Wirtschaft

Studie: 2024 kommt jedes vierte E-Auto in Europa aus China

Immer mehr Elektroautos, die auf Europas Straßen fahren, kommen aus China. Aktuell machen Importe von westlichen, in China produzierten, Modellen noch den Löwenanteil aus. Aber das dürfte sich bald ändern – nicht zuletzt aufgrund der aggressiven Plände von BYD.
01.04.2024 13:50
Lesezeit: 2 min

Jedes vierte in Europa verkaufte Elektroauto kommt einer Untersuchung zufolge im laufenden Jahr aus China. 2023 sei nur jedes fünfte elektrisch angetriebene Fahrzeug aus dem Reich der Mitte importiert worden, teilte die Umwelt-Lobbyorganisation "Transport & Environment" (T&E) am Mittwoch zu der Studie mit. Dabei stellten westliche Autobauer den größten Teil der Einfuhren: Tesla, BMW und die Renault-Tochter Dacia seien die wichtigsten Importeure von in China produzierten Fahrzeugen.

Westliche Importe spielen größere Rolle als chinesische Hersteller

Tesla baut das „Model 3“ in seiner Fabrik in Shanghai, Dacia produziert den Elektro-Kleinwagen „Spring“ in der Volksrepublik, BMW führt die elektrische Version des X3 aus China ein und will den elektrischen Mini aus der Volksrepublik importieren. Chinesische Hersteller spielen bislang noch eine untergeordnete Rolle, allerdings dürfte ihr Anteil stark steigen. T&E sagt für das laufende Jahr einen Marktanteil der chinesischen Firmen bei den Elektroautos in Europa von elf Prozent voraus, bis 2027 könnte er auf 20 Prozent steigen.

Die Europäische Union erwägt derzeit Strafzölle auf chinesische Autos, um die heimische Branche zu unterstützen. Sollten die Einfuhrgebühren auf 25 Prozent steigen, werde das chinesische Mittelklasseautos teurer machen als ihre europäischen Pendants, schrieben die Experten. Kleinere SUVs und größere Fahrzeuge aus China dürften dagegen billiger bleiben.

„Zölle werden Autobauer dazu zwingen, Elektroautos in Europa zu bauen, und das ist gut, weil wir diese Arbeitsplätze und Fähigkeiten haben wollen“, sagte T&E-Expertin Julia Poliscanova. „Aber Zölle werden europäische Autobauer nicht lange schützen. Die chinesischen Autobauer werden Fabriken in Europa bauen, und wenn das kommt, muss unsere Autobranche bereit sein.“

BYD expandiert weiter aggressiv

Chinas Autokonzerne expandieren zurzeit massiv in Europa – allen voran BYD. Der weltweit führende Elektroautobauer trebt Insidern zufolge trotz der schwächelnden Nachfrage in diesem Jahr ein deutliches Absatzplus an. Mit 3,6 Millionen Fahrzeugen sollten 20 Prozent mehr verkauft werden als 2023, sagten drei mit dem Vorgang vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters.

BYD-Chef Wang Chuanfu plant den Insidern zufolge für 2025 Exporte von einer Million Autos. 2023 hatte der Konzern seinen gesamten Absatz um über 60 Prozent auf rund drei Millionen Fahrzeuge gesteigert. BYD antwortete zunächst nicht auf die Bitte um Stellungnahme.

Wang habe davon gesprochen, dass die Branche von 2024 bis 2026 in die „K.O.-Runde“ gehe, was die Themen Skalierung, Kosten und Technologie angeht, hieß es. Darunter dürften vor allem ausländische Autobauer in China leiden: Ihr Marktanteil könnte in den kommenden drei bis fünf Jahren von derzeit 40 Prozent auf nur noch zehn Prozent fallen.

Der Preiskrieg bei Elektroautos werde wohl BYD in diesem Jahr Gewinnmarge kosten, sagte Wang. Der steigende Absatz dürfte aber dafür sorgen, dass die Profitabilität insgesamt stabil bleibe. Im abgelaufenen Quartal hatte BYD den Preiskampf deutlich zu spüren bekommen. Der Umsatz wuchs nur noch um 15 Prozent auf 180,04 Milliarden Yuan (23 Milliarden Euro), der Nettogewinn um 19 Prozent auf 8,67 Milliarden Yuan, wie BYD am Dienstag mitteilte. Das ist das geringste Gewinnplus in einem Quartal seit fast zwei Jahren. (mit Material von Reuters)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Arbeitsmarkt: Sieben Wege wie Unternehmen Fachkräfte finden und halten
09.12.2025

Qualifizierte Fachkräfte werden knapp – das spüren Unternehmen bei der Personalsuche immer deutlicher. Die Folgen: Engpässe,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Milan Nedeljkovic folgt auf Oliver Zipse bei BMW
09.12.2025

BMW bekommt einen neuen Chef: Milan Nedeljkovic übernimmt das Ruder von Oliver Zipse. Der Produktionsvorstand bringt Erfahrung aus fast...

DWN
Finanzen
Finanzen Allianz-Aktie im Fokus: Allianz-Kooperation mit Oaktree – was der Syndikat-Pakt für Anleger bedeutet
09.12.2025

Ein neuer Deal in London, ein bestätigtes Top-Rating und höhere Gewinnziele treiben die Allianz-Aktie bis an das Jahreshoch. Doch hinter...

DWN
Politik
Politik Merz fordert Abschaffung: EU-Lieferkettengesetz wird deutlich gelockert
09.12.2025

Das EU-Lieferkettengesetz sollte Unternehmen weltweit verpflichten, Menschenrechte zu achten. Doch bevor es überhaupt greift, haben sich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kosten für Wohnen und Essen fressen geringere Einkommen auf
09.12.2025

Wohnen und Lebensmittel werden teurer – doch die Härte trifft nicht alle gleich. Neue Daten der Statistiker zeigen, wie stark vor allem...

DWN
Politik
Politik Analyse: Putins Besuch in Indien zeigt die gefesselten Hände des Kreml
09.12.2025

Wladimir Putins Besuch in Indien sollte Stärke demonstrieren, doch die Realität wirkt gegenteilig. Der Kreml ist stark von Ölexporten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Thyssenkrupp-Aktie: Rückkehr in die Gewinnzone trotz Sanierungsdruck
09.12.2025

Thyssenkrupp meldet wieder Gewinn, doch der Preis dafür ist hoch. Der Konzern kämpft mit sinkender Nachfrage, Sanierungsrückstellungen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Butterpreis im Sturzflug: Milchbauern schlagen Alarm – "wirtschaftliches Desaster"
09.12.2025

Der Butterpreis rutscht auf 99 Cent je 250 Gramm und jubelnde Kunden treffen auf alarmierte Milchbauern. Hinter dem Preisschub steckt der...