Finanzen

Aktien-Trading: So funktionieren Long- und Short-Wetten

Beim Aktienhandel können Anlegern sowohl von steigenden als auch fallenden Kursbewegungen profitieren. Der folgende Artikel beleuchtet die Mechanismen hinter diesen Strategien und erklärt, wie Investoren sie konkret nutzen können, um ihre Handelsziele zu erreichen.
28.02.2024 15:00
Lesezeit: 4 min
Aktien-Trading: So funktionieren Long- und Short-Wetten
In einem Bullenmarkt fährt man mit Long-Strategien gut, im Bärenmarkt funktionieren Short-Strategien besser. (Bild: iStock.com, undefined undefined)

Aktien-Trading ist ein facettenreiches Feld, das sowohl für erfahrene Investoren als auch für Neulinge gleichermaßen Chancen und Herausforderungen birgt. Im Zentrum des Interesses stehen dabei oft die Begriffe „Long“ und „Short“, die grundlegende Handelsstrategien beschreiben. Während Long-Positionen auf die klassische Erwartung steigender Kurse setzen, ermöglichen Short-Positionen den Tradern, auch von fallenden Kursen zu profitieren. Der folgende Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die Funktionsweise von Long- und Short-Wetten im Aktien-Trading und stellt dar, wie Anleger diese zu ihrem Vorteil einsetzen können.

Grundlagen: Verstehen von Long- und Short-Positionen

Im Kern des Aktien-Tradings stehen zwei fundamentale Strategien: Long- und Short-Positionen. Diese Konzepte bilden die Basis für nahezu alle Handelsentscheidungen und sind entscheidend für das Verständnis der Marktdynamik sowie der damit verbundenen Chancen und Risiken.

Long-Positionen beziehen sich auf den Kauf von Aktien in der Erwartung, dass ihr Wert steigen wird. Dies ist die traditionellste Form des Investierens. Der Anleger erwirbt Aktien zu einem bestimmten Preis mit der Absicht, sie zu einem späteren Zeitpunkt zu einem höheren Preis zu verkaufen und so einen Gewinn zu erzielen. Die Logik dahinter ist einfach: Kaufen Sie niedrig, verkaufen Sie hoch. Long-Positionen spiegeln Optimismus bezüglich der Zukunftsaussichten eines Unternehmens oder des Marktes wider und sind ein Ausdruck des Vertrauens in das Wachstumspotenzial.

Short-Positionen hingegen sind etwas komplexer und setzen auf den Rückgang des Wertes einer Aktie. Bei dieser Strategie leiht sich der Investor Aktien, die er nicht besitzt, um sie sofort zu einem aktuellen Marktpreis zu verkaufen. Die Hoffnung besteht darin, die Aktien später zu einem niedrigeren Preis zurückkaufen zu können, sie an den Verleiher zurückzugeben und die Differenz als Gewinn einzubehalten. Short-Positionen sind eine fortgeschrittenere Taktik, die ein gutes Verständnis der Marktbewegungen voraussetzt und mit einem höheren Risiko verbunden ist. Sie reflektieren eine pessimistische Sicht auf die künftige Entwicklung einer Aktie oder des Marktes.

Risikoprofil: Wie man mit Long- und Short-Strategien handelt

Der Handel mit Aktien durch Long- und Short-Positionen bietet Anlegern vielfältige Möglichkeiten, von Marktbewegungen zu profitieren. Doch mit dem Potenzial für hohe Gewinne geht auch das Risiko von Verlusten einher. Ein tiefgreifendes Verständnis der Risiko- und Gewinnpotenziale ist daher unerlässlich, um diese Strategien effektiv einzusetzen.

Long-Positionen sind mit einem relativ direkten und verständlichen Risikoprofil verbunden. Das größte Risiko besteht darin, dass der Wert der gekauften Aktie fällt, was zu einem potenziellen Verlust führt, sollte der Anleger sich entscheiden zu verkaufen. Allerdings ist der maximale Verlust auf die ursprüngliche Investitionssumme begrenzt. Das Gewinnpotenzial hingegen ist theoretisch unbegrenzt, da es keine Obergrenze für den Wertanstieg einer Aktie gibt.

Short-Positionen bergen ein komplexeres Risikoprofil. Da diese Strategie auf einem Wertverlust beruht, kann der Anleger bei falscher Markteinschätzung und einem anschließenden Kursanstieg der betreffenden Aktie Verluste erleiden, die das ursprüngliche Investment übersteigen. Das liegt daran, dass das Gewinnpotenzial bei Short-Positionen begrenzt ist – der maximale Gewinn tritt ein, wenn die Aktie wertlos wird – während das Verlustrisiko theoretisch unbegrenzt ist, da der Aktienkurs unbegrenzt steigen kann. Zudem fallen beim Shorten von Aktien in der Regel Leihgebühren an, und es kann zu einer sogenannten „Margin Call“-Situation kommen, in der der Anleger aufgefordert wird, zusätzliches Kapital bereitzustellen, um seine Position zu decken.

Um Gewinne und Verluste von Long- und Short-Strategien zu managen, ist eine sorgfältige Analyse und eine fundierte Strategie erforderlich. Dazu gehört die Anwendung von Risikomanagementtechniken wie Stop-Loss-Orders, die Begrenzung der Exposition gegenüber einzelnen Wertpapieren und Sektoren sowie eine fortlaufende Marktbeobachtung. Erfahrene Trader nutzen zudem die technische und fundamentale Analyse, um potenzielle Einstiegs- und Ausstiegspunkte zu identifizieren und ihre Entscheidungen zu fundieren.

Darüber hinaus ist die Diversifikation ein Schlüsselelement beim Management der Risiken, die mit Long- und Short-Positionen verbunden sind. Indem Anleger ihr Portfolio über verschiedene Anlageklassen, Sektoren und geografische Regionen streuen, können sie das Risiko reduzieren und die Auswirkungen von Marktschwankungen auf ihre Investitionen abmildern.

Fallbeispiele: Long- und Short-Positionen in der Praxis

Die Anwendung von Long- und Short-Positionen lässt sich durch hypothetische Zahlenbeispiele noch greifbarer darstellen. Diese quantitativen Szenarien veranschaulichen, wie Investoren durch strategische Entscheidungen in unterschiedlichen Marktlagen profitieren können.

Fallbeispiel 1: Long-Position in einem Technologieunternehmen

Ein Anleger investiert 10.000 € in ein vielversprechendes Technologieunternehmen, dessen Aktienkurs bei 50 € liegt. Dies ermöglicht den Kauf von 200 Aktien. Über das Jahr hinweg steigt der Aktienkurs aufgrund starker Geschäftsergebnisse und einer hohen Nachfrage nach den Produkten des Unternehmens auf 100 € pro Aktie. Der Marktwert des Investments verdoppelt sich somit auf 20.000 €. Der Anleger entscheidet sich, 100 Aktien zu verkaufen und realisiert einen Gewinn von 10.000 €, während er die restlichen 100 Aktien hält, in der Hoffnung auf weiteres Wachstum.

Fallbeispiel 2: Short-Position in einem Einzelhandelsunternehmen

Ein Anleger geht eine Short-Position in einem Einzelhandelsunternehmen ein, indem er sich 300 Aktien zu einem Kurs von 40 € leiht und sofort für 12.000 € verkauft. Im Laufe der nächsten Monate fallen die Aktien des Unternehmens auf 20 €, da es Schwierigkeiten hat, sich gegenüber Online-Konkurrenten zu behaupten. Der Anleger kauft die 300 Aktien zum niedrigeren Preis von 6.000 € zurück und gibt sie dem Verleiher zurück, wodurch ein Gewinn von 6.000 € (abzüglich etwaiger Leihgebühren) entsteht.

Pair Trades

Fazit: Long-Positionen sind simpel. Das Risiko ist auf das eingesetzte Kapital begrenzt und man erhofft sich Kurssteigerungen. Short-Positionen sind heikler und man sollte sie nicht auf die leichte Schulter nehmen. Das Risiko ist theoretisch unbegrenzt und Leerverkaufen darf ohnehin nicht jeder. Es erfordert zunächst die Eröffnung eines „Margin-Kontos“ beim jeweiligen Broker und hinreichend Barmittel, um die Positionen im Verlustfall decken zu können.

Das Ziel beim Leerverkauf muss auch nicht explizit ein Wertverlust des unterliegenden Basiswerts (in unserem Beispiel einer Einzelaktie) sein. Es könnte auch als Absicherung einer Long-Position dienen. Im Englischen spricht man dann von einem „Hedge“ beziehungsweise „Pair Trade“. Nach dem Motto: Setze auf den Gewinner in einer Branche und wette zugleich auf Kursverluste beim Verlierer. Der Theorie nach ist es egal, was der Gesamtmarkt tut, die Long-Aktie sollte sich im Regelfall besser entwickeln als die Short-Aktie und dem Anleger bleibt immer ein gewisser positiver „Spread“ als Gewinn. Der Nachteil dieses Ansatzes liegt in den geringeren Gewinnen bei steigenden Märkten, außerdem kann der Spread eben auch mal negativ sein.

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Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

Patryk Donocik

                                                                            ***

Patryk Donocik ist ein Wirtschaftsredakteur, spezialisiert auf ETFs, Kryptowährungen und zukunftsweisende Anlagestrategien. Er verbindet analytische Tiefe mit leserfreundlicher Darstellung, um komplexe Finanzthemen verständlich zu vermitteln. Als Autor zahlreicher Fachartikel unterstützt er Anleger dabei, fundierte Entscheidungen in einer sich ständig verändernden Welt zu treffen.

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