Politik

Auftragspolster der Industrie nimmt in Rekordtempo ab - es bröckelt an allen Ecken

Die verheerenden Zahlen zu den Auftragseingängen zeigen einmal mehr: Deutschlands Wirtschaft wird von der Politik massiv belastet.
19.12.2023 10:26
Aktualisiert: 19.12.2023 10:26
Lesezeit: 2 min

Das Auftragspolster der deutschen Industrie nimmt vor allem wegen der Krise in der Autobranche in Rekordgeschwindigkeit ab. Der Auftragsbestand sank im Oktober um 5,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Das ist der stärkste Rückgang seit Beginn dieser Statistik im Jahr 2015.

Im Vergleich zum Vormonat gab es mit minus 0,6 Prozent bereits den vierten Rückgang in Folge. Dabei nahmen die offenen Aufträge sowohl aus dem In- als auch aus dem Ausland ab.

"Der Auftragsbestand bröckelt weiter dahin", sagte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger. "Wenn Neuaufträge nicht bald zunehmen, werden Produktionsräder noch langsamer laufen. Die Industrie sitzt fest im Rezessionssattel."

Die negative Entwicklung bei den Auftragsbeständen geht vor allem auf die Autoindustrie zurück: Dort sanken sie um 2,9 Prozent im Vergleich zum Vormonat. "In der Automobilindustrie hatten sich in den Jahren 2020 bis 2022 aufgrund von Lieferengpässen historisch hohe Auftragsbestände angestaut", erklärten die Statistiker. Seit Jahresbeginn seien diese aber durchgehend gesunken. Dennoch lägen sie im längerfristigen Vergleich "noch auf einem hohen Niveau".

Gesunken sind die Auftragsbestände auch im Maschinenbau (-0,9 Prozent) und bei den Herstellern von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen (-1,3 Prozent).

Die Reichweite des Auftragsbestands sank im Oktober auf 6,9 Monate. Das ist das niedrigste Niveau seit knapp drei Jahren. Die Reichweite gibt an, wie viele Monate die Betriebe bei gleichbleibendem Umsatz ohne neue Bestellungen theoretisch produzieren müssten, um die vorhandenen Bestellungen abzuarbeiten.

Hausgemachte Krise

Der Niedergang der deutschen Wirtschaft ist weitgehend hausgemacht. Insbesondere die enormen Preiserhöhungen bei Energie, die als Folge der Energiewende und der Klima-Politik der Bundesregierung anfallen, entziehen dem hiesigen Standort seine Wettbewerbsfähigkeit.

Im Hellmeyer Report findet Folker Hellmeyer klare Worte, wer für die Wirtschaftskrise verantwortlich ist:

Gab es je zuvor ein größeres Misstrauensvotum? Das Manko für die deutsche Wirtschaft liegt darin, dass unsere Regierung keine Politik für die Wirtschaft und die Leistungsträger macht. Dann seitens der Regierung auf das Vertrauen der Wirtschaft zu setzen, ist intellektuell mehr als ambitioniert (Aspekt „geschlagener Hund“). Dieses Vertrauen hat die Politik durch diskretionäre Politik über Jahre (auch Merkel) erodiert oder sogar zerstört.

Das gilt um so mehr, als dass die Regierung mit ihrem aktuellen Haushaltsakt erneut Vertrauensbruch gegenüber zwei Säulen der Wirtschaft begangen hat. Von der deutschen Automobilbranche wurde die Ausrichtung zur E-Mobilität eingefordert und man hat als Grundlage für diese milliardenschweren Investitionen Förderungen gesetzlich verankert. Mit einem Federstrich sind diese Förderungen gestrichen worden. Damit sind die Investitionsmodelle der Autobauer untergraben worden.

Die deutsche Agrarindustrie ist durch die Maßnahmen bei Agrardiesel und Kfz-Steuer extrem belastet. Die deutsche Agrarindustrie produziert auf den höchsten Niveaus in der Welt. Wer dieser Struktur das Wasser abgräbt, unterstützt faktisch die niedrigeren Umweltstandards im Rest der Welt und negiert das hohe Leistungsprofil dieses Sektors (Respekt?). Er gefährdet damit auch die Grundversorgung.

Berlin untergräbt die Grundlagen für den Investitionsstandort Deutschland. Eine zügige politische Neuausrichtung ist unverzichtbar. Diese Regierung kann es nicht oder will es nicht.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Durch Angriffe beschädigte Pipeline lässt den Ölpreis steigen
04.12.2025

Ein beschädigter Pipeline-Anleger im Schwarzen Meer lässt den Ölpreis scharf anziehen. Die Märkte reagieren nervös, denn geopolitische...

DWN
Politik
Politik Beiträge für Private Krankenversicherung steigen kräftig ab 2026
04.12.2025

Die Mehrheit der Privatversicherten muss kommendes Jahr höhere Beiträge für ihre Krankenkasse bezahlen. Die Branche rechnet mit...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schweizer Rohstoffhändler wankt: Gunvor-Chef steigt aus – die Lehren aus Gunvors Buy-out
04.12.2025

Gunvor galt lange als diskreter Globalplayer im Ölhandel – bis der Flirt mit dem russischer Öl- und Gaskonzern Lukoil sowie Vorwürfe...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuer auf Kontoguthaben? Marktforscher wollen höhere Ausgaben anreizen
03.12.2025

Die Stimmung der deutschen Verbraucher bleibt auch beim Weihnachtsgeschäft auf dem Tiefpunkt: Das Land der Sparer hält das Geld zusammen...

DWN
Politik
Politik Falsche Daten, statistische Mängel: Deutsche Klimaforscher ziehen Studie zum Klimawandel zurück
03.12.2025

Falsche Wirtschaftsdaten zu Usbekistan, statistische Mängel: Nach einiger Kritik ziehen Klimaforscher eine Studie des Potsdamer Instituts...

DWN
Politik
Politik EU einig über Importstopp für Gas aus Russland - Kremlsprecher: "EU schadet sich selbst"
03.12.2025

Die EU will bis spätestens Ende 2027 vollkommen unabhängig von russischem Erdgas sein. Das sieht eine Einigung zwischen Vertretern der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Weniger Feiertage, weniger Wirtschaftskrise? Schwäbische Unternehmenschefin für Streichung von Ostermontag
03.12.2025

Weniger Feiertage = mehr Wirtschaftsleistung? Die Debatte reißt nicht ab. Eine Konzernchefin aus Schwaben macht einen konkreten Vorschlag...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Coca-Cola beklagt Standortbedingungen: Deutschland nicht wettbewerbsfähig
03.12.2025

Der Chef des Coca-Cola-Abfüllers bemängelt die Bürokratie und komplizierte Verhältnisse für Unternehmen. Noch steht er zum Standort...