Das Thema Nachhaltigkeit ist komplex. Denn es existiert keine einheitliche Definition in diesem Bereich. Einige Merkmale gibt es allerdings, die nachhaltig wirtschaftende Unternehmen kennzeichnen. Sie achten auf Ressourcenneutralität und versuchen möglichst wenig Rohstoffe wie Plastik oder Papier zu verbrauchen. Sie achten darüber hinaus auf Strom- und Wasserverbrauch. Sie entwickeln weitere Maßnahmen und Strategien zur Implementierung nachhaltiger Konzepte in ihre Unternehmenskultur. Dabei spielt die Branche keine Rolle. Jedes Unternehmen kann Nachhaltigkeit ausüben, wie das Beispiel des großen Versicherungsträgers Allianz beweist. Im Jahr 2021 wurde Allianz für seine Bemühungen in einer Studie vom Magazin Stern und Statista zum nachhaltigsten Unternehmen gekürt.
Der weltweit führende Finanzdienstleister hat eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt, die verschiedene Aspekte der Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren (ESG) auch bei den Investmententscheidungen berücksichtigt. So hat das Unternehmen beispielsweise die Versicherung von Kohlekraftwerken gestoppt und auch die Finanzanlagen auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. Dazu gehören Produkte wie grüne Versicherungen sowie sozial verantwortliche Anlageprodukte. Das Unternehmen möchte auf diesem Weg langfristige Werte für die Kunden schaffen. Es hat sich auch dazu verpflichtet seinen eigenen CO2-Fußabdruck zu reduzieren, indem es erneuerbare Energien nutzt und Betriebsabläufe umweltfreundlicher gestaltet, dazu gehört die Reduzierung von Abfall und Emissionen.
Auch die Vaillant Group, der weltweit führende Anbieter von Wärmepumpen, hat bereits früh damit begonnen ein Nachhaltigkeitsprogramm mit dem Namen SEEDS (Sustainability in Environment, Employees, Development & Solutions and Society) zu kreieren. 2015 erhielt das Unternehmen den renommierten Deutschen Nachhaltigkeitspreis als nachhaltigstes Großunternehmen Deutschlands dafür. 2020 wurde das SEEDS-Programm neu aufgelegt. Das Programm basiert auf einem ganzheitlichen Nachhaltigkeitsverständnis und unterstützt die Unternehmensvision der Vaillant Group "Taking care of a better climate. Inside each home and the world around it".
In einem eigenen Nachhaltigkeitsmanagement werden seit Jahren systematisch Kennzahlen erhoben und in einer internen Nachhaltigkeitsscorecard überwacht und gesteuert. Mittels der Scorecard erfolgt zudem die Messung der Zielerreichung über die relevanten Nachhaltigkeitsthemen. In Form einer Wesentlichkeitsanalyse erfasst das Unternehmen mit einer systematischen Befragung bei Kunden, Geschäftspartnern, Mitarbeitern und weiteren Kooperationspartnern, relevante Nachhaltigkeitsthemen und fasst diese Themen zu Schwerpunktfeldern zusammen. Doch auch in der politischen Landschaft ist Vaillant bezüglich des Themas Nachhaltigkeit aktiv. Es engagiert sich in verschiedenen Verbänden, um die energiepolitische Agenda voranzutreiben.
Die meisten Unternehmen sehen nachhaltiges Management positiv
So wie Allianz oder Vaillant haben auch die meisten mittelständischen Unternehmen (98 Prozent der befragten Unternehmen) damit begonnen, Maßnahmen für den ökologischen Umbau zu ergreifen, wie die Studie „Corporate Sustainability im Mittelstand“ zeigt. Dennoch wird das Thema differenzierter von den Geschäftsführenden betrachtet. Sie lassen sich in die vier Kategorien „Wegbereiter“, „Routiniers“ „Einsteiger“ und „Skeptiker“ einordnen. Zu den Wegbereitern gehören die Visionäre, die Nachhaltigkeit als Bestandteil ihrer Unternehmensstrategie betrachten. Routiniers kommen den Anforderungen der Stakeholder nach und die Einsteiger beschäftigen sich erst seit Kurzem mit dem Thema, weil die Kundenwünsche oder Berichtspflichten es erfordern. Ein kleinere Gruppe ist dem Thema Nachhaltigkeit weiterhin skeptisch gegenüber.
Sie sehen es in erster Linie als organisatorische und finanzielle Belastung. Bis auf letztere sehen auch die meisten in der Nachhaltigkeit einen Wettbewerbsvorteil und die Zukunftssicherung des Unternehmens. Mehr noch, die meisten (84 Prozent) sehen in der Schrittmacherrolle langfristig die Vorteile. Die Studie zeigt, dass es einen Trend zur Professionalisierung des operativen Nachhaltigkeitsmanagement gibt, wobei dies mit einer Weiterbildung der Mitarbeiter einhergeht. Die Unternehmen qualifizieren ihr Personal in diesem Bereich, damit alle an einem Strang ziehen.
Doch der Weg zu einem nachhaltigen Unternehmen bereitet viele auch Kopfschmerzen. Als Herausforderungen werden wirtschaftliche Risiken und Unsicherheiten (34 Prozent) genannt, fehlende Akzeptanz der Kunden für Mehrkosten (31 Prozent) und zu hohe Bürokratieauflagen, die die Umstellung erschweren. Alle Befragten der Gruppe „Skeptiker“ sehen die Nachhaltigkeitsberichterstattung für eine „Überforderung des Mittelstands“. Insbesondere Unternehmen, die unter die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) fallen, sind seit dem 01.01.2024 verpflichtet die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) anzuwenden.
Förderungsoptionen für Unternehmen
Für einige Unternehmen heißt das jetzt Nachbessern. Wer es gleich richtig machen will, führt ein professionelles Umweltmanagementsystem nach ISO 14001 ein. Mit dem entsprechenden Zertifikat einer neutralen, akkreditierten Zertifizierungsstelle weist das Unternehmen Engagement für den Umweltschutz, auch international, nach. Dafür müssen oft neue Investitionen getätigt werden.
Bund und Länder stellen unterschiedliche Fördermittel zur Verfügung. Förderbanken haben in der Vergangenheit eine Vielzahl neuer Programme aufgelegt, um Unternehmen dabei zu unterstützen. Neben Förderzuschüsse gibt es auch Tilgungszuschüsse wie beim Förderprogramm „Energieeffizient Bauen und Sanieren“. Diese können die ursprüngliche Darlehnssumme reduzieren. Die Landschaft für Nachhaltigkeitsförderung ist unübersichtlich und komplex. Unternehmen sollten sich daher vor einer geplanten Maßnahme über die Fördermöglichkeiten informieren, da es für laufende Projekte keine Bewilligung mehr gibt. Eine erster Übersicht kann die Internetseite Foerderkompass.net liefern. Dort besteht auch die Möglichkeit zu einem kostenfreien Fördercheck.
Wie Nachhaltigkeit die Attraktivität als Arbeitgeber erhöht
Vaillant, welches als Beispiel hier bereits genannt wurde, möchte auch als Arbeitgeber attraktiv sein und arbeitet daran, Arbeitgeber der Wahl zu sein. Es ermutigt seine Mitarbeiter und Bewerber das Unternehmen auf der bekannten Bewertungsplattform „Kununu“ zu bewerten. Fürsorge für die Mitarbeiter bedeutet für Vaillant zum Beispiel auch am Thema Arbeitssicherheit zu arbeiten: Ziel ist es hier, null Arbeitsunfälle zu erreichen. So wie Vaillant versuchen immer mehr Unternehmen durch aktive Maßnahmen bei Bewerbern zu punkten. Das Thema Nachhaltigkeit stellt sich dabei als wichtiges Kriterium bei potenziellen Kandidaten heraus, vor allem bei den jüngeren Arbeitssuchenden. Bis 2025 werden 27 Prozent der Arbeitskräfte in den OECD-Ländern der Generation Z angehören, die zwischen Ende der 1990er und Anfang der 2010er Jahre geboren wurden.
Wie stark diese Generation sich dem Thema Umwelt und Nachhaltigkeit angenommen hat, zeigt die „Fridays-for-Future“-Aktivität von Greta Thunberg. Auch die „Letzte Generation“-Aktivisten gehören weitestgehend dieser Bewegung an. Sie sind der Ansicht, dass die Erde sich an einem Kipppunkt befindet und die Unternehmen viel mehr tun müssen, um ihrer Verantwortung gerecht zu werden. Für sie ist Nachhaltigkeit ein Schlüsselthema bei der Wahl ihres Arbeitgebers. Sie schauen auf unternehmensweite Aktionen mit klar messbaren Erfolgen. Zu den umweltfreundlichen Maßnahmen gehören Angebote zu nachhaltigen Verkehrsmitteln wie Elektrofahrräder, Fahrgemeinschaften oder Elektroroller. Ein nachhaltiges Sozialleistungspaket kann für sie der Gamechanger sein.
Auch sonst würden laut einer Studie von Stepstone von Mai 2023 in sechs von zehn Fällen Arbeitssuchende bei einem Jobwechsel nach einem nachhaltigen Unternehmen schauen und sich dort bewerben. Nachhaltigkeit ist kein Trend mehr, sondern eine Notwendigkeit, die Unternehmen in Zukunft berücksichtigen sollten.