Wirtschaft

Handelskonflikt mit USA und EU heizt sich auf: China erwägt höhere Import-Zölle auf Verbrenner

Der Handelskonflikt zwischen den USA und China eskaliert weiter und erfasst nun auch europäische Autobauer, die gar keine E-Autos produzieren. China wird möglicherweise die Importzölle auf westliche Verbrenner-Fahrzeuge drastisch anheben. Aus der Branche hagelt es Kritik am andauernden Zollstreit. Unterdessen will ein französischer Autohersteller mit einem speziellen Konzept auf die widrigen Umstände reagieren.
23.05.2024 08:42
Lesezeit: 2 min
Handelskonflikt mit USA und EU heizt sich auf: China erwägt höhere Import-Zölle auf Verbrenner
Zollbeamte inspizieren Container im Longtougang Port in Nanchang City - China will auf die US-Strafzölle gegen chinesische E-Autos seinerseits mit höheren Importzöllen reagieren. (Foto: dpa) Foto: Peng Zhaozhi

Im Handelskonflikt mit den USA und der Europäischen Union legt China nach und bringt höhere Import-Zölle ins Spiel. Ein Experte eines staatlichen Forschungsinstituts sprach von 25 Prozent Einfuhrzoll, der für westliche Verbrennerfahrzeuge mit größeren Motoren gelten soll. Das dürfte insbesondere die deutschen Autobauer BMW und Mercedes treffen. An der Börse gaben daraufhin die Kurse der Autobauer nach.

Ein „Warnschuss“ aus China

Liu Bin, Experte des „China Automotive Technology & Research Center“ (CATARC) begründete den chinesischen Vorschlag explizit mit den Plänen für Strafzölle in den USA und Europa. Stuart Cole, Chefvolkswirt beim Finanzdienstleister Equiti Capital sagte, diese Äußerungen aus China seien „eindeutig ein Warnschuss“.

Die EU-Kommission will im Juni entscheiden, ob sie Anti-Dumping-Zölle auf chinesische Elektroautos verhängt und damit dem Vorbild der USA folgt. Dort legte der Handelsbeauftragte nun Details zu den Strafzöllen vor, die ab August auf 100 Prozent steigen sollen. Dann ende eine 30-tägige Konsultationsphase, teilte die US-Regierung mit. Neben Elektroautos sind auch Halbleiter und zahlreiche andere Produkte von den höheren Zöllen betroffen.

Europas Autokonzerne kritisieren Handelskonflikt

In der Autobranche stoßen die Zollpläne einhellig auf Kritik. Stellantis-Chef Carlos Tavares bezeichnete am Mittwoch im Interview der Nachrichtenagentur Reuters Zölle als eine „größere Falle“. Sie verhinderten die nötige Anpassung der westlichen Autobauer an die Konkurrenz aus China nicht, sondern trieben lediglich die Inflation nach oben. Auch BMW-Chef Oliver Zipse hatte bei der Hauptversammlung die Zölle kritisiert und darauf verwiesen, dass ein großer Teil der aus China importierten Elektrofahrzeuge von westlichen Herstellern produziert wird. BMW führt etwa den elektrischen Mini aus der Volksrepublik ein, Mercedes produziert dort den Smart, die Renault-Tochter Dacia stellt den Spring in China her.

Tavares sagte, Elektroautobauer aus China hätten derzeit einen Kostenvorteil von 30 Prozent. Wenn man sich der Konkurrenz stellen und den Kostenvorteil ausgleichen wolle, ziehe das Konsequenzen für die Gesellschaft mit sich, sagte der Chef des Opel-Mutterkonzerns. „Aber die Regierungen von Europa wollen sich dem im Moment nicht stellen.“ Mit den Gewerkschaften sei sein Unternehmen aber in guten Gesprächen. „Die meiste Zeit stimmen sie mit uns darin überein, was das Risiko ist, vor dem wir stehen, und wie wir durch diese Zeit kommen.“

Stellantis will „chinesisch werden“

Die Autobranche rede nicht von einer darwinistischen Periode, „wir stecken mitten drin“. Der Preiskrieg mit dem chinesischen Rivalen werde sehr hart. „Es wird nicht leicht für die Händler. Es wird nicht leicht für die Zulieferer. Es wird nicht leicht für die Autobauer selbst.“ Chinesische Autobauer seien auf dem Weg, 1,5 Millionen Autos in Europa zu verkaufen, was einem Marktanteil von zehn Prozent entspreche. Marktführer BYD setzt dabei auch verstärkt auf eigene Werke. Tavares sprach von bis zu zehn Fabriken, die Chinas Autohersteller in Europa hochziehen könnten. Er warnt: „Wenn wir zulassen, dass der Marktanteil der chinesischen Autobauer wächst, dann ist es offensichtlich, dass Überkapazitäten entstehen.“

Die Opel-Mutter Stellantis gründete zuletzt ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem chinesischen Hersteller Leapmotor und sicherte sich dabei das Recht, die Leapmotor-Fahrzeuge außerhalb Chinas zu vertreiben. Zudem sollen Leapmotor-Fahrzeuge in Stellantis-Werken vom Band laufen. Damit baue das französisch-italienische Unternehmen sein Angebot günstiger Fahrzeuge aus. „Wir versuchen, selbst chinesisch zu werden“, erläuterte Tavares. „Wir wollen Teil der chinesischen Offensive werden.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Technologie
Technologie KI-Gesetz: Bundesnetzagentur startet Beratungsservice für Unternehmen
03.07.2025

Die neuen EU-Regeln zur Künstlichen Intelligenz verunsichern viele Firmen. Die Bundesnetzagentur will mit einem Beratungsangebot...

DWN
Panorama
Panorama Sprit ist 40 Cent teurer an der Autobahn
03.07.2025

Tanken an der Autobahn kann teuer werden – und das oft völlig unnötig. Eine aktuelle ADAC-Stichprobe deckt auf, wie groß die...

DWN
Politik
Politik Brüssel kapituliert? Warum die USA bei den Zöllen am längeren Hebel sitzen
03.07.2025

Die EU will bei den anstehenden Zollverhandlungen mit den USA Stärke zeigen – doch hinter den Kulissen bröckelt die Fassade. Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA dominieren die Börsen
03.07.2025

Die Börsenwelt bleibt fest in US-Hand, angeführt von Tech-Giganten wie Nvidia und Apple. Deutsche Unternehmen spielen nur eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Pokémon-Karten als Geldanlage: Hype, Blase oder Millionen-Geschäft?
03.07.2025

Verstaubte Karten aus dem Kinderzimmer bringen heute tausende Euro – doch Experten warnen: Hinter dem Pokémon-Hype steckt eine riskante...

DWN
Finanzen
Finanzen Politische Unsicherheit: Warum Anleger jetzt Fehler machen
03.07.2025

Trumps Kurs schürt Unsicherheit an den Finanzmärkten. Wie Anleger jetzt kühlen Kopf bewahren und welche Fehler sie unbedingt vermeiden...

DWN
Politik
Politik Keine Stromsteuersenkung: Harsche Kritik der Wirtschaftsverbände
03.07.2025

Die Strompreise bleiben hoch, die Entlastung fällt kleiner aus als versprochen. Die Bundesregierung gerät unter Druck, denn viele Bürger...

DWN
Politik
Politik USA drosseln Waffenhilfe – Europa unter Zugzwang
03.07.2025

Die USA drosseln die Waffenhilfe für Kiew. Europa muss die Lücke schließen. Wie geht es weiter?