Die Versorgung mit Glasfaseranschlüssen für ein schnelleres Internet wird im ersten Halbjahr dieses Jahres nur um 1,1 Prozentpunkte auf dann insgesamt 17,7 Prozent zunehmen. Das sind nur 500.000 zusätzliche Haushalte, insgesamt sind dann 8,1 Mio. Haushalte. Dies geht aus der aktuellen Gigabitstudie hervor, die vom Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) und dem Beratungsunternehmen Dialog Consult herausgegeben wurde.
Bislang wurde die Glasfaserversorgungsquote nach Auskunft des Bundesdigitalministers Volker Wissing mit einem Drittel aller Haushalte angegeben. Im Rahmen der Digitalstrategie der Bundesregierung soll bis 2030 jeder deutsche Haushalt mit einem Glasfaseranschluss versorgt sein. Bei der aktuellen Ausbaugeschwindigkeit wird dieses Ziel jedoch nur sehr schwer erreichbar sein, heißt es in der Studie.
„Anschluss“ wird unterschiedlich definiert
Die Diskrepanz zwischen den Studienergebnissen des VATM und den Angaben der Bundesregierung zu den angeschlossenen Haushalten ergibt sich durch eine unterschiedliche Definition. Bislang wurden durch die Bundesregierung alle Haushalte als versorgt definiert, deren Grundstücksgrenze sich innerhalb von 20 Metern eines Glasfaserkabels befindet.
Allerdings können die meisten dieser Haushalte nicht an das Glasfasernetz angeschlossen werden, da sie nicht direkt mit dem Netz verbunden sind und die Glasfaserkabel eben nur in der Straße liegen. Für eine Anbindung wären weitere Bauarbeiten notwendig, die die Häuser und Grundstücke mit dem Kabel verbinden. Durch die aktuelle Gigabitstudie wird nun eine ehrlichere Anschlussquote ermittelt, die mit 17,7 Prozent aller Haushalte nur die Haushalte angibt, die heute real angeschlossen werden können.
Wenig Interesse der deutschen Haushalte am Glasfaseranschluss
Jedoch haben von diesen insgesamt 8,1 Mio. Haushalten nur 4,6 Mio. Haushalte den verfügbaren Glasfaseranschluss auch gebucht. Die Zahlen zeigen auf, dass es somit noch sehr lange dauern wird, bis Deutschland vollständig an das Glasfasernetz angebunden sein wird.
Ursache für die niedrigen Buchungen ist die sogenannte niedrige „Take-up-Rate“. Sie bezeichnet den Anteil der Haushalte, die sich bereits ans Glasfasernetz anschließen lassen, wenn die Glasfaserkabel in den Straßen verlegt werden. Nach Angaben der aktuellen Gigabitstudie kommt die Deutsche Telekom dabei auf eine Rate von nur 13 Prozent, bei den Konkurrenzunternehmen liegt die Rate immerhin bei 35 Prozent.
Ausbaustrategien der Telecom nicht effizient
Die deutlich höhere Take-up-Rate bei den Konkurrenzunternehmen ist auf eine effizientere Ausbaustrategie zurückzuführen. Die Mitbewerber der Telekom verlegen Glasfasernetze häufig erst dann, wenn mindestens 30 Prozent der Haushalte im Versorgungsgebiet für die Buchung eines Anschlusses gewonnen werden konnten.
Der Deutschen Telekom hingegen werfen Andreas Walter, Leiter der Gigabitstudie und Geschäftsführer der Dialog Consult und VATM-Geschäftsführer Frederic Ufer vor, dass sie an den Häusern vorbei baut, um Konkurrenten vom Netzausbau abzuhalten. Betriebswirtschaftlich lohnen sich mehrere Glasfasernetze im gleichen Gebiet nicht. Der tatsächliche Anschluss der Anwohner an das Glasfasernetz sei für die Telekom gar keine Priorität, denn viele Anwohner seien bereits DSL-Anschlusskunden, die aus wirtschaftlichen Gründen auch gar nicht an das Glasfasernetz angebunden sein müssten.
Auch Alternativen zum Glasfasernetz finden wenig Anklang bei Verbrauchern
Die Nachfrage nach einem schnelleren Internet ist in Deutschland aber auch bei alternativen Versorgungsmöglichkeiten mau. Immerhin sechs von zehn Haushalten könnten das schnelle Gigabit Internet auch über ihre TV-Kabelnetze buchen, die ebenfalls diese hohen Geschwindigkeiten bieten können.
Allerdings ist die Nachfrage nach den hohen Bandbreiten auch hier eher klein. Insgesamt bucht nur ein Viertel der anschlussfähigen Haushalte das Gigabit und viele Haushalte buchen niedrigere Geschwindigkeiten von weniger als 500 Megabit pro Sekunde oder sogar weniger als 250 Megabit. Vielen Verbrauchern reichen die niedrigeren Internetgeschwindigkeiten und sie sind auch nicht bereit, für eine höhere Geschwindigkeiten höhere Preise zu bezahlen.