Bayer kämpft seit Jahren mit Problemen, dem Unternehmen geht es schlecht. Auch die Anleger sind nicht glücklich, der Aktienkurs ist im Keller: In den vergangenen zwölf Monaten verlor die Bayer-Aktie annähernd 40 Prozent an Wert.
Nun will sich das Agrarchemie- und Pharmaunternehmen eine neue Organisationsstruktur verpassen, die bis Ende 2025 einen umfangreichen Stellenabbau vorsieht. Der US-Amerikaner Bill Anderson, der seit einem Dreivierteljahr im Vorstand der Bayer AG als CEO verantwortlich ist, plant harte Einschnitte, um den Konzern wieder auf Kurs zu bringen. Dabei sind massive Einsparungen und vollkommen neue Organisationsmodelle geplant.
Wichtigste Maßnahmen sind ein Abbau von Hierarchien, eine Verschlankung der Verwaltung und eine Beschleunigung von Entscheidungs- und Innovationsprozessen. Dies wird einen umfangreichen Personalabbau in Deutschland nach sich ziehen, wie ein Unternehmenssprecher am gestrigen Mittwochabend bekannt gab.
Bayer-Management wird abgebaut
Der Umbau des Konzerns wird auch viele Manager den Job kosten. Die aktuell zwölf Entscheidungsebenen sollen radikal zusammengekürzt und Führungsebenen abgebaut werden. Die neue, geplante Organisationsstruktur sieht die Arbeit in kleinen und sich selbst verwaltenden Teams vor. Diese sollen sich auf bestimmte Produkte oder Kunden konzentrieren und so als Kleinunternehmer im Unternehmen schnell und effizient arbeiten können.
Dadurch entfallen ganze Managementebenen und große Teile der aktuellen Verwaltung, die hauptsächlich in Leverkusen ansässig ist. Wie umfangreich die Einsparungen hierdurch werden, ist noch nicht ganz klar. Auf jeden Fall gehen sie mit einem umfangreichen Stellenabbau einher, der bis Ende 2025 abgeschlossen sein soll. Die Bayer AG hat in Deutschland aktuell 22.200 Beschäftigte, weltweit sind es 101.000 Mitarbeiter. Auch im Ausland wird die Managementstruktur überprüft.
Zügige Umsetzung der Maßnahmen
Konzernvorstand und die Vertretung der Arbeitnehmer haben sich auf die neuen Maßnahmen geeinigt, um den Konzern zukunftsfähig zu machen. Betriebsbedingte Kündigungen gab es bei Bayer seit 27 Jahren nicht mehr und sie sind auch erst ab Ende 2026 möglich. Um die Ziele schneller realisieren zu können, will Bayer den Personalabbau jedoch durch Abfindungen und Unterstützungsmaßnahmen beschleunigen.
In Deutschland wird Bayer dafür den betroffenen Beschäftigten Abfindungsverträge anbieten, die nach Lebensalter gestaffelt sind. Außerdem ist auch geplant, für einen Zeitraum von 6 Monaten Maßnahmen anzubieten, um die Mitarbeiter gemäß ihren Qualifikationen bei der Suche nach einer neuen Position außerhalb des Konzerns zu unterstützen. Angeboten werden auch zusätzliche, bis zu 12 Monate andauernde, individuelle Qualifizierungsmaßnahmen, um die betroffenen Mitarbeiter für den externen Arbeitsmarkt fit zu machen.
Durch diese Maßnahmen soll der Stellenabbau bereits bis Ende 2025 gelingen. Es geht nicht zum ersten Mal um einen Stellenabbau bei Bayer. Bereits 2020 wurde in Leverkusen ein Sparprogramm eingeleitet, mit dem jährlich rund 1,5 Milliarden Euro eingespart werden sollen.
Bayer-Aktie: Hoher Druck auf der Bayer AG
Seit der Übernahme von Monsanto 2018 steckt das Unternehmen in der Krise. Nicht nur Kosten in Milliardenhöhe für Rechtsstreitigkeiten in den USA wegen den vermeintlichen Krebsrisiken der Glyphosat-Produkte belasten das Unternehmen, auch niedrige Absatzpreise und fallende Nachfrage nach den Agrarprodukten tragen zu den Problemen bei.
Das Pharmageschäft strauchelt ebenfalls. Für wichtige, milliardenschwere Umsatzbringer laufen die Patente demnächst aus, wie z. B. für den Gerinnungshemmer Xarelto. Die klinischen Studien zum neuen Hoffnungsträger, dem Gerinnungshemmer Asundexian, von dem man sich Milliardeneinnahmen versprach, erwiesen sich als Flop und mussten abgebrochen werden.
Näheres zum Umbau des Konzerns will Bayer bei seinem Kapitalmarkttag am 5. März bekanntgeben. Durch den Umfang der aktuellen Probleme kann auch eine Aufspaltung des Unternehmens nicht mehr ausgeschlossen werden.
Bayer-Aktie: Analysten sind skeptisch
Die Aktienexperten zeigen sich mehrheitlich zurückhaltend. In den neuesten Analysen überwiegt das Votum Hold für die Bayer-Aktie, die Kursziele der Banken Berenberg, UBS und JP Morgan Chase liegen jeweils bei 34 Euro. Barclays sieht den fairen Wert der Bayer-Aktie bei 40 Euro, Morgan Stanley bei 52 Euro. Lediglich Bernstein Research rät Mitte Januar 2024 zum Kauf der Bayer-Aktie, das Kursziel lautet 50 Euro.
Die neuesten Entwicklungen im Bayer-Konzern werden die Analysten sicherlich zum Anlass nehmen, ihre Einstufungen für das Papier des Leverkusener Chemiegiganten erneut unter die Lupe zu nehmen - und gegebenenfalls anzupassen. Die Weichen für einen Aufbruch in bessere Zeiten scheinen nun jedenfalls gestellt.