Der lang erwartete US-Zinsentscheid ging ohne große Überraschungen über die Bühne. Die Notenbank Federal Reserve (Fed) hält den Leitzins weiter auf hohem Niveau. Die Währungshüter um Zentralbank-Chef Jerome Powell beschlossen am Mittwoch, den geldpolitischen Schlüsselsatz unverändert in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent zu belassen. Die Fed hatte den Leitzins mit insgesamt elf Zinsschritten hoch getrieben und hält ihn seit September konstant. Die US-Zinsen bleiben damit auf dem höchsten Stand seit mehr als 20 Jahren.
Die US-Zentralbank signalisierte in ihrem aktualisierten Ausblick zugleich, dass der Leitzins dieses Jahr sinken dürfte - und zwar um 0,75 Prozentpunkte. Dies entspricht drei Zinsschritten um jeweils 25 Basispunkte nach unten. Die Fed-Banker behielten damit ihren Ausblick vom Dezember bei.
Anlegern gefiel diese Botschaft. Die US-Aktienindizes bauten ihre Kursgewinne nach dem Zinsentscheid leicht aus. Zudem legten sich die Anleger US-Staatsanleihen ins Depot, was die Renditen im Gegenzug etwas drückte. Der zuvor etwas festere Dollar geriet ins Hintertreffen.
Fed verunsichert durch neueste Inflationsdaten
"Die Fed peilt eine Leitzinssenkung an. Wegen der aktuell erhöhten Inflationsdynamik traut sie sich aber noch nicht", sagt der Ökonom Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Die Inflation in den USA war zuletzt wieder auf dem Vormarsch. Die Verbraucherpreise stiegen im Februar zum Vorjahresmonat um 3,2 Prozent, nach einer Teuerungsrate von 3,1 Prozent im Januar. Die Fed strebt eine Inflationsmarke von zwei Prozent an. Enttäuschende Konjunkturdaten hatten Spekulation befeuert, dass die Zentralbank die Zinsen womöglich früher senken könnte als erwartet - dazu kam es aber nicht.
Im Zuge des Zinsentscheids hat die US-Notenbank ihre Schätzungen zur Teuerungsrate aktualisiert. Sie rechnet in diesem Jahr weiter mit einer Inflation von durchschnittlich 2,4 Prozent, für 2025 mit 2,2 Prozent. Bei der Kerninflation wurde die Prognose leicht angehoben auf 2,6 Prozent. Die Notenbanker schauen in ihrer Analyse besonders auf diesen Wert. Die Kerninflation gilt als besserer Indikator für den allgemeinen Preistrend als die Gesamtrate, weil die schwankungsanfälligsten Komponenten herausgerechnet werden.
"Grundvoraussetzung für eine Zinssenkung ist, dass die Fed von einem nachhaltigen Rückgang der Teuerungsrate Richtung Zwei-Prozent-Ziel überzeugt ist. Im Februar bewegte sich die Inflation erneut quasi seitwärts", so KfW-Chefökonomin Fritzi Köhler-Geib. Die kommenden Daten müssten also die Zuversicht steigern, dass die Preissteigerungen wirklich unter Kontrolle seien, bevor die Fed die Zinswende angehen könne. (mit Material der Nachrichtenagentur Reuters)