als freier Journalist in Frankfurt am Main und schreibt vor allem über Konjunktur, Edelmetalle und ETFs sowie die ökonomische Lehre der Österreichischen Schule. 


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