Finanzen

Keine Zinssenkung in den USA: Fed vertagt die Zinswende

Wie erwartet verzichtet die Federal Reserve vorerst auf Zinssenkungen. Anders als die Währungshüter in Europa leitet die US-Notenbank absehbar noch keine Zinswende ein. Der Leitzins ist in den USA so hoch wie seit mehr als 20 Jahren nicht mehr.
13.06.2024 08:23
Aktualisiert: 13.06.2024 10:35
Lesezeit: 2 min
Keine Zinssenkung in den USA: Fed vertagt die Zinswende
Die US-Zentralbank Federal Reserve vertagt vorerst die Zinswende und belässt den Leitzins bei 5,25 Prozent (Foto: iStockphoto.com/Tanarch). Foto: Tanarch

Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hält an ihrer Hochzinspolitik fest und deutet für dieses Jahr nur eine einzige Zinssenkung an. Anfang des Jahres waren für 2024 noch drei Zinssenkungen erwartet worden.

Die Fed beließ den Leitzins am Mittwoch zum siebten Mal in Folge in der Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent, wie der Zentralbankrat am Mittwoch in Washington mitteilte. Zu diesem Satz können sich Geschäftsbanken Geld von der Zentralbank leihen. Der Leitzins ist damit weiterhin so hoch wie seit mehr als zwei Jahrzehnten nicht mehr. Neue Daten der Fed zeigen, dass sich die Inflation hartnäckiger als gedacht erweisen könnte.

Seit März 2022 hat die Notenbank ihren Leitzins im Kampf gegen die Inflation im rekordverdächtigen Tempo um mehr als fünf Prozentpunkte angehoben. Zuletzt drehte sie allerdings nicht mehr an der Zinsschraube. Die Inflationsrate - im Sommer 2022 mit mehr als 9 Prozent so hoch wie seit rund vier Jahrzehnten nicht mehr - ging seit den Zinserhöhungen deutlich zurück, die Preise steigen nun deutlich langsamer an. Dennoch scheint das 2-Prozent-Ziel der Fed aktuell außer Reichweite.

Fed-Chef Powell zögert noch mit Zinssenkungen

Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte hingegen vergangene Woche die Zinswende eingeleitet und den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Die Fed könnte sich mit diesem Schritt noch Zeit lassen. Fed-Chef Jerome Powell sagte, dass es durchaus länger dauern könne, bis die Fed das Vertrauen haben werde, das sie brauche, um mit einer Lockerung der Geldpolitik zu beginnen. „Wir können nicht wissen, was die Zukunft bringt, aber in der Zwischenzeit haben wir mit unserem derzeitigen Kurs ziemlich gute Fortschritte bei der Inflation gemacht“, betonte er.

Die neue Wirtschaftsprognose der Fed deutet zwar weiter darauf hin, dass die Zentralbank in diesem Jahr die Zinsen noch senken dürfte - allerdings nur ein einziges Mal. In ihren vergangenen beiden Prognosen hatte die US-Notenbank noch drei Zinsschritte um 0,25 Prozentpunkte für dieses Jahr vorhergesagt. Die Entscheider der Fed rechnen nun für dieses Jahr im Mittel mit einem Leitzins von 5,1 Prozent (März: 4,6 Prozent), was auf einen Zinsschritt von 0,25 Prozentpunkten hindeutet.

Neueste Prognosen der Fed für die US-Wirtschaft

Die US-Notenbank rechnet in diesem Jahr mit einer etwas höheren Teuerungsrate von durchschnittlich 2,6 Prozent (März-Prognose: 2,4 Prozent). Für das Jahr 2025 geht die Fed von einer Inflationsrate von 2,3 Prozent aus (März-Prognose: 2,2 Prozent). Die Kerninflation, also ohne Berücksichtigung von Lebensmittel- und Energiepreisen, soll dieses Jahr aber bei 2,8 Prozent (März: 2,6) liegen. Die Notenbanker schauen in ihrer Analyse besonders auf diesen Wert. Er gibt den allgemeinen Preistrend nach Meinung von Fachleuten besser wieder als die Gesamtrate, da schwankungsanfällige Komponenten herausgerechnet werden.

Powell nannte die Prognosen zur Inflation „konservativ“. Es handle sich um gute Zahlen, die allerdings nicht „großartig“ seien. Wenn es aber in den kommenden Monaten noch mehr positive Inflationsdaten gebe, könne sich die Prognose auch wieder bessern, sagte der Fed-Vorsitzende weiter.

An ihrer Konjunkturprognose für die USA änderte die US-Notenbank hingegen nichts. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der weltgrößten Volkswirtschaft wird demnach 2024 um 2,1 Prozent wachsen - so wie bereits im März prognostiziert. Diese neuen Zahlen dürften den Druck auf die Fed mindern, die Zinsen schnell deutlich zu senken. Die US-Notenbank kann sich dank des robusten Wachstums erlauben, die Situation weiter zu beobachten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Textilrecycling: Wie eine schwedische Gründerin die Branche unter Druck setzt
12.12.2025

Ein junges schwedisches Unternehmen behauptet, die nachhaltigste Lösung für das Textilrecycling gefunden zu haben. Die Methode nutzt CO2,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Shein, Temu & Co. betroffen: EU erhöht Kosten für Billigpakete aus Drittstaaten
12.12.2025

Um die Flut günstiger Online-Pakete aus Ländern wie China einzudämmen, beschließt die EU eine neue Importabgabe. Ab Juli 2026 sollen...

DWN
Politik
Politik Regierung reagiert auf Cyberangriffe: Russlands Botschafter einbestellt
12.12.2025

Nach einer Reihe hybrider Angriffe, darunter Falschnachrichten, manipulierte Videos und eine Hacker-Attacke, hat die Bundesregierung...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Flix bestellt 65 neue Fernzüge: Ausbau ab 2028 geplant
12.12.2025

Flix will das Fernverkehrsangebot deutlich ausbauen: Das Unternehmen hat beim spanischen Hersteller Talgo bis zu 65 neue Züge geordert....

DWN
Politik
Politik Regierung startet Onlineportal für Bürgerfeedback
12.12.2025

Die Bundesregierung will Bürger und Unternehmen stärker in die Verwaltungsarbeit einbeziehen. Über das neue Portal „Einfach machen“...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU setzt auf Kreislaufwirtschaft: Mehr Rohstoffe aus Schrottautos
12.12.2025

Die EU will die Wiederverwertung von Fahrzeugen deutlich verbessern. Unterhändler des Europäischen Parlaments und der Mitgliedsstaaten...

DWN
Immobilien
Immobilien Hausbrände verhüten: Wie Sie sich vor Feuer schützen
12.12.2025

Jährlich gibt es in Deutschland um die 200.000 Haus- und Wohnungsbrände. Eine verheerende Zahl, insbesondere wenn man bedenkt, dass die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenzen in Deutschland steigen weiter um 5,7 Prozent
12.12.2025

Die Pleitewelle in Deutschland reißt nicht ab: Im November stieg die Zahl der Firmeninsolvenzen im Vergleich zum Vorjahr um 5,7 Prozent,...