Politik

Trump in Not: Niemand möchte für Sicherheiten in Höhe von 454 Millionen Dollar bürgen

Lesezeit: 3 min
19.03.2024 10:29  Aktualisiert: 19.03.2024 12:32
Gerne betont Donald Trump, wie wenig unangreifbar er sei - wegen seines unermesslichen Reichtums. Dass es damit längst nicht so weit her ist, war Gegenstand seines Betrugsverfahrens in New York. Mit falschen Bewertungen seines Immobilien-Portfolios hat Trumps Unternehmen sich bei Banken Kredite erschlichen. Nun schafft sein Team es nicht einmal, Sicherheiten zu besorgen - sämtliche Kautionsagenten (Bondsmen) winken ab. Der Wahlkampf fängt erstaunlich klamm an für „Orange Jesus".
Trump in Not: Niemand möchte für Sicherheiten in Höhe von 454 Millionen Dollar bürgen
Was könnte Trump verkaufen, um wider flüssig zu werden? Mar-a-Lago in Palm Beach, sein Refugium in Florida, vielleicht? Doch das wäre ein Image-Desaster (Foto: dpa).
Foto: Rebecca Blackwell

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Donald Trump ist nicht mehr flüssig. Der designierte Präsidentschaftskandidat der Republikaner ist einfach nicht in der Lage, im New Yorker Betrugsprozess die geforderte Sicherheitsleistung in Höhe von gut 454 Millionen Dollar aufzubringen. Seine Anwälte ließen das Gericht wissen, dass man gut 30 Kautionensagenten wegen eines sogenannten Bonds, also einer Sicherheitsleistung, angegangen habe - leider völlig erfolglos. Was nun, ist die Frage, die ganz Amerika beschäftigt.

Theoretisch ist es denkbar, dass sein Vermögen beschlagnahmt wird, um die Ansprüche zu befriedigen. Der Super-GAU! Gut möglich, dass dann die Trump-Organisation mit ihren Türmen, Ressorts und Luxus-Hotels wie ein Kartenhaus zusammenfällt. Möglich auch, dass Trump aus Aus Mar-a-Lago, seinem Domizil in Florida, ausziehen muss - eine „Eviction", wie es US-Bürgern droht, wenn sie ihre Schulden nicht bedienen können.

Trump gestand freimütig ein, dass es ihm „praktisch unmöglich" sei, die Sicherheiten in der ihm gewährten Frist aufzutreiben, „selbst für jemanden so erfolgreich wie er". Bail bonds in dieser Höhe gehörten nicht zum normalen Geschäft der amerikanischen Kautionsagenten, so sein Argument. Und Immobilien zu beleihen, sei bei Kautionsagenten auch nicht möglich. Eines eidesstattliche Ausgabe einer Versicherung, dass es für eine derartige Forderung quasi keinen Präzedenzfall gebe, wurde zu den Akten genommen. Bemerkenswert ist, dass aber offenbar auch keine Bank mehr oder gar private Geldgeber hinter ihm stehen, um für ihn ins finanzielle Risiko zu gehen oder öffentlich einzustehen.

Die fälligen Zinsen werden wöchentlich addiert

Droht nun also die Beschlagnahme, der ungesteuerte Zugriff auf sein Vermögen? Die Bundesanklägerin Diana Florence glaubt, dass ihm langsam der Freiraum ausgeht. Angeblich ist Trump über 2,4 Milliarden Dollar schwer - was von solchen Zahlen womöglich am Ende eines Notverkaufs bzw. eines Fire-sales übrigbleibt, wie es in den USA heißt, kann man gerade am Zusammenbruch der Signa-Gruppe des österreichischen Immobilien-Unternehmers René Benko gut nachvollziehen.

Trumps Anwälte haben das Gericht jedenfalls nun um aufschiebende Wirkung oder am besten gar eine Begrenzung der nötigen Sicherheitsleistung auf nur 100 Millionen Dollar ersucht. Trump war Anfang des Jahres vom Gericht zur Zahlung von 354,9 Millionen Dollar plus Zinsen verurteilt worden, die laufend saldiert werden und somit kontinuierlich ansteigen. Das Gericht hatte ihm am 23. Februar eine Frist von 30 Tagen gewährt - folglich ist der 25. März die Deadline. Eine weitere hohe Sicherheitsleistung von fast 100 Millionen Dollar aus dem verlorengegangenen Verleumdungs-Prozess der Schriftstellerin E. Jean Carroll, die Trump in den 1990er-Jahren sexuell missbraucht haben soll, konnte Trump immerhin noch rechtzeitig aufbringen.

Im New Yorker Betrugsverfahren sah es das Gericht jedenfalls als erwiesen an, dass der Ex-Präsident sein Vermögen trickreich und absichtlich zu hoch angegeben hatte, um seine Kreditgeber und Banken zu betrügen. Trump hat in beiden Fällen Berufung angekündigt, bestreitet weiterhin alle Vorwürfe.

Bedrohen Trumps Schulden seine Erfolgschancen bei der Wahl?

Die Frage, die die Wahlbürger in den USA seither umtreibt: Was bedeuten die finanziellen Probleme der Trump-Organisation für den Verlauf der Präsidentschafts- und Kongresswahlen am 5. November 2024. Laut einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters würden ein Viertel der Republikaner und die Hälfte der unabhängigen Wähler Donald Trump nicht wählen, sollte er von Geschworenen endgültig schuldig gesprochen werden. Kein Wunder, dass Trump nun auf Zeit spielt, um die Verfahren und Vollstreckung der Urteile gegen ihn hinauszuzögern. In Umfragen liegt er mit dem amtierenden Präsidenten Joe Biden von den Demokraten aktuell gleichauf. Gut möglich, dass es für Trump schon wieder nicht ausreicht an der Urne.

Was das für die USA bedeuten könnte, hat Trump unlängst bereits ausgemalt: Entweder er gewinnt oder die Vereinigten Staaten versinken in einem Blutbad. Ob er mit dieser drastischen Analyse Wählerstimmen gewinnt oder doch eher in der Mitte der Gesellschaft verliert, bleibt spannend. Trumps Interviews wirken allmählich öffentlich wie verzweifelte Erpressungsversuche.

Derweil gehen die Prozesse gegen Trump munter weiter. In einem weiteren Verfahren lehnte ein Richter in New York am Montag erst einen Antrag der Trump-Anwälte ab, zwei Zeugen der Anklage abzuweisen. In diesem Fall geht es um den Vorwurf, Trump habe Schweigegeld an die Pornodarstellerin Stormy Daniels gezahlt und dafür die Bücher frisiert. Sowohl Daniels als auch Trumps ehemaliger Anwalt Michael Cohen dürfen nun doch im Prozess aussagen, befand das Gericht. Trumps Lage wird immer ungemütlicher.

                                                                            ***

Peter Schubert ist stellv. Chefredakteur und schreibt seit November 2023 bei den DWN über Politik, Wirtschaft und Immobilienthemen. Er hat in Berlin Publizistik, Amerikanistik und Rechtswissenschaften an der Freien Universität studiert, war lange Jahre im Axel-Springer-Verlag bei „Berliner Morgenpost“, „Die Welt“, „Welt am Sonntag“ sowie „Welt Kompakt“ tätig. 

Als Autor mit dem Konrad-Adenauer-Journalistenpreis ausgezeichnet und von der Bundes-Architektenkammer für seine Berichterstattung über den Hauptstadtbau prämiert, ist er als Mitbegründer des Netzwerks Recherche und der Gesellschaft Hackesche Höfe (und Herausgeber von Architekturbüchern) hervorgetreten. In den zurückliegenden Jahren berichtete er als USA-Korrespondent aus Los Angeles in Kalifornien und war in der Schweiz als Projektentwickler tätig.


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