Zum stabilen persönlichen Vermögensaufbau gehören Immobilien als tragende Säule eigentlich immer dazu. Auch in einer Krise wie aktuell, wo die Zinsen steigen und die Preise fallen, suchen Anlage-Profis nach Investments. Geld verliert, wer die teuren Mieten zahlen muss.
Bei der Frage der Ungleichheit zwischen den östlichen und westlichen Bundesländern spielt dies eine zunehmend stärkere Rolle - auch heute noch. Wer unverändert mietet und nicht offensiv ein Stück weit in Grundbesitz investiert, ist im Schnitt 15 Prozent weniger vermögend. Das Delta der Schere erhöht sich sogar auf 20 bis 30 Prozent, wenn es um Anlagevermögen und Besitz gleich mehrerer Immobilien geht.
Grundbesitz sorgt weiterhin für Ungleichheit zwischen Ost und West
Der Anteil von Immobilieneigentümern in Sachsen, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Brandenburg ist zwar von einstmals nur 25 auf 40 Prozent gestiegen, wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) analysiert hat. In Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg oder gar Bayern etwa liegt sie bei über 60 Prozent. Lediglich die Stadtstaaten Bremen, Hamburg und Berlin fallen statistisch aus dieser Reihe.
Die Gründe liegen klar auf der Hand: weniger Startkapital für den Erwerb, geringere Summen, die als Familien-Erbschaft anfallen und somit an die neue Generation weitergegeben werden. Der Unterschied liegt aber auch in den Immobilienwerten selbst. Häuser und Wohnungen in Bayern oder Hamburg sind deutlich mehr Wert als in Thüringen oder Leipzig und Dresden. Dabei liegen die großen Chancen unvermindert in den neuen Bundesländern. Dort gibt es immer noch viel Leerstand, der auf mutige Investoren wartet, Bemerkenswert: Es lassen sich dort weiterhin verlockende Angebote entdecken. Leerstehende Gehöfte oder Gutshäuser für kleines Geld - und ganz fantastische Gelegenheiten beim Angebot der regional aufgestellten Makler und Agenten.
So bietet derzeit zum Beispiel Makler Thomas Busch einen denkmalgeschützten Traditionsgasthof anno 1837 an. Der alte Ballsaal (siehe Foto) beeindruckt mit Jugendstil-Elementen. Die Lage an der B 107 zwischen Dresden und Leipzig könnte Kundschaft aus beiden Städten anlocken. Wo gibt es so etwas noch, unverbaut, in historischer Qualität und Originalität.
Wo gibt es das? Historischer Ballsaal - zum Tanzen oder auch Wohnen
Wer einen Blick in die aktuellen Kataloge der großen deutschen Auktionshäuser wirft, stellt fest, es hat sich in den über 30 Jahren seit der Deutschen Einheit nicht so viel verändert hat. Ende des Monats geht es wieder los bei den Sächsischen Grundstücksauktionen im Deutschen-Hygiene-Museum in Leipzig. Am 28. Februar kommt dort gegen 11 Uhr ein freistehendes Einfamilienhaus direkt an der Elbe in Meißen unter den Hammer. Mindestgebot bei nur 175.000 Euro. Im Angebot ist der alte Bahnhof von Reichenbach im Vogtland für 69.000 Euro als Startangebot. In Zeitz am Roßmarkt mitten in der Fußgängerzone gibt es ein schmuckes Haus mit Giebel und Eck-Türmchen für 195.000 Euro.
Wer ländliche Grundstücke in Ostsee-Nähe sucht, könnte dann am 7. März bei den Norddeutschen Grundstücksauktionen in Hamburg fündig werden. Ein altes Backstein-Gemeindehaus in Schönhausen an der mecklenburgischen Seenplatte ist bereits ab 25.000 Euro im Katalog. Auch Grundstücke in Krakow am See gibt es dort günstig zu erwerben. Bei der Auktion von Plettner und Brecht in Berlin am 9. März beeindruckt ein leerstehendes Mehrfamilienhaus in Neusalza-Spremberg für gerade mal 4000 Euro.
Auktionshäuser finden immer noch Nachschub im Osten
Es scheint, in Ostdeutschland herrscht immer noch der Ausverkauf. Wohl über die Hälfte der Flächen und Immobilien Ostdeutschlands wurde in Folge der Wiedervereinigung neu verteilt. Was zu DDR-Zeiten Volkseigentum war, wurde nicht selten an sogenannte Alteigentümer rückübertragen, weil sie zur NS-Zeit oder nach dem Kriege von DDR-Behörden enteignet worden. 800.000 Anträge auf die Rückgabe von Grundstücken und Häusern wurden gestellt, wobei die rechtliche Grundlage dafür nicht etwa der Deutsche Bundestag, sondern die letzte DDR-Volkskammer unter ihrem letzten Ministerpräsident Lothar De Maizière stellte.
Vieles kam aber auch einfach so unter den Hammer. Eingeliefert von den Eigentümern, weil so viele kleine Orte in der Provinz unter dem Weggang der Bevölkerung litten. Wobei vor allem Käufer aus dem Westen (im Gegensatz zu den Ostdeutschen) über genug Geld und Ersparnisse verfügten, um die Grundstücke, Häuser oder Firmen zu erwerben.
Ein Grundsatz-Konflikt, der bis heute anhält und die politische Differenzen zwischen Ost und West mittlerweile geradezu befeuert. „Wem gehört der Osten?“, heißt denn auch eine sehenswerte Dokumentarfilm-Reihe von Ariane Riecker und Grimme-Preisträger Olaf Jacobs, die die Eigentums-Umverteilung im Osten in mehreren Folgen thematisiert und nachvollziehbar darstellt - zu sehen in der Mediathek des Mitteldeutschen Rundfunks.
Helmut Kohl beschwor Wirtschaftswunder, Westdeutsche griffen zu
Mit Sonderabschreibungen von bis zu 50 Prozent wurde Kapital zur Sanierung des ostdeutschen Immobilienbestandes gepumpt. Wer freilich nur wenig Steuern zahlte, konnte auch nur wenig bei der Steuererklärung sparen.
Es waren Helmut Kohls Steuergeschenke an das Bürgertum. Doch nur wenige der Neu-Bundesbürger ahnten damals, wie wichtig es ist, mitzutun beim großen Monopoly. Sie waren bestenfalls Zaungäste beim Wiederaufbau und eine Zierde auf den blühenden Landschaften.
Inzwischen mischen natürlich auch Ostdeutsche mit. Wie Jörg Zochert aus Leipzig, der sogar Großprojekte wie den Umbau der alten Hauptpost im Leipziger Zentrum zu Luxuswohnungen in Angriff genommen hat. Dass Leipzig sich so prächtig entwickelt hat, dauerte mehr als 20 Jahre und war das Resultat erfolgreicher Firmenansiedlungen. Die in der Zwischenzeit verschobenen Eigentumsverhältnisse sind derweil auf Generationen zementiert. Wenn künftig Häuser im Osten vererbt werden, fließt das Erbe womöglich in den Westen.