2023 wurden 35,4 Millionen Tonnen Stahl produziert und damit 3,9 Prozent weniger als im Vorjahr, wie die Wirtschaftsvereinigung Stahl am Dienstag in Berlin mitteilte. Das sei das niedrigste Produktionsvolumen seit der Finanzmarktkrise 2009. Seinerzeit sei es nach dem rezessionsbedingten Einbruch aber wieder rasch bergauf gegangen. Dagegen halte der nun seit Anfang 2022 dauernde Negativtrend an.
Lage für die Stahlindustrie sehr ernst
Besonders die schwache Nachfrage in Verbindung mit hohen, nicht wettbewerbsfähigen Strompreisen setze der Industrie zu, teilte die Wirtschaftsvereinigung mit. "Die Jahresbilanz der Stahlproduktion in Deutschland zeigt deutlich, dass die Lage für die Stahlindustrie (...) sehr ernst ist", sagte Hauptgeschäftsführerin Kerstin Maria Rippel. Sie appellierte an die Regierung, besonders bei den hohen Stromkosten bestehe dringender politischer Handlungsbedarf.
Seit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Klima- und Transformationsfonds stehe zudem die Finanzierung der angestrebten Klimaneutralität in Frage. Nötig sei ein klares politisches Konzept, sagte Rippel. "Das ist ein zentraler Baustein, um die Transformation der Stahlindustrie und die Dekarbonisierung unseres Landes insgesamt weiter voranzubringen."
Einbruch der Elektrostahlerzeugung dramatisch
Besonders dramatisch sei der Einbruch der Elektrostahlerzeugung, hieß es. Dort sei die Produktion im Vorjahresvergleich um fast elf Prozent auf 9,8 Millionen Tonnen gesunken. Das unterschreite sogar den Tiefpunkt in der Finanzmarktkrise mit 11,3 Millionen Tonnen.
Elektrostahl ist ein besonders hochwertiger, unter Nutzung eines Elektroofens hergestellter Stahl aus eingeschmolzenem Schrott. Diese Produktionsroute ist laut der Wirtschaftsvereinigung sehr stromintensiv und daher besonders von den steigenden Energiepreisen belastet. Die Hochofen-Produktion habe sich lediglich stabilisiert, aber auch das nur auf einem äußerst niedrigen Niveau. (dpa)