Wirtschaft

Arbeitslosenzahl in Deutschland sinkt leicht: Fachkräftemangel bleibt Herausforderung

Eine schwache Konjunktur bremst die Frühjahrsbelebung und Arbeitslose, die trotz Fachkräftemangels keine neue Anstellung finden: Die Aussichten auf dem deutschen Arbeitsmarkt bleiben auch im Mai gedämpft. Eine Kurzanalyse.
04.06.2024 15:20
Lesezeit: 2 min

Zwar sank die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum April um 27.000 auf 2,723 Millionen, jedoch liegt der übliche Rückgang in diesem Monat bei 60.000 bis 80.000 Arbeitslosen, erklärte die Chefin der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles, am Dienstag in Nürnberg. Dennoch sehen Fachleute auch positive Entwicklungen.

"Die Frühjahrsbelebung hat in diesem Jahr nicht richtig Fahrt aufgenommen", sagte Nahles. Saisonbereinigt stiegen im Mai sowohl die Arbeitslosenzahl als auch die Unterbeschäftigung, die Menschen in Maßnahmen wie Weiterbildung oder Integrationskursen erfasst. Im Vergleich zum Mai 2023 erhöhte sich die Zahl der Arbeitslosen sogar um 179.000. Für die Statistik griff die Bundesagentur (BA) auf Datenmaterial zurück, das bis zum 15. des Monats vorlag. Die Arbeitslosenquote sank im Vergleich zum April um 0,2 Prozentpunkte auf 5,8 Prozent.

"Kleiner Lichtblick": Weniger Kurzarbeitsanzeigen

Die schwache Konjunktur des vergangenen Jahres hinterließ Spuren auf dem Arbeitsmarkt, erklärte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD). "Uns ist bewusst, dass die Zeiten dynamisch sind und wir die moderate wirtschaftliche Erholung nutzen müssen, um Investitionen zu fördern und den Konsum weiter zu stimulieren."

Als einen "kleinen Lichtblick" bezeichnete Nahles die Entwicklung bei den Kurzarbeitsanzeigen im Mai. Vom 1. bis 28. Mai beantragten Arbeitgeber Kurzarbeit für 46.000 Beschäftigte – ein Viertel weniger als im Vergleichszeitraum des Vormonats. Wie viele Betriebe tatsächlich Kurzarbeit in Anspruch nehmen, lässt sich zu diesem Zeitpunkt nicht absehen. Vorläufige hochgerechnete Daten liegen der BA bis März vor: In diesem Monat erhielten 219.000 Beschäftigte konjunkturelles Kurzarbeitergeld, nach 200.000 im Februar und 189.000 im Januar.

"Der Arbeitsmarkt trotzt der konjunkturellen Flaute immer noch gut. Dazu trägt bei, dass Unternehmen sich zurückhalten, knappe Fachkräfte zu entlassen", sagte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. Frühindikatoren lassen im Verlauf des Jahres zudem eine leichte konjunkturelle Erholung erwarten.

Fachkräfte fehlen in fast jedem siebten Beruf

Ein Sorgenkind bleibt jedoch der Fachkräftemangel. Laut einer Analyse der Bundesagentur gibt es in fast jedem siebten Beruf in Deutschland Engpässe. Im vergangenen Jahr gab es in 183 der 1.200 bewerteten Berufe Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen. Im Jahr zuvor waren es noch 17 Berufe mehr.

Dieser leichte Rückgang sei eine Momentaufnahme und kein langfristiger Trend, betonte Nahles. Das Niveau bleibe weiterhin hoch. "Aufgrund der demografischen Entwicklung werden auch in den kommenden Jahren viele gut qualifizierte und erfahrene Fachkräfte den Arbeitsmarkt verlassen." Engpässe bestehen unter anderem in den Pflege- und Gesundheitsberufen, im Handwerk, der Kinderbetreuung oder im IT-Bereich.

Dennoch haben Arbeitslose Nahles zufolge derzeit große Schwierigkeiten, einen neuen Job zu finden. Oft fehle es diesen an der geforderten Qualifikation, erläuterte sie. Dies könne dazu führen, dass manche Unternehmen nicht mehr wüchsen, weil sie Stellen nicht besetzen könnten. Im Mai waren 702.000 offene Stellen bei der Bundesagentur gemeldet. Das sind zwar 65.000 weniger als vor einem Jahr, aber im langjährigen Vergleich ist der Bestand der BA zufolge weiterhin hoch.

Nach Einschätzung des Online-Stellenportals Indeed ist in den kommenden Monaten keine Personaloffensive bei den Unternehmen zu erwarten. Das betrifft vor allem die klassischen Bürojobs. "Ein Handwerker findet aktuell leichter einen Job als ein Software-Entwickler", sagte die Arbeitsmarktexpertin Annina Hering von Indeed. Das liege daran, dass bestimmte Fach- und Hilfskräfte essenziell seien. Unternehmen zögerten jedoch während der momentanen Schwächephase, teure Bürokräfte einzustellen.

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