Technologie

Solardächer und Ladesäulen: Einzelhandel beklagt lange Wartezeiten und stellt Forderungen

Lesezeit: 2 min
20.01.2024 15:30
Photovoltaikanlagen und die dazugehörige Ladeinfrastruktur sind für das Gelingen der Energiewende in Deutschland unverzichtbar. Über lange Wartezeiten beim Anschluss beklagt sich nun der Einzelhandel in Deutschland - und stellt klare Forderungen an die Politik.
Solardächer und Ladesäulen: Einzelhandel beklagt lange Wartezeiten und stellt Forderungen
Photovoltaikanlagen und Solardächer sind für die Energiewende unverzichtbar (Foto: dpa)
Foto: Jörg Carstensen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Dem Handelsverband zufolge müssen viele Unternehmen bis zu 18 Monate warten, bis neu angeschlossene Photovoltaikanlagen und E-Ladesäulen in Betrieb gehen können. Branchenverband und Verteilnetzbetreiber verweisen auf die rasante gestiegene Zahl an Genehmigungsanfragen.

Der Einzelhandel in Deutschland beklagt lange Wartezeiten beim Anschluss von Photovoltaikanlagen und Ladesäulen und fordert eine schnellere Bearbeitung durch die Verteilnetzbetreiber. Von den Verzögerungen betroffen sind nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur unter anderem die Handelsriesen Aldi Nord, Edeka, Lidl und Rewe, der Großhandelskonzern Metro und der Möbelhändler Ikea.

Nicht im Sinne der Energiewende

„Händlerinnen und Händler haben große Schwierigkeiten, Solaranlagen und E-Ladepunkte überhaupt an das Netz angeschlossen zu bekommen. Das kann nicht im Sinne der Energiewende sein“, sagte Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE). Unternehmen warten demnach bis zu 18 Monate, bis ein Anschluss steht. In vielen Bundesländern gibt es bei gewerblichen Neubauten eine gesetzliche Pflicht zum Ausbau von Photovoltaikanlagen und Ladeinfrastruktur.

Der Discounter Aldi Nord hat nach eigenen Angaben bereits etwa 650 seiner 2200 Filialen in Deutschland mit Photovoltaikanlagen bestückt. In diesem Jahr sollen bis zu 100 weitere Anlagen in Betrieb gehen. Außerdem sind 1000 neue Ladesäulen auf den Parkplätzen geplant. Der bürokratische Aufwand für die Anmeldung sei groß, heißt es. Nachdem die Anlagen installiert sind, dauere es zu lang, bis sie auch genutzt werden können. Bis zu zwölf Monate sind es laut Aldi Nord.

Bei Lidl, wo ebenfalls viele Filialen mit Photovoltaik und Ladesäulen ausgestattet werden, sind es einer Sprecherin zufolge bis zu acht Monate. Von Verzögerungen beim Ausbau berichtet auch Edeka. Diese seien jedoch auch auf gestiegenen Materialbedarf, fehlende Fachkräfte sowie auf gestörte Lieferketten zurückzuführen.

Bearbeitungszeiten „länger als üblich“

In Deutschland gibt es rund 870 Verteilnetzbetreiber, darunter viele Stadtwerke. Sie liefern Strom zu den Endkunden und erteilen die Freigabe, dass Solaranlagen Strom ins Netz einspeisen dürfen. Die technischen Anschlussbedingungen und Anmeldeverfahren unterscheiden sich vielfach. Der HDE fordert eine bundesweite Vereinheitlichung, um die Verfahren zu vereinfachen und zu beschleunigen.

Wartezeiten von bis zu 18 Monaten will keiner der angefragten Netzbetreiber bestätigen. Sie verweisen auf die zuletzt rasant gestiegene Zahl an neuen PV-Anlagen und Genehmigungsanfragen. Die Bearbeitungszeiten seien „derzeit länger als üblich“, sagt ein Sprecher der Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft. „Besonders große Anlagen erfordern einen erhöhten Prüfaufwand.“ Bei nicht vollständigen Anträgen seien zeitaufwändige Korrekturen nötig. Viele der angefragten Netzbetreiber geben an, auf die gestiegene Nachfrage reagiert zu haben - etwa mit der Digitalisierung des Verfahrens.

Vervierfachung der Zubauzahlen von 2021 bis 2023

Auch der Energiewirtschaftsverband (BDEW) sieht eine starke Zunahme der Anschlussbegehren. «Die Netzbetreiber schließen aktuell mit Hochdruck Wärmepumpen, Wallboxen und PV-Anlagen an ihr Netz an», sagte Kerstin Andreae, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung. „Viele Netzbetreiber fahren Sonderschichten, zum Teil samstags, um dem Ansturm Herr zu werden.“ Bei größeren PV-Anlagen kann es laut BDEW dazu kommen, dass das Netz ausgebaut oder ein neuer Transformator gebaut werden muss.

Gerade bei großen Wärmepumpen kann aufgrund der hohen Anzahl gleichzeitig anzuschließender Geräte demnach ein Ausbaubedarf bestehen. „Die Realisierung des Netzanschlusses kann aufgrund erforderlicher Baugenehmigungen und Engpässen bei Tiefbauunternehmen im Einzelfall Zeit in Anspruch nehmen, ist aber unvermeidbar“, so Andreae. Der Verband rät vor allem Kunden mit hohen Anschlussleistungen, möglichst frühzeitig mit dem Netzbetreiber vor Ort das Vorhaben und die Einbindung in das Netz besprechen.

Die Bundesnetzagentur steht nach eigenen Angaben im Austausch mit den Netzbetreibern. Die Zubauzahlen haben sich der Behörde zufolge zwischen 2021 und 2023 vervierfacht. Bemerkenswert sei, dass die befragten Netzbetreiber es geschafft hätten, die Bearbeitungszeiten ungefähr konstant zu halten, sagte ein Sprecher. Das vom Bundeswirtschaftsministerium auf den Weg gebrachte Solarpaket werde weitere Erleichterungen bringen. „Wir sind optimistisch, dass die Bearbeitungsdauer kein dauerhaftes Problem bleiben wird.“ (dpa)


Mehr zum Thema:  

 

DWN
Politik
Politik Bühne frei für gut 100 Tage harten Wahlkampf
13.11.2024

Das Trennungs-Drama der Ampel hat einen Vorgeschmack darauf gegeben, was von diesem Bundestagswahlkampf zu erwarten ist. Er wird kurz, er...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kundenakquise mit Social Media: Erfolgreiche Strategien mit Facebook, LinkedIn & Co. für jedes Unternehmen
13.11.2024

Möchten Sie erfahren, wie Social Media Kundenakquise revolutionieren kann? Helena Grizelj, Content Marketing Expertin und Gründerin von...

DWN
Finanzen
Finanzen Solidaritätszuschlag auf dem Prüfstand: Was bedeutet das für Steuerzahler?
13.11.2024

Das Bundesverfassungsgericht prüft den #Solidaritätszuschlag! Wird die Ergänzungsabgabe für Gutverdiener und Unternehmen abgeschafft?...

DWN
Technologie
Technologie Erneuerbare Energien fressen Steuergelder auf
13.11.2024

Der Boom der erneuerbaren Energien in Deutschland ist ungebremst. Doch die Förderung der Energiewende kostet sehr viel mehr Geld als...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Rekordhoch: Kryptowährung über 90.000 Dollar - und jetzt?
12.11.2024

Der Bitcoin-Kurs befindet sich nach der US-Präsidentschaftswahl in einer kräftigen Aufwärtsrally. Mit einem Anstieg von rund 30 Prozent...

DWN
Politik
Politik Belarus wird BRICS-Mitglied: Was bedeutet das für Europa?
12.11.2024

Belarus wird BRICS-Partner! Was bedeutet das für Europa? Mit der Aufnahme von Belarus in die BRICS-Gruppe verschiebt sich das...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX rutscht ab: Unternehmensprognosen dämpfen die Anlegerstimmung
12.11.2024

Der DAX hat seine Gewinne vom Wochenbeginn am Dienstag wieder abgegeben und sich der psychologisch bedeutenden Marke von 19.000 Punkten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Start-up-Gründungen: Wirtschaftsminister Habeck will Frauenförderung verbessern
12.11.2024

In Deutschland wird weniger als jedes fünfte Start-up von einer Frau gegründet. Wirtschaftsminister Habeck betrachtet die...