Unternehmen

Das KaDeWe ist verkauft und darf nun auf eine neue Blütezeit hoffen

Während mit der Pleite von Rene Benkos Signa-Holding in Wien wohl der letzte Dominostein gefallen ist, herrscht wenigstens bei der KaDeWe-Group neue Zuversicht, was die Zukunft betrifft - es geht um die Luxus-Warenhäuser im Portfolio des ehemaligen Immobilien-Zampanos. Hier zeichnet sich ein Neubeginn ab - mit erfreulichen Perspektiven.
12.04.2024 14:00
Lesezeit: 3 min
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Der Exit war eigentlich schon bei den ersten Pleite-Meldungen vorgezeichnet. Als in Rene Benkos undurchsichtigem Labyrinth aus Dominosteinen die ersten Chips fielen, war bereits absehbar, dass die Familie Chirathivat aus Bangkok die glänzenden Edelsteine einsammeln würde - die Luxus-Tempel Oberpollinger in München, das Hamburger Alsterhaus und vor allem das Berliner KaDeWe in Schöneberg am Tauentzien. Schon im Frühjahr 2023 hatte sich die Central-Group als Teilhaberin bei Benko ein Vorkaufsrecht optionieren lassen.

Bieterwettbewerb mit Codenamen „Project Prestige"

Dass es dann noch gut ein Vierteljahr länger gedauert hat, bis die Mitarbeiter nun endlich etwas Klarheit über ihre persönliche Lebensplanung und die Zukunftsperspektiven der Warenhäuser bekommen haben, ist typischerweise dem Geschacher im Hintergrund geschuldet. Ein alter Bekannter und Strippenzieher aus der bundesdeutschen Berater-Branche hat kräftig gewirbelt, um den Preis in die Höhe zu treiben. Die Unternehmensberatung Roland Berger hatte sich auf Geheiß des Insolvenzverwalters in den Verkaufsprozess eingeschaltet - unter dem Codenamen „Project Prestige" wurden Interessenbekundungen entgegengenommen und Preisangebote.

Rund eine Milliarde Euro beträgt letztlich nun das Preisschild für das KaDeWe in Berlin - wohlgemerkt, noch nicht für das Gesamtpaket. Das muss nun in weiteren Einzelheiten geschnürt werden. Und zwar mit der thailändischen Central-Group, an der wegen ihrer Beteiligung an Benkos Prime-Kaufhäusern ohnehin kein Weg vorbeiführte und die nun - kommod - im Fahrersitz Platz genommen hat und bei grüner Welle, die fehlenden Pretiosen einsammeln darf.

Das Immobiliengeschäft in Berlin ist wohl der Startschuss zum Aufbau des künftig dominierenden Warenhaus-Konzerns in Europa. Am Mittwoch sollen bereits die Verträge (für die Immobilie) unterzeichnet. Tos Chirathivat, der Lenker des Familienunternehmens in Thailand, hat damit gewissermaßen den Verschluss zu einer ganzen strahlenden Perlenkette erworben.

Bestätigt hat die Familie Chirathivat den Deal noch nicht offiziell, und auch der für die Immoblien-Verkäufe zuständige Sanierungsverwalter der Signa Prime Selection in Wien hält sich noch bedeckt. Doch der Kauf scheint eingetütet zu sein. Die Gläubiger sind offenkundig einverstanden mit dem Preis. Statt eines drohenden „Fire sales" werden die werthaltigen Grundstücke und Häuser Benkos nun nach und nach versilbert. Auch für den Hamburger Elbtower wird so an einer internen Lösung gearbeitet - hier dürfte der Schweizer Milliardär Klaus-Michael Kühne den Zugriff bekommen.

Wiener Warenhaus Lamarr - Baustelle in Top-Lage

Unterdessen ist ja nun auch für die insolvente Galeria-Kaufhauskette ein Käufer gefunden wurden. Richard Baker, Chef der US-Investmentgesellschaft NRDC, und Bernd Beetz, ein früherer Aufsichtsrat und vielen eher als Präsident des Fußballclubs SV Waldhof Mannheim bekannt, steigen gemeinsam als Geldgeber ein. Sie kündigten an 70 der 92 Kaufhäuser bundesweit übernehmen zu wollen - die Skepsis ist groß, ob auch sie wirklich das Ruder herumreißen können.

Das dürfte bei den Shopping-Tempeln der KaDeWe-Group besser gelingen. Dort waren ohnehin ja nie die Umsätze und Gewinnmargen das Problem, sondern die völlig überzogenen Mietforderungen Benkos. 50 Millionen Euro soll die Miete in Berlin betragen haben zuletzt. Erkleckliche Einnahmen, die als wundersamer Bewertungsschlüssel fungierten und somit erst das verblüffende Wachstum von Benkos Imperium begründeten.

Doch nicht nur KaDeWe, Oberpollinger und Alsterhaus dürften eine sichere Bank sein. Auch in Wien wird unweit der Hofburg und dem Museumsquartier derzeit ein wertvoller Rohling gefeilt. Allerdings müssen da erst noch alle Steine geschickt zusammengefügt werde, bis auch sie als Vorzeige-Boutiquen nach Muster des KaDeWe glänzen können. Die Rede ist vom geplanten Neubau des Warenhauses Lamarr an der Wiener Mariahilfer Straße, das bislang noch im Rohbau feststeckt. Es soll einmal als Shopping-Welt zum Flaggschiff in Österreich werden, benannt nach der berühmtesten Schauspielerin des Landes, Hedy Lamarr (1914-2000) - die so ganz nebenbei Erfinderin des Frequenzsprungverfahrens ist und damit als Wegbereiterin von Wifi und Bluetooth gilt.

Carsch-Haus: Düsseldorf hofft auf Fertigstellung

In Düsseldorf ist ein ähnlich ambitioniertes Projekt in der Pipeline - das Carsch-Haus am Heinrich-Heine-Platz wird saniert. Seit Oktober 2023 ist dort bereits Baustopp. In London gehört zusätzlich noch das Selfridges zum Kaufhaus-Portfolio. Gleichfalls an prestigeträchtigen Adressen in der Schweiz ist die Marke Globus mit Magazin-Standorten vertreten - überall von Zürich, Genf, Lausanne, St. Gallen, Wallisellen bis nach Bern. Es heißt, wie in Großbritannien seien auch hier die Verhandlungen mit der Central-Group weit fortgeschritten.

Es scheint so, als könnte Rene Benkos Immobilien-Sammlung über kurz oder lang doch noch eine gute Verwendung finden mit teils sogar glänzenden Perspektiven - während der österreichische Zampano aus Innsbruck - wie einst der Immobilien-Betrüger Dr. Jürgen Schneider aus Königstein im Taunus (heute genau vor 30 Jahren) - als Episode der Wirtschaftsgeschichte verblassen wird.

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Peter Schubert

Peter Schubert ist stellv. Chefredakteur und schreibt seit November 2023 bei den DWN über Politik, Wirtschaft und Immobilienthemen. Er hat in Berlin Publizistik, Amerikanistik und Rechtswissenschaften an der Freien Universität studiert, war lange Jahre im Axel-Springer-Verlag bei „Berliner Morgenpost“, „Die Welt“, „Welt am Sonntag“ sowie „Welt Kompakt“ tätig. 

Als Autor mit dem Konrad-Adenauer-Journalistenpreis ausgezeichnet und von der Bundes-Architektenkammer für seine Berichterstattung über den Hauptstadtbau prämiert, ist er als Mitbegründer des Netzwerks Recherche und der Gesellschaft Hackesche Höfe (und Herausgeber von Architekturbüchern) hervorgetreten. In den zurückliegenden Jahren berichtete er als USA-Korrespondent aus Los Angeles in Kalifornien und war in der Schweiz als Projektentwickler tätig.

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