Es sind längst nicht mehr nur Rentner, die es für längere Aufenthalte nach Thailand, Vietnam und andere Destinationen in Südostasien zieht. Immer mehr junge Deutsche reisen in den tropischen Südosten Asiens, um eine völlig fremde Welt zu erkunden. Das Klischeebild, das häufig gar nicht weit von der Realität entfernt ist, zeichnet Sonnenbrand-übersäte junge Frauen und Männer in billigen Kleidern und Hemden, die mit übergroßen Rucksäcken bepackt von einem Touristen-Ort zum nächsten tingeln.
Viele dieser jungen Menschen befinden sich auf Workation, arbeiten „remote“ bei ihrem alten Arbeitgeber weiter oder sind als Selbstständige tätig. Der Laptop gilt als ihr treuester Begleiter - und dies sowie der Fokus auf Computerjobs hat Ihnen den Überbegriff „digitale Nomaden“ verschafft.
Thailand lockert Einreiseregeln und führt Visum für Digitalnomaden ein
Für alle Thailand-Fans unter Ihnen gibt es nun gute Neuigkeiten. Seit dem 1. Juni können Sie das „Destination Thailand Visa“ (DTV) beantragen, das für fünf Jahre gültig ist, zu einem Aufenthalt von bis zu 180 Tagen innerhalb eines Jahres berechtigt und sogar einmalig um 180 Tage verlängerbar ist. Voraussetzung ist ein Mindestalter von 20 Jahren, finanzielle Reserven in Höhe von mindestens 500.000 Baht (umgerechnet knapp 13.000 Euro) und ein Arbeitsnachweis. Das DTV-Visum richtet sich explizit an Remote-Arbeiter und Digitalnomaden. Fast zeitgleich schloss Thailand ein Steuerschlupfloch und somit müssen Ausländer, die sich mindestens 180 Tage eines Kalenderjahres im Land aufhalten, ihre Auslandseinkünfte in Zukunft versteuern.
Zuvor existierte lediglich das dreimonatige „Tourist Visa“, das offiziell eben nur für genau diesen Zweck gedacht ist und mitunter zu Problemen führte. Eine mehrmalige Beantragung des TR-Visums in kurzen Zeiträumen wird manchmal nicht erlaubt und bei der Passkontrolle ist man den Launen der Beamten für Immigration ausgesetzt, die einen mal anstandslos passieren lassen und ein anderes mal womöglich den Touristen-Status hinterfragen.
Letzteres konnte auch normalen Reisenden passieren, die bei der Einreise nur den Routine-Stempel für 30 Tage anstrebten. Bei Mehrfach-Einreise kommt es mittlerweile häufiger vor, dass Fragen zum Aufenthaltszweck gestellt und mindestens das offiziell verlangte, aber im Regelfall nicht geprüfte Rückflugticket eingefordert wird. Die thailändischen Grenzbeamten haben verstärkt die Praxis des ständigen visumsfreien Ein- und Ausreisens („Visa Run“) ins Auge gefasst. Wo es früher noch möglich war, am selben oder nächsten Tag wieder einzureisen, sind mittlerweile mehrere Tage oder besser ein bis zwei Wochen in einer Zwischenstation in einem Nachbarland zu empfehlen. Und auch dann gibt es keine Garantien: Ein Thai-Beamter kann beim Blick in den Reisepass der Ansicht sein, dass es nun definitiv zu viele Stempel für einen Touristen sind.
Deutschland zählt zu den 93 Ländern, deren Bürger ohne Visum nach Thailand einreisen dürfen. Andere Nationalitäten müssen vor Ort ein Visum „on arrival“ beantragen oder das oben erwähnte TR-Visum nutzen. Bis vor kurzem galten für Deutsche 30 Tage Aufenthaltserlaubnis mit der Option auf weitere 30 Tage, wie es auch in einigen Nachbarstaaten gehandhabt wird. Seit dem 15. Juli wurde die Zeit auf 60 Tage erhöht und im Zuge dessen etwa auch die Visafreiheit für Chinesen dauerhaft und für Russen temporär eingeführt.
Mithilfe dieser Maßnahmen und dem DTV-Visum strebt Thailand eine Belebung des seit Corona angeschlagenen Tourismus-Sektors an, der fast 20 Prozent der Wirtschaftsleistung ausmacht. Medienberichten zufolge plant die Regierung des Königreichs außerdem einen Schengenraum – gemeinsam mit Laos, Kambodscha, Myanmar, Malaysia und Vietnam.
Der K(r)ampf ums Handgepäck
Die Visaregeln wurden also zumindest in Thailand gelockert. Zu Turbulenzen kann es indes schon früher am Flughafen des Abreiseorts kommen – zumindest für den reinen Handgepäckreisenden. In Asien gibt es zahlreiche Billigfluggesellschaften, sodass die ständige Reiserei nicht allzu sehr ins Geld geht. Außerdem ist teilweise sogar ein Online-Checkin oder das selbstständige Ausdrucken des Flugtickets an einem Terminal anstelle des Wartens in der Schlange möglich. Soweit so entspannt.
Mit dem Handgepäck jedoch ist es jedes Mal ein Roulettespiel. Die Maße des Rucksacks oder Koffers kümmern in der Regel niemanden, aber das Gewicht wird schnell zum Problem. Sieben Kilogramm dürfen es offiziell maximal sein, aber durchgesetzt wird diese Richtlinie je nach Personal völlig unterschiedlich. Manchmal wird gar nicht gewogen, manchmal gibt es Stichproben am Gate, teilweise reicht es, wenn das Gewicht temporär auf 8,99 Kilo reduziert wird. Im schlimmsten Fall muss ein zusätzliches Gepäckstück aufgegeben und teuer extra bezahlt werden.
Der Hinweis auf einen schweren Laptop im Inneren ist einen Versuch wert, aber meist erfolglos. Eine lange Outdoor-Hose mit vielen Taschen zum Verstauen von handlichen, aber schweren Gegenständen ist also also von großem Vorteil. Ebenso ein stabiler Drybag, der im äußersten Fall als Aufgabegepäck genutzt werden kann.
Weniger ist mehr
Weniger ist mehr, lautet die Devise. Im Laufe der Zeit entpuppen sich ohnehin so manche Gegenstände und Klamotten als überflüssig und mehr als 10 Kilo auf dem Rücken ist zu Fuß nicht mehr wirklich praktikabel:
- Erste-Hilfe-Ausrüstung, Medikamente, Steckdosen-Adapter, Zweithandy, Powerbank (im Flieger nur eine je Person mit weniger als 15.000 mAh Kapazität erlaubt) und mehrere Bankkonten? Sinnvoll bis überlebenswichtig.
- Camping-Ausrüstung, Jeans, Pullover, Regenjacke und zig T-Shirts? Braucht kein Mensch. In den allermeisten Regionen Südostasiens (außer hoch oben in den Bergen) ist es sehr warm und an jeder Ecke oder alternativ im Hotel kann man seine Kleidung für umgerechnet 2 bis 4 Euro waschen lassen.
Wenn es in der Regenzeit schüttet, dann oft nur grob eine Stunde am Stück für mehrere Male pro Tag. Aber der Regen ist gewöhnlicherweise so stark, dass die Regenjacke gar nichts bringt und nur dafür sorgt, dass man von beiden Seiten nass wird. Nach längeren Schauern und Unwettern stehen die Straßen teils so enorm unter Wasser, dass dort Boote verkehren, wie es zum Beispiel in Phuket im südlichen Thailand gegen Ende der Regensaison vorkommen kann. In der Monsunzeit, die in den meisten Ländern mit Ausnahme Indonesiens und Malaysias grob von Mai/Juni bis September/Oktober anhält, ist es nur geringfügig kühler und an manchen Tagen regnet es überhaupt nicht.
Eine gute Faustregel lautet: Nimm keine Gegenstände mit, die du nie benutzt – mit Ausnahme von Notfallausrüstung. Verzichte auf sämtliche Klamotten, die du nicht anziehen willst, weil sie klimatisch unpassend oder „zu schön“ für die Hitze sind.
Lebenshaltungskosten und Arbeiten in den Tropen
Bei Bedarf kauft man eben Dinge günstig vor Ort. Die Lebenshaltungskosten sind im Südosten Asiens wesentlich geringer als in Europa. Je nach Region liegen die Preise bei etwa einem Viertel bis zur Hälfte des deutschen Niveaus. Beispielsweise kosten qualitativ einwandfreie Budget-Hotels in der Nebensaison nur um die 10 bis 15 Euro pro Nacht.
Überall gibt es kleine Supermärkte und Verkaufsstände mit allerlei frischem Essen und Textilien. Ganz besonders beliebt ist tropisches Obst, welches gerne in Form von Fruchtshakes verkauft wird. Selbst an den Touristenorten kann man für knapp zwei Euro ein richtiges Essen (also natürlich Reis mit Fleisch, Fisch oder Seafood) bekommen. Dafür muss man auf die Märkte gehen, die mehrheitlich von den Einheimischen frequentiert werden. Jene sprechen meistens nur ein sehr rudimentäres Englisch, was aber in Zeiten von Übersetzungs-Apps nicht großartig Schwierigkeiten verursacht.
Auch die Geldversorgung stellt im Regelfall kein Problem dar. Westliche Kredit- und Debitkarten genießen eine weitläufige Akzeptanz, es gibt zahlreiche Geldwechsler und an Bankautomaten mangelt es nicht – zumindest in den Städten. In abgelegenen Dörfern in Laos oder Kambodscha kann man jedoch nicht darauf vertrauen, einen ATM zu finden und gelegentlich wird die Bankkarte nicht unterstützt. Kartenzahlung gibt es an solchen Orten freilich auch nicht. Man sollte den Vorrat an heimischer Währung also konservativ vorausplanen.
Wie fühlt es sich eigentlich an, im tropischen Klima zu arbeiten? In erster Linie anstrengend. Die Produktivität wird durch die brutale Hitze von 30 bis 40 Grad Celsius und die hohe Luftfeuchtigkeit fast zwangsläufig sinken. Ohne Klimaanlage oder Ventilator würde man kaum etwas zustande bringen. Die einheimische Bevölkerung geht bevorzugt morgens und abends vor die Tür und meidet die Sonne. Eine gewisse Abhärtung gegen Hitze wirkt Wunder. Wer schon den Sommer in Deutschland unerträglich findet, wird hier nicht glücklich werden und sollte sich andere Reiseziele suchen.
Aber auch Krankheiten wie Dengue-Fieber und der relativ frühe Sonnenuntergang mindern die Arbeitsmoral. Vielleicht hilft es, die Zeitverschiebung (fünf bis sechs Stunden nach CET) zum eigenen Vorteil zu gestalten und nur besonders früh oder spät zu arbeiten. Die Zeitverschiebung kann ein Argument für den Arbeitgeber sein, den Auslandsaufenthalt überhaupt zuzulassen.
Die Stromversorgung ist aufgrund der oberirdischen Kabelverlegung gefährdet, aber während meiner Reisen kam es nur zu einem einzigen Stromausfall, der nach kurzer Zeit behoben war. Derweil sind die Asiaten akut Smartphone-süchtig und deshalb gibt es in nahezu jedem Dorf mobiles Internet. Via selbst eingerichtetem Hotspot hat der Laptop auch dann eine stabile Internetverbindung, wenn das Hotel-Wlan schlecht oder nicht vorhanden ist. Bereits an den Flughäfen werden Sim-Karten mit großzügigem Datenvolumen an Touristen verkauft, andernorts gibt es aber oft bessere Preise.
Viele Transportwege führen ans Ziel
Ein regelmäßiger Wechsel des Standorts kann bei der Arbeitsmotivation helfen. Hierbei ist man nicht auf öffentliche Bus- und Bahnverbindungen angewiesen, zumal letztere nur sehr eingeschränkt existieren. Die lokalen Taxipreise sind im Regelfall fair (außer in Malaysia!). Zusätzlich gibt es in den Metropolen und populären Touristenorten Fahrtvermittlungs-Apps (Bolt, Grab, Gojek), die ähnlich wie hierzulande Uber funktionieren und in einem gewissen Umkreis einen besonders günstigen Preis bieten.
In weniger dicht besiedelten Regionen ist das Angebot eingeschränkt oder gar nicht mehr verfügbar und zwischen den Ländern bestehen erhebliche Unterschiede: Thailand hat eine besonders dichte Abdeckung, während die Taxi-Apps in Laos erst sehr langsam Fuß fassen und weite Teile Indonesiens von einer Art Taximafia kontrolliert werden. Die Alternative zu den Fahrtvermittlern sind traditionelle lokale „Tuk-Tuks“, die auf Mehrpersonentransport ausgerichtet sind und in ländlichen Gegenden mitunter die einzige Option darstellen.
Zwischen beliebten Touristenzielen verkehren große (Nacht-)Busse, deren Organisation überhaupt nicht mit den westlichen Gepflogenheiten übereinstimmt. Unterkünfte und Ausflugsanbieter verkaufen die Tickets und kümmern sich auch um den Transport zum zentralen Busbahnhof – sofern vorhanden. Insbesondere in Vietnam fällt auf, wie manches Familienhaus parallel als Unterkunft, Anlaufstelle für Busreisende/Ausflugsteilnehmer und kleines Restaurant fungiert. Auch für öffentliche Tuk-Tuks sucht man Fahrpläne größtenteils vergeblich und selbst wenn, fahren diese auch mal eine Stunde früher los, sobald sie gefüllt sind. Man muss wissen, wo die Haltestellen sind, zum Beispiel vor bestimmten 7-Eleven-Filialen in Thailand. Die Einheimischen helfen dabei gerne.
Selber mit Moped fahren ist natürlich auch möglich und sehr beliebt. „You need Motobike?“ ist vermutlich noch vor Essens-, Massage- und Ausflugs-Angeboten die häufigste Frage, die einem beim Schlendern durch die Straßen von Bangkok, Hanoi und Vientiane begegnet. Die Einheimischen laufen höchst ungerne und fahren auch kurze Strecken mit motorisierten Zweirädern. Deren Mietpreise reichen von umgerechnet rund 5 bis 20 Euro pro Tag. Leider gibt es mitunter nicht genug Stationen oder Läden zum Tanken. Ein kleiner Vorrat an Benzinflaschen im Stauraum ist also zu empfehlen. Wichtig zu wissen: Das Fahren ohne internationalen Führerschein ist zwar weit verbreitet, aber eigentlich illegal. Zum Problem wird das bei Fehlverhalten oder zufälligen Polizeikontrollen und zieht dann mindestens ein saftiges Schmiergeld nach sich.
Nicht für jeden: Straßenverkehr auf asiatisch
Ein paar Worte der Warnung zur Fortbewegung: Viele asiatischen Länder haben Linksverkehr, was europäische Fahrer wie Fußgänger gleichermaßen verwirren kann. Der Verkehr in Südostasien ist generell deutlich gefährlicher als in Europa – vor allem in Thailand, Vietnam und Indonesien. Diese drei Länder sind Teil der traurigen Spitzengruppe, wenn es um Verkehrstote in Relation zur Gesamtbevölkerung geht. Der Straßenverkehr ist vogelwild und vor allem die unzähligen Moped- und Motorrad-Fahrer versuchen jede kleinste Lücke oder Überholmöglichkeit wahrzunehmen. Besonders krass sind in dieser Hinsicht die beiden größten Städte Vietnams, Hanoi und Ho Chi Minh. Dort gibt es zwar auch Ampeln, aber für die vietnamesischen Biker scheint Rot lediglich eine abwechslungsreiche Farbe zu sein, die keineswegs zum Anhalten animiert.
Ungeübte Zweirad-Fahrer sollten den chaotischen Großstadtverkehr sowie kurvenreiche und bergige Strecken besser meiden. Überhaupt stellt sich die Frage, ob sich das Risiko angesichts des teils umfangreichen Transportangebots (es gibt auch günstige Motobike-Taxis!) tatsächlich lohnt. In ländlichen Gebieten, wo man sonst nur schwer vorankommt, ist man zugleich bei leerem Tank oder einem Defekt recht aufgeschmissen; außerdem ist erste Hilfe weit entfernt und es existiert maximal ein Dorf-Krankenhaus in ein bis zwei Stunden Entfernung.
Grenzerfahrung in der Dorfklinik
Letztere sind eine Geschichte für sich. Ich musste mich nach einem Unfall in einer vietnamesischen Dorfklinik behandeln lassen. Die Zustände dort lassen sich auch für einen vom zunehmend erodierenden deutschen Gesundheitssystem gestählten Besucher kaum begreifen. 40 Grad, aber weit und breit keine Klimaanlage, Toiletten mit defekter Spülung und Gips aus Klopapier, das freilich erst vom - auch bei der Behandlung assistierenden - Taxifahrer gekauft werden muss. Gut, dass in Asien typischerweise immer irgendwo auch zu später Stunde noch ein Gemischtwarenladen geöffnet hat.
In Privatkliniken in den Großstädten, die besonders in Thailand, Vietnam und Malaysia einen exzellenten Ruf genießen, geht es wesentlich moderner zu. Das ist aber entsprechend teuer. Für Langzeitreisende und Digitalnomaden wäre der Verzicht auf eine internationale Krankenversicherung grob fahrlässig für die eigene Gesundheit. Empfehlenswerte Anbieter sind zum Beispiel BDAE, April International und Passport Card. Die Abdeckung ist in Zonen eingeteilt und im Standardtarif sind nur Länder mit extrem hohen medizinischen Kosten wie die USA, Schweiz, Großbritannien, Brasilien, Japan und Singapur nicht versichert. Eine deutsche Korrespondenzadresse genügt und Deutschland ist in den Standardtarifen mit abgedeckt, wobei solche internationale Krankenversicherungsverträge bei einem Heimataufenthalt von mindestens 6 Monaten im Jahr ungültig werden.
Ausflüge ins Hinterland
In den Touristenorten lassen sich an jeder Ecke Ausflüge buchen. Das Prozedere ist aber nicht jedermanns Sache. Mit Kleinbussen geht es in Fünfer- bis Zehnergruppen zu den bekanntesten, aber nicht unbedingt schönsten Ausflugszielen und Inseln. Dort bleibt man meist nur den halben Tag und wird dann wieder zurück in das behagliche Urlaubsnest chauffiert. Der Eindruck von Instagram-Tourismus lässt sich schwer abschütteln.
Nach meinen Erfahrungen sind die lohnendsten Ziele diejenigen, für die bei den unzähligen Touranbietern überhaupt keine Reklame gemacht wird. Der Weg dorthin ist aber entsprechend schwerer und interessanterweise sind es vor allem Deutsche, die solche Mühen auf sich nehmen. Aber selbst in so mancher Touristen-Hochburg gibt es traumhafte Panoramen von Bergen, Dschungel und Reisfeldern für all diejenigen zu sehen, die 20 bis 30 Minuten Fußmarsch auf sich nehmen, was häufig ausreicht, um die Masse der Urlauber hinter sich zu lassen.
Südostasiaten sind generell sehr freundlich und aufgeschlossen gegenüber Fremden, auch wenn ich es nicht so extrem positiv empfunden habe wie andere Reisende. Im Hinterland, wohin sich nur wenige Touristen verirren, geht es wie eigentlich überall auf der Welt sehr viel authentischer und herzlicher zu. Im überfüllten Bangkok, Phuket oder Koh Phangan hinterlässt etwa der Eindruck von Thailand als „Land des Lächelns“ noch einen faden Beigeschmack. Man weiß einfach nicht, ob die Leute aus dem Herzen heraus freundlich sind, oder nur ihre Ware verkaufen wollen. In den Dörfern Nordthailands rund um Chiang Mai herum fühlt man sich als Ausländer willkommener.
Stichwort Chiang Mai: Die zweitgrößte thailändische Stadt ist ein erfrischender Kontrastpunkt zur stickigen Hauptstadt, nicht nur in Bezug auf die kühlere Temperatur. Bangkok mag schöne Ecken haben, aber der Gesamteindruck bleibt dreckig und hektisch. Auch gibt es hier extrem viel Armut. Einen ähnlichen, aber etwas entspannteren Eindruck hinterlässt Yogyakarta in Indonesien. Positiv hervorzuheben ist Luang Prabang in Laos, dessen französische Prägung sich deutlich bemerkbar macht und das wohl zurecht als schönste Stadt in ganz Südostasien gilt. Etwas aus der Reihe tanzt die malaysische Hauptstadt Kuala Lumpur mit ihrer Sauberkeit, westlich angehauchtem Verkehr und einer erstaunlich friedlichen Koexistenz vieler verschiedener Religionen und Kulturen.
Spontan und entspannt bleiben!
Ein allgemeiner Tipp: Spontanität ist definitiv zu empfehlen. Südostasien hat absolut traumhafte Landschaften zu bieten und die Uhren gehen deutlich langsamer als im Westen. Jede Nacht im Voraus eine Unterkunft gebucht zu haben, ist für einen Urlaub in Europa Grundvoraussetzung, kann aber in Laos hinderlich sein – gerade außerhalb der von November bis März stattfindenden Hauptsaison und besonders im Hinterland. Bestimmte Orte erweisen sich als unerwartet schön und manchmal ergeben sich über Einheimische tolle Gelegenheiten für einen günstigen Schlafplatz. So ärgert man sich schnell über eine zu eng getaktete Reiseplanung.
Also niemals zu genau planen und immer entspannt bleiben! Öffentlich die Fassung zu verlieren, ist ohnehin in ganz Asien verpönt, was nicht zuletzt in der weit verbreiteten buddhistischen Religion begründet sein dürfte. Eine gewisse Entschleunigung kann befreiend wirken – gerade, wenn man nebenher noch arbeiten muss. Wer schon zu gestresst ist, um die warme Abendbrise zu genießen, die einem beim Hinaustreten aus dem viel zu stark herunter gekühlten Minimarkt empfängt, oder die schönen Bananenstauden und Mangobäume nicht mehr registriert, der verpasst ein gutes Stück Lebensgefühl.