Politik

Bundespräsident Steinmeier beteuert: Deutschland bleibt für Juden ein Zuhause

Potsdam hat wieder eine Synagoge. Die feierliche Eröffnung gilt auch als Zeichen gegen wachsenden Antisemitismus. Der Bundespräsident zeigt sich erschrocken, aber auch entschlossen.
04.07.2024 12:52
Lesezeit: 2 min
Bundespräsident Steinmeier beteuert: Deutschland bleibt für Juden ein Zuhause
1200 x 678 Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier spricht beim Festakt zur Einweihung vom Synagogenzentrum Potsdam. (Foto: dpa) Foto: Bernd von Jutrczenka

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat bei der Eröffnung der neuen Synagoge in Potsdam zum Kampf gegen den wachsenden Antisemitismus aufgerufen. „Ich bin auch entschlossen, entschlossen, nicht zu ruhen, damit wir in unserem Land alles tun, um jüdisches Leben zu schützen und jede Form von Antisemitismus zu bekämpfen“, sagte das Staatsoberhaupt. Jüdisches Leben sei „Teil von uns“.

„Nur wenn Jüdinnen und Juden sich in Deutschland ganz zu Hause fühlen, nur dann ist dieses Land ganz bei sich, so Steinmeier und versprach: «Deutschland bleibt ein Zuhause für Jüdinnen und Juden. Dafür stehe ich persönlich und dafür tritt die Mehrheit aller Deutschen – das versichere ich Ihnen – ein.“

Die Eröffnung des Synagogenzentrums gilt gerade in Zeiten wachsenden Antisemitismus als wichtiges Zeichen gegen Hass und Hetze. Seit dem Angriff der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 haben Feindseligkeiten gegen Juden in Deutschland eine neue Dimension erreicht.

Steinmeier: Juden haben wieder Angst vor Hass

Der Bundespräsident zeigte sich erschüttert über den wachsenden Antisemitismus. „Überall in Europa haben Jüdinnen und Juden wieder Angst. Angst vor Hass, vor Gewalt, vor Ausschreitungen, weil sie Juden sind – und das ist unerträglich»“, sagte er.

Als letzte Landeshauptstadt in Deutschland hat Potsdam nun wieder eine Synagoge. Dort gab es bisher nur ein kleines jüdisches Gotteshaus in der Universität. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sprach von einem Festtag. „Wir haben gemeinsam die Chance, jüdischem Leben in Brandenburg Gestalt und Gesicht zu geben.“

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sprach von einem „Tag der Freude und des Stolzes“. „Lange fehlte das Herzstück jüdischen Gemeindelebens in Potsdam – ab heute schlägt es wieder.“

Trägerin des Synagogenzentrums ist zunächst für drei Jahre die Zentralwohlfahrtstelle der Juden in Deutschland (ZWST). Der Präsident der ZWST, Abraham Lehrer, rief indirekt dazu auf, bei der Landtagswahl im September nicht AfD zu wählen. „Mit großer Sorge schauen wir auf die Umfrageergebnisse hier in Brandenburg“, sagte er. „Rechtsextreme Parteien werden niemals ein Garant jüdischen Lebens in Brandenburg sein.“

Der Verfassungsschutz Brandenburg stuft den AfD-Landesverband als rechtsextremistischen Verdachtsfall ein. Die AfD liegt in Umfragen zur Landtagswahl vorn.

Vier jüdische Gemeinden sollen Synagoge nutzen

An der feierlichen Einweihung nahmen auch Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und Israels Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, teil. Kanzler Olaf Scholz (SPD) war nach Angaben einer Regierungssprecherin aus Termingründen nicht als Gast dabei.

Vier jüdische Gemeinden sollen das neue religiöse und kulturelle Zentrum in der historischen Mitte der Landeshauptstadt gemeinsam nutzen, eine Gemeinde hatte nicht unterschrieben. Die alte Synagoge war 1945 zerstört worden. Brandenburg brachte für den Neubau mit sandfarbener Ziegel-Fassade rund 17,5 Millionen Euro auf.

Das Projekt war von langem Streit unter den jüdischen Gemeinden begleitet, die unterschiedliche religiöse Strömungen vertreten. Neben Gebetsräumen gibt es einen Veranstaltungsaal, ein Besuchercafé, eine Bibliothek, Büroräume sowie Musik- und Kunsträume. Das Gebäude ist stark gesichert.

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