Unternehmen

Rekord-Krankenstand: Arbeitszeit so niedrig wie seit drei Jahren nicht mehr

Lesezeit: 2 min
06.03.2024 11:56  Aktualisiert: 06.03.2024 12:00
In Deutschland gab es 2023 so viele Krankmeldungen wie seit Jahren nicht mehr. Das verringert die Arbeitszeiten und hat erhebliche Auswirkungen auf Unternehmen und Gesamtwirtschaft.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Menschen in Deutschland haben im vergangenen Jahr so wenig gearbeitet wie seit dem Corona-Jahr 2020 nicht mehr. "Der höchste Krankenstand, die wenigsten Überstunden, die meiste Teilzeit (...)", fasste Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg das zurückliegende Jahr am Dienstag zusammen. Durchschnittlich 1342 Stunden arbeiteten die Erwerbstätigen demnach 2023 in Deutschland - 0,3 Prozent weniger als im Vorjahr und 2,2 Prozent weniger als vor der Pandemie.

Neuer Rekord bei Krankmeldungen

Mit durchschnittlich 15,2 Arbeitstagen waren die Beschäftigten nach IAB-Angaben im vergangenen Jahr so lange krankgeschrieben wie noch nie seit 1991 - eine Steigerung von gut sechs Prozent im Vergleich zu dem bereits hohen Niveau 2022. Gründe für die Krankschreibungen waren vor allem Erkältungen und Atemwegsinfekte.

Der Krankenstand erreichte von Januar bis März mit mehr als sieben Prozent einen neuen Höchststand. "Deutlich mehr Beschäftigte, Kurzarbeit weitgehend normalisiert – aber wegen des Rekordkrankenstands wird in Deutschland immer noch weniger gearbeitet als vor der Covid-19-Pandemie", konstatiert IAB-Experte Enzo Weber.

Zahl der Erwerbstätigen steigt - deren Produktivität sinkt

Bezahlte und unbezahlte Überstunden sanken 2023, während sich die Teilzeitquote im Vergleich zum Vorjahr um 0,3 Prozentpunkte auf 39 Prozent erhöhte. Dabei stieg die Zahl der Teilzeitbeschäftigten mit 1,6 Prozent stärker als die der Vollzeitbeschäftigten mit 0,4 Prozent. Auch die Zahl der Minijobs erhöhte sich 2023 im Vergleich zum Vorjahr, lag jedoch noch deutlich unter dem Stand von 2019.

Die Zahl der Erwerbstätigen nahm Jahr 2023 um 340 000 zu und erreichte mit einem Jahresdurchschnitt von 45,93 Millionen einen neuen Höchststand. Diese arbeiteten im vergangenen Jahr 61,66 Milliarden Stunden - 0,4 Prozent mehr als 2022, aber weniger als im Vor-Corona-Jahr 2019. "Die Beschäftigung nimmt selbst im Wirtschaftsabschwung weiter zu. Aber 1,5 Prozent mehr Erwerbstätige arbeiteten insgesamt 0,8 Prozent weniger Stunden als 2019", erläuterte Weber.

Durch die hohe Kranken-Quote verringert sich jedoch die durchschnittliche Arbeitsproduktivität, die 2023 um 0,3 Prozent sank - das entspricht genau dem Rückgang der Arbeitszeit. Die vielen Krankmeldungen haben also auch einen Einfluss darauf, dass Deutschland in einer Wirtschaftsflaute steckt. (mit Material von dpa)

 


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...