Unternehmen

Galeria Karstadt Kaufhof: Insolvenzverfahren für Warenhauskonzern eröffnet

Mit dem Ziel, sich aus der Insolvenz zu befreien, hat der in Schwierigkeiten geratene Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof einen bedeutenden Schritt vorwärts gemacht. Gemäß einer kürzlich veröffentlichten Mitteilung des Amtsgerichts Essen wurde Anfang April das Insolvenzverfahren für das Unternehmen eröffnet. Die Insolvenz ist bitter für die Angestellten, eine große Anzahl an Filialen soll dennoch erhalten bleiben.
02.04.2024 14:39
Aktualisiert: 02.04.2024 14:39
Lesezeit: 2 min
Galeria Karstadt Kaufhof: Insolvenzverfahren für Warenhauskonzern eröffnet
Insolvenzverfahren für Galeria Karstadt Kaufhof eröffnet (Foto: dpa). Foto: Klaus-Dietmar Gabbert

Damit können nun die Gläubiger ihre Forderungen gegenüber Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) beim Insolvenzverwalter anmelden. Zum Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt Stefan Denkhaus bestimmt, der bisher schon als vorläufiger Verwalter eingesetzt war. Die Gewerkschaft Verdi bezeichnete die Insolvenz als "weiterhin bitter" für die Beschäftigten, glaubt aber an die Zukunft von Warenhäusern in Innenstädten.

Gespräche mit Bietern laufen bereits

Die Gespräche mit einem möglichen neuen Eigentümer für das Unternehmen laufen bereits. Die verbindliche Angebotsfrist war vor einer Woche abgelaufen. Denkhaus hatte vergangene Woche mitgeteilt, dass es vier Bieter gibt. Mit zweien sollte final verhandelt werden. "Beide Interessenten verfügen über große Erfahrungen im deutschen Einzelhandel und verfügen auch über die für das anstehende Investment erforderlichen Mittel", hatte Denkhaus gesagt. Die Namen der möglichen Investoren nannte er nicht.

Mit der Eröffnung des Verfahrens übernimmt Denkhaus die Geschäfte von Galeria. Er will den Verkauf noch im Laufe des Aprils abschließen. Die letzte Entscheidung über eine Übernahme durch einen neuen Eigentümer trifft die Gläubigerversammlung. Diese wird laut Bekanntmachung am 28. Mai in der Messe Essen zusammenkommen, um über den von Denkhaus erstellten Insolvenzplan abzustimmen.

"60 plus X" Filialen sollen bleiben

Galeria hatte Anfang Januar einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Essen gestellt. Es ist die dritte Insolvenz innerhalb von dreieinhalb Jahren. Die Zahl der Filialen der Warenhauskette hat sich in diesem Zeitraum halbiert, aktuell gibt es noch 92. Wie viele übrig bleiben, ist noch offen. Nach Angaben von Denkhaus soll es um eine Übernahme von mindestens "60 plus X" Filialen gehen. "Wie groß dieses X ist, wissen wir heute noch nicht", hatte er in der vergangenen Woche gesagt.

Wenn nach dem Verkauf 60 Filialen erhalten blieben, würde etwa jede dritte schließen. Viele der insgesamt 12 800 Beschäftigten müssen deshalb um ihren Arbeitsplatz bangen. "Wir versuchen, das bestmögliche Filialnetz zu erhalten und kämpfen wirklich um jede Filiale", sagte Denkhaus. Die Anzahl der verbleibenden Galeria-Standorte sei demnach vor allem von den zurzeit noch andauernden Verhandlungen mit den Vermietern abhängig.

Mieten sollen reduziert werden

Ziel des Insolvenzverwalters ist es, die Mieten zu reduzieren. Er strebt je nach Filiale eine Umsatzmiete von sieben bis elf Prozent an, bei besonders gut laufenden Geschäften etwas mehr. "Es macht keinen Sinn, eine Filiale mit mehr als 30 Prozent Mietbelastung fortzuführen", so Denkhaus. In den Filialen, die sich in Immobilien im Besitz der Signa befinden, sind die Mieten vielfach deutlich höher. Dort zahlt das Unternehmen nach eigenen Angaben bis zu 30 Prozent des Umsatzes. Bereits im Januar hatte Denkhaus angekündigt, Filialen zu schließen, wenn es kein Entgegenkommen durch die Vermieter geben sollte.

Verdi: Insolvenz ist für Beschäftigte "bitter"

Die Gewerkschaft Verdi verwies auf die schwierige Lage der Galeria-Beschäftigten. "Für die Beschäftigten ist diese Insolvenz weiterhin bitter. Seit Jahren haben sie auf Teile ihres Lohns verzichtet, um ihre Arbeitsplätze zu retten", sagte das für den Handel zuständige Verdi-Bundesvorstandsmitglied Silke Zimmer auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Aufgrund der Insolvenz des Signa-Mutterkonzerns sei Galeria erneut in eine wirtschaftliche Schieflage geraten. "Für die Beschäftigten und ihre Familien ist wieder offen, wie es für sie weitergeht."

Dass es mehrere potenzielle Investoren für GKK gebe, sei eine gute Nachricht. "Unsere Anforderung an einen neuen Investor ist der Filialerhalt und damit ein langfristiges Interesse an dem Warenhausunternehmen", so Zimmer weiter. Sie äußerte sich überzeugt von der Zukunftsfähigkeit des Handelskonzepts: "Warenhäuser sind das Herz vieler Innenstädte. Sie bieten Kundinnen und Kunden Waren und gute Beratung in einer Breite und Tiefe an, die sie sonst nirgendwo so erhalten." Dafür stünden vor allem die Galeria-Beschäftigten. "Sie sind das Gesicht des Warenhauses. Hier investiert man in die Zukunft." (dpa)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung: Wann Verspätungszuschläge unzulässig sind
19.07.2025

Viele Steuerzahler ärgern sich über Verspätungszuschläge, wenn sie ihre Steuererklärung zu spät abgeben. Doch nicht immer ist die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeiten nach der Schule: Warum viele keine Ausbildung beginnen
19.07.2025

Schnell Geld verdienen statt jahrelang pauken – das klingt für viele junge Menschen verlockend. Doch wer direkt nach der Schule in den...

DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...