Politik

Explosion in Beirut: Israel greift Hisbollah-Kommandeur an - verursacht der Vergeltungsschlag eine Eskalation?

Nach einem tödlichen Raketenangriff auf den Golanhöhen kündigte Israel einen Vergeltungsschlag an. Nun hat das israelische Militär reagiert. Ziel war ein hochrangiger Kommandeur der Hisbollah. Wie groß ist das Eskalationspotenzial in der Region?
30.07.2024 21:52
Lesezeit: 2 min
Explosion in Beirut: Israel greift Hisbollah-Kommandeur an - verursacht der Vergeltungsschlag eine Eskalation?
Ein beschädigtes Gebäude, das von einem israelischen Luftangriff in den südlichen Vororten der Stadt Beirut getroffen wurde. Nach dem tödlichen Raketenangriff auf den Golanhöhen verübte Israel in der libanesischen Hauptstadt einen Vergeltungsschlag (Foto: dpa). Foto: Hussein Malla

Drei Tage nach einem tödlichen Raketenangriff auf den Golanhöhen hat Israel im Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut einen hochrangigen Kommandeur der Schiitenmiliz Hisbollah gezielt attackiert. Das berichtete die israelische Armee. Zuvor war im Süden Beiruts eine starke Explosion zu hören.

Der Kommandeur sei für den Tod der bei dem Raketenangriff auf die drusische Ortschaft Madschdal Schams getroffenen zwölf Kinder und Jugendlichen vergangenen Samstag sowie weiterer israelischer Zivilisten verantwortlich, hieß es von dem Militär weiter. Ob der Kommandeur bei dem Angriff getötet wurde, war zunächst nicht klar.

Laut verschiedenen Medienberichten und libanesischen Sicherheitskreisen soll es sich bei der Zielperson um Fuad Schukr handeln. Er gilt als enger Berater von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah und zählt zu den höchsten Militärkommandeuren in der Bewegung. Er ist nach Angaben der US-Regierung Mitglied des höchsten militärischen Gremiums der Hisbollah. Seit 2017 wird er außerdem von US-Behörden wegen Verstrickungen in einen Anschlag auf US-Truppen in Beirut 1983 gesucht.

Vergeltungsschlag Israels war erwartet worden

Israels Verteidigungsminister Joav Galant reagierte auf der Online-Plattform X und schrieb: "Die Hisbollah hat eine rote Linie überschritten." Ministerpräsident Benjamin Netanjahu äußerte sich zunächst nicht zu dem Angriff in Beirut. Sein Büro verbreitete jedoch wenige Minuten nach dem Angriff ein Foto, das den Regierungschef mit seinem nationalen Sicherheitsberater Tzachi Hanegbi und weiteren Beamten bei einer Lagebesprechung zeigt.

Nach dem tödlichen Raketenangriff mit den zwölf Todesopfern auf den Golanhöhen war ein Vergeltungsschlag Israels erwartet worden. Die Forderungen nach einer raschen Reaktion mehrten sich außerdem nach einem Raketenangriff am Dienstagnachmittag auf den Norden Israels, bei dem nach Angaben von Rettungskräften ein Zivilist getötet wurde. Zuvor hatte es zudem in Ortschaften an der Grenze zum Libanon mehrfach Raketenalarm gegeben.

Die libanesische Nachrichtenagentur NNA berichtete von einem "feindlichen Überfall" im Beiruter Vorort Haret Hreik. Der Hisbollah-nahe Fernsehsender Al-Manar zeigte Bilder von chaotischen Szenen. Mindestens vier Gebäude seien bei dem Angriff beschädigt worden.

Augenzeugen berichteten, dass der Angriff auf ein achtstöckiges Gebäude zielte. Demnach sei das Obergeschoss getroffen worden. Wie im TV zu sehen war, riefen Menschen auf der Straße: "Gott segne Nasrallah." Andere riefen: "Netanjahu wird den Preis dafür zahlen."

Vergeltungsschlag nach Raketenangriff

Nachdem am Samstag bei einem Raketenangriff in der drusischen Ortschaft Madschdal Schams auf den von Israel annektierten Golanhöhen mindestens zwölf Menschen getötet wurden, hatte die israelische Regierung einen Vergeltungsschlag angekündigt. Sie macht die Hisbollah für den Angriff verantwortlich. Die Schiitenmiliz wies die Schuld von sich. Sie habe mit dem Angriff nichts zu tun, erklärte sie mehrmals.

Bereits seit Beginn des Gaza-Kriegs kommt es in der israelisch-libanesischen Grenzregion immer wieder zu Konfrontationen zwischen Israels Armee und militanten Gruppierungen wie der Hisbollah. Die Schiitenmiliz handelt nach eigenen Aussagen in Solidarität mit der Hamas: Ihre Angriffe will sie erst einstellen, wenn es auch in Gaza zu einem Waffenstillstand kommt. Sowohl in Israel als auch im Libanon kamen zahlreiche Zivilisten ums Leben. Zehntausende Anwohner verließen auf beiden Seiten der Grenze ihre Heimatorte. Es ist die schwerste Eskalation seit dem zweiten Libanon-Krieg 2006.

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