Schlechte Ausgabenpolitik oder strategische Weitsicht? Während Deutschland mit einer Staatsverschuldung von 2.445 Milliarden Euro kämpft, fließen Steuergelder in Projekte, die viele Bürger erstaunen lassen. Der Bund der Steuerzahler Deutschland e.V. (BdSt) schlägt Alarm: Von Klimaschutz-Projekten in Südamerika bis hin zu Videospiel-Förderungen in Millionenhöhe - sind diese Ausgaben wirklich im besten Interesse der Steuerzahler?
Fragwürdige Ausgabenpolitik: Deutsche Steuergelder für Subventionen in Südamerika
Ein besonders kontroverses Beispiel ist die Entscheidung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), dem Linde-Konzern 12 Millionen Euro für ein Wasserstoffprojekt in Chile zu bewilligen. Dieses „Power-to-MEDME“-Projekt soll eine Wertschöpfungskette für die Produktion von grünem Wasserstoff, Methanol und Dimethylether (DME) aufbauen – mitten in einer chilenischen Wüstenregion.
Was hat Deutschland davon? Auch wenn die Vorteile von grünem Wasserstoff unbestreitbar sind, bleibt die Frage, ob die Investitionen nicht besser in heimische Projekte fließen sollten. „Es geht zu weit, wenn das Bundeswirtschaftsministerium sogar Wasserstoff-Projekte im fernen Chile fördert und dafür Millionen an Steuergeldern an etablierte Großkonzerne überweist“, kritisiert der Steuerzahlerbund in seiner aktuellen Analyse.
Grüner Wasserstoff in der Wüste: Millionen für Siemens und Linde-Konzern in Chile und Uruguay
Bereits 2020 erhielt Siemens über 8 Millionen Euro für eine ähnliche Anlage im windreichen Süden Chiles. Diese Anlage nutzt Windenergie, um grünen Wasserstoff und Methanol zu produzieren. Der synthetische Kraftstoff wird in herkömmlichen Verbrennungsmotoren eingesetzt, wie zum Beispiel in den Rennwagen des Porsche Mobil 1 Supercups. Doch die Effizienz solcher Vorhaben bleibt umstritten.
Warum? Die Herstellung von CO₂-neutralen Kraftstoffen ist äußerst energieintensiv und komplex. Obwohl CO₂-arme oder CO₂-freie Kraftstoffe ein erhebliches Marktpotenzial haben, ist fraglich, ob staatliche Subventionen dafür gerechtfertigt sind – insbesondere, wenn diese Technologien keinen direkten Nutzen für die deutsche Bevölkerung bieten. Darüber hinaus haben große Unternehmen wie Linde und Siemens ohnehin erhebliche Ressourcen, um solche Projekte selbstständig zu finanzieren.
Laut dem Steuerzahlerbund ist Chile „nicht das einzige Land unter der Subventionsgießkanne“. Ein weiteres Beispiel ist Uruguay, wo der Linde-Konzern für ein vergleichbares Projekt eine Förderung von etwa 5 Millionen Euro durch das BMWK erhält.
Steuergelder für die Videospielentwicklung: Eine Investition in den falschen Sektor?
Ähnlich kontrovers ist die Subventionspolitik in einem ganz anderen Bereich – der Videospielindustrie. Um Deutschland als globalen Leitmarkt für Videospielentwicklungen zu etablieren, startete die Bundesregierung 2019 ein Förderprogramm mit einem Volumen von bis zu 215 Millionen Euro über fünf Jahre für 525 Projekte. Trotz dieser Bemühungen bleibt der Marktanteil deutscher Spieleproduktionen bei unter 5-Prozent!
Obwohl das BMWK einen Antragsstopp für neue Förderungen bis Ende 2024 verhängt hat, wurde bereits ein neuer Fördertitel unter der Beauftragten für Kultur und Medien eingerichtet. Von 2024 bis 2026 sollen daraus jährlich 33,3 Millionen Euro – insgesamt 100 Millionen Euro – an deutsche Spieleentwickler fließen, ohne dass klare Rahmenbedingungen oder Kriterien definiert sind. Eine Politik, die angesichts der stagnierenden Marktstellung der Game-Produktion schwer nachvollziehbar ist. Sollten unsere Steuergelder in eine Branche fließen, die keinen nennenswerten Marktanteil erzielt?
Im Jahr 2023 gingen zudem rund 21-Prozent der gesamten Fördersumme an sieben deutsche Entwicklerstudios, die zu Publishern eines schwedischen Medienkonzerns gehören. „Drei dieser Entwickler finden sich auch unter den 35 größten deutschen Spieleentwickler. Ganz klar ein Fall öffentlich geförderter Marktkonzentration“, so die Einschätzung des Steuerzahlerbundes. Zudem verfügen diese Studios durch ihre Publisher bereits über ausreichende finanzielle Ressourcen und sind daher nicht auf staatliche Unterstützung angewiesen.
Globale Verantwortung oder nationale Verschwendung?
Auch dies verdeutlicht, wie Steuergelder in fragwürdige Bereiche fließen: Entweder bieten sie keinen direkten Nutzen für unsere Wirtschaft, oder sie unterstützen Unternehmen, die finanziell ohnehin gut aufgestellt sind!
Befürworter argumentieren, dass diese Investitionen Teil einer globalen Verantwortung sind. Sie sehen darin einen strategischen Ansatz, um Deutschland an der Spitze technologischer Innovationen zu positionieren, neue Arbeitsplätze zu schaffen und die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Doch angesichts der drückenden Staatsverschuldung und der wirtschaftlichen Herausforderungen, vor denen Deutschland steht, ist eine sorgfältige Prüfung dieser Ausgaben unerlässlich.
Der Steuerzahlerbund fordert klare Strategien, die sicherstellen, dass Steuergelder effizient eingesetzt werden und den Interessen der Steuerzahler dienen. In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit muss Deutschland seine Ressourcen gezielt und effektiv einsetzen – ohne unnötige Verschwendung. Nur so kann unser Land stark und innovativ bleiben.