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Auswandern nach Bulgarien: „Deutsche sind hier sehr gerne gesehen“

Lesezeit: 9 min
16.08.2024 07:47  Aktualisiert: 01.01.2030 11:00
Immer mehr Menschen denken darüber nach, Deutschland zu verlassen. Bulgarien ist eines der bevorzugten Ziele. Die DWN sprachen mit Markus Litzer, der vor knapp drei Jahren dorthin ausgewandert ist. Der ehemalige Industrietechniker erzählt im Interview unter anderem, weshalb er letztlich in der EU bleiben wollte, wieso das östlich ans Schwarze Meer grenzende Land zu Unrecht als Steuerparadies gilt und warum russische Auswanderer in Bulgarien nicht besonders beliebt sind.
Auswandern nach Bulgarien: „Deutsche sind hier sehr gerne gesehen“
Bulgarien gilt als Steuerparadies am Schwarzen Meer - warum das nicht ganz stimmt, erklärt ein erfahrener Auswanderer im DWN-Interview. (Foto: privat)

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DWN: Die meisten deutschen Auswanderer in Bulgarien sind ältere Leute und Rentner. Was hat Sie als relativ jungen Menschen dazu bewogen, dorthin überzusiedeln?

Markus Litzer: Ich habe erstens ein Land gesucht, in dem ich auch mit weniger Arbeit gut leben kann. In Deutschland sind die Lebenshaltungskosten so hoch, dass man gezwungen wird, viele Stunden am Tag zu arbeiten und das wollte ich reduzieren. Damit liege ich ja voll im Trend: Im Moment beschäftigen sich sehr viele Leute mit Work-Life-Balance und Teilzeitarbeit. Der zweite Faktor war die steuerliche Situation in Deutschland. Ich mache viel Börsenhandel und dann gab es plötzlich ein vom damaligen Finanzminister Olaf Scholz abgesegnetes Verlustverrechnungs-Gesetz, durch das es quasi unmöglich wurde, als deutscher Trader Geld zu verdienen, zumindest mit größeren Summen im Kurzfristbereich. Drittens hatte ich das Bedürfnis nach etwas schönerem Wetter. Ich wollte am Meer wohnen und insgesamt einfach ein ruhigeres Leben führen. Aus diesen Gründen habe ich mich für eine Auswanderung entschieden. Bulgarien hat perfekt gepasst: Meer, viel Sonne und niedrige Lebenshaltungskosten.

DWN: Was haben Sie in Deutschland gearbeitet?

Markus Litzer: Ich habe schon mit 16 Jahren angefangen zu arbeiten und eine Ausbildung als Maschinen- und Anlagenführer für Metall- und Kunststofftechnik absolviert. Direkt im Anschluss habe ich mich zum Techniker für Kunststoff und Kautschuk spezialisiert. Danach habe ich außerdem noch einen Ausbilder-Eignungsschein gemacht und erfolgreich ein betriebswirtschaftliches Aufbaustudium abgeschlossen. Lange Zeit arbeitete ich als Verfahrenstechniker für Blasfolienanlagen, verantwortete also unter anderem deren Inbetriebnahme in der Firma und im Außendienst. Zuletzt war ich Schichtführer und hatte somit auch Personalverantwortung.

Unterm Strich habe ich für fünfeinhalb Jahre jede Woche neben 40 Stunden Arbeit im Dreischichtsystem noch 12 Stunden in der Abendschule und zusätzlich Teile meiner Freizeit mit Lernen verbracht. Hinzu kamen auch später noch ständige Überstunden. Im Grunde genommen bestanden viele Jahre meines Lebens nur aus Arbeiten und Schlafen. Das hat mir ein gutes Einkommen beschert, aber brachte keine Erfüllung.

DWN: Nach all den Jahren müssen Sie einen tiefen Einblick in die Industrie haben. Wie ist ihre Sicht auf die überall propagierte Deindustrialisierung Deutschlands? Wird der Negativtrend übertrieben dargestellt oder ist es sogar noch schlimmer als viele denken?

Markus Litzer: Tatsächlich habe ich noch sehr gute Kontakte in die Industrie, und zwar in unterschiedlichste Sektoren: Verpackung, Produktion, Maschinenbau. Aus der Perspektive der Mitarbeiter in meiner alten Branche ist die Situation alles andere als negativ. Sie verdienen so viel wie nie, die Aufstiegsmöglichkeiten sind besser als je zuvor, die Jobsicherheit ist hoch und sie finden bei Bedarf sofort eine neue Arbeitsstelle. Ich rede hier in erster Linie von Ingenieuren/Technikern im Bereich Kunststoff und Metallverarbeitung.

Einen großen Abwanderungstrend ins Ausland gibt es in diesem Umfeld nicht, aber es kommt schon gelegentlich vor, dass Firmen deutsche Fabriken schließen und etwa nach China oder in die USA umsiedeln. In diesem Fall aber bekommen die Angestellten so hohe Abfindungen, dass sie sich aus rein finanzieller Sicht nicht beschweren können. Entsprechend finde ich die mediale Darstellung völlig übertrieben. Von einer massiven Deindustrialisierung ist in meinem privaten Umfeld nichts zu spüren.

DWN: Warum genau fiel ihre Wahl auf Bulgarien?

Markus Litzer: Es lief letztlich auf einen Staat innerhalb der Europäischen Union hinaus. Dort hat man als Deutscher das Recht auf einen Aufenthaltstitel und ist nicht Bittsteller eines Gastlandes. Aber es erleichtert zum Beispiel auch meinen aktuellen Job im Online-Kundenservice, was außerhalb der EU viel komplizierter wäre. Bezüglich Krankenversicherung und Vertragsrecht bietet die EU ebenfalls viele Vorteile. Es gab also nur eine relativ begrenzte Auswahl. Dann habe ich darauf geschaut, wie in dem jeweiligen Land die Steuersituation ist, besonders bezüglich Börsenhandel. Also Besteuerung von Dividenden und Kursgewinnen sowie etwaige Extraregelungen für Derivate/Termingeschäfte, die in Deutschland gesondert behandelt werden. In Bulgarien ist das alles sehr klar und komfortabel geregelt. Hinzu kommen die schon angesprochenen Punkte mit Wetter, Meer und täglichen Kosten.

Ich hatte mir immer vorgenommen, eines Tages aus der Industrie auszusteigen und dafür viel Geld gespart. Mein Lebensstil ist schon damals eher frugalistisch gewesen und hat sich nie an die Gehaltserhöhungen angepasst. Dadurch kam auch die Idee, in ein Land zu gehen, wo man quasi nur von Ersparnissen und den damit verknüpften Erträgen über die Runden kommen könnte. Da ich mich mit Investieren und Trading gut auskenne, konnte ich in den letzten fünf Jahren eine durchschnittliche Rendite von rund 10 Prozent erwirtschaften. Ich habe vorher ausgerechnet, dass ich alleine von diesen Börsenerträgen in Bulgarien schon gut leben leben könnte. Als ärmstes EU-Land ist es auch das Land mit den niedrigsten Lebenshaltungskosten. Meine monatlichen Ausgaben liegen derzeit bei umgerechnet circa 650 Euro, obwohl ich in der Nähe des touristisch geprägten Sonnenstrands an der Küste lebe. Anderorts ist es nochmal erheblich günstiger. Trotzdem mache ich hier noch einen Halbtagsjob, um zusätzlich ein gewisses sicheres Einkommen und Struktur in meinem Alltag zu haben. Aber natürlich ist das Stresslevel erheblich geringer als damals in Deutschland.

DWN: Gab es sonst noch interessante Länder, die Sie in Erwägung gezogen hatten?

Markus Litzer: Zu Beginn waren noch andere Länder außerhalb der EU im Rennen. Namentlich Paraguay, Uruguay und Georgien. Die ersteren beiden hatte ich verworfen, weil sie doch sehr weit weg von der Heimat liegen und die Kriminalität in Südamerika recht hoch ist. Georgien hat mir eigentlich sehr zugesagt, aber, wie gesagt, wollte ich dann doch in der EU bleiben. Im Hinblick auf den Ukrainekrieg muss ich im Nachhinein sehr froh sein, dass daraus nichts wurde. Georgien liegt gefährdeter als Bulgarien und ist zudem für Russland geostrategisch wesentlich bedeutender.

DWN: Was ist vielleicht ein Nachteil von Bulgarien, den viele nicht auf dem Schirm haben?

Markus Litzer: Die bulgarischen Winter sind hart, kalt und vor allem am Meer sehr unschön. Denn an der Küste geht immer ein ziemlich starker Wind und zieht sprichwörtlich durch Mark und Bein. Der Wind lässt einen die Kälte nochmal anders wahrnehmen. Verstärkt wird das durch die mangelnde Isolation und rudimentären Heizsysteme der auf Feriengäste ausgelegten Wohnungen. In Binnenstädten wie Plovdiv oder Sofia ist es zwar durchschnittlich kälter, aber dieses Problem besteht dort nicht. Hinzu kommt, dass es hier am Schwarzen Meer im Winter nicht viel zu tun gibt und man sich schnell einsam fühlt. Fast alles, das nicht ein großer Supermarkt wie Lidl ist, hat auf dem Höhepunkt der Nebensaison geschlossen. Ich persönliche gehe damit um, indem ich die härtesten Monate - also Januar bis März - einfach in anderen Ländern verbringe. Zu meinen bevorzugten Ausweichzielen zählen Klassiker wie die Vereinigten Arabischen Emirate und Thailand. Außerdem gibt es ja noch einige Nachbarländer in Europa, wo es in dieser Zeit deutlich wärmer ist und viel mehr Leben herrscht wie Türkei, Griechenland und Zypern. Dort schaue ich dann auch mal vorbei.

DWN: Wie ist das Lebensgefühl in Bulgarien und welcher Sorte Mensch können Sie das Land für einen Langzeitaufenthalt empfehlen?

Markus Litzer: Das Lebensgefühl ist toll. Man führt ein ruhiges und entspanntes Leben. Das Wetter ist super, weil der Himmel nicht ständig bewölkt wie bei uns, sondern rund 300 Sonnentage im Jahr liefert. Ich empfehle Bulgarien vor allem für Minimalisten mit einer Vorliebe fürs ländliche Leben. Hier kann man wirklich seine Ruhe haben. Weniger geeignet ist es für Menschen, die einen hohen Lebensstandard pflegen wollen und eher urbane Regionen bevorzugen. Außerdem ist Bulgarien nicht das Steuerparadies, für das es viele halten. Alleine aus steuerlichen Gründen hierher zu kommen, macht keinen Sinn.

DWN: Können Sie das mit den Steuern genauer ausführen?

Markus Litzer: Bulgarien ist nicht für jedermann ein Steuerparadies, sondern nur für bestimmte Gruppen. Steuerlich günstig ist es vor allem für EU-Bürger, die eine bulgarische Kapitalgesellschaft (EOOD, das Äquivalent zur deutschen GmbH) gründen, aber nicht hier wohnen. Dann zahlt man nämlich nur die 10-prozentige Flat-Tax auf Einkünfte und auf den übrigbleibenden Betrag nochmal eine 5-prozentige Steuer durch potentielle Entnahmen aus der Firma. Wohnt man allerdings als Gesellschafter in Bulgarien, kommen zu den 10 bis 14,5 Prozent noch rund 20 Prozent Sozialversicherungsbeiträge hinzu. Anders als in Deutschland ist hier nicht nur die Krankenversicherung obligatorisch, sondern auch die Beiträge für Rentenfonds und Arbeitslosenversicherung. In dieser Konstellation zahlt man als bulgarischer Firmeneigentümer das komplette Paket wie ein Angestellter. Sauber gerechnet ergeben sich Steuern und Abgaben von 30 bis 34,5 Prozent.

Immerhin gilt für die Sozialversicherungen ein monatlicher Höchstbetrag von 940 Lew (480 Euro), der sich durch gewisse Konstruktionen sogar auf 400 Lew drücken lässt. Für Großverdiener ist die effektive Abgabenlast also deutlich geringer. Aber mit dem bulgarischen Durchschnittseinkommen von rund 2.000 Lew (knapp 1.000 Euro) wird man massiv zur Kasse gebeten. Beim Börsenhandel gibt es auch einen Haken: Wer als normaler Angestellter in Teil-/Vollzeit oder eben als Firmenbesitzer schon versichert ist, zahlt auf zusätzliche Kapitaleinkommen nur 10 Prozent Pauschalsteuer, was ein massiver Vorteil zu Deutschland ist. Aber es gibt in Bulgarien keine Steuerfreibeträge auf Kapitaleinkünfte (Deutschland: 1000 Euro pro Jahr), sodass es für die Masse der Privatanleger dann doch nicht so vorteilhaft ist, von Bulgarien aus zu operieren.

Die Alternative zur Firmengründung oder Anstellung ist das Arbeiten als Freelancer, was ähnlich wie in Deutschland funktioniert. Davon haben mir aber sämtliche Steuerberater abgeraten, die ich dazu befragt habe. Damit ist man steuerlich schlechter gestellt, obwohl 25 Prozent der Bruttoeinnahmen ohne Nachweise als Kosten steuerlich absetzbar sind. Die restlichen 75 Prozent werden wie oben beschrieben mit 10 Prozent Flat-Tax und 20 Prozent Sozialversicherung belastet. Diese 22,5 Prozent (30 Prozent auf 75 Prozent) muss man auf jeden Fall zahlen, da gibt es keine Gestaltungsspielräume mehr. Mit einer EOOD kann man die Sozialversicherungs-Beiträge verringern und außerdem deutlich mehr Kosten absetzen, zum Beispiel bei einer Nutzung von Büroräumen.

DWN: Welche Tipps würden Sie angehenden Bulgarien-Auswanderern mit auf den Weg geben?

Markus Litzer: Nehmt genügend Geld mit. So mindestens 10.000 Euro an liquiden Ersparnissen sollten schon auf dem Bankkonto verfügbar sein. Es geht dabei ja vorwiegend um Notfälle medizinischer oder sonstiger Art. Zudem ist es sinnvoll, vorher das kyrillische Alphabet zu lernen. Das ist nicht so schwer, wie es auf den ersten Blick aussieht. Als letzten Punkt möchte ich davor warnen, in Bulgarien frühzeitig eine Immobilie zu kaufen. Hier gibt es zahlreiche Fallstricke, Hürden und rechtliche Besonderheiten. Mieten ist am Anfang eindeutig die bessere Wahl.

DWN: Wie reagieren die Einheimischen eigentlich auf Auswanderer?

Markus Litzer: Die Bulgaren freuen sich sehr über Deutsche. Wir sind hier eine der beliebtesten Auswanderer-Gruppen. Man muss dazu wissen: Gerade für jüngere Bulgaren ist Deutschland eine Art Traumland, wo sie unbedingt eines Tages arbeiten möchten. Natürlich freuen sich die Bulgaren noch mehr, wenn man ihre Sprache lernt. Es ist eine recht kleine und demografisch schrumpfende Sprachgemeinschaft. Ich lebe seit fast drei Jahren hier und spreche mittlerweile nahezu fließend bulgarisch, was übrigens nur auf sehr wenige deutsche Auswanderer zutrifft. Allgemein genießen Deutsche ein hohes Ansehen in Bulgarien. Ukrainische Auswanderer sind hingegen nicht so beliebt. Bei den Russen fallen die Reaktionen der Bulgaren ebenfalls verhalten und bestenfalls gemischt aus. Sie gelten als etwas überheblich und wichtigtuerisch. Überspitzt formuliert: Das Geld von den reichen Russen und Ukrainern ist gerne gesehen, aber das war es dann auch.

DWN: Seit Ende 2023 betreiben Sie einen eigenen Youtube-Kanal mit über 2000 Abonnenten. Auch auf TikTok sind Sie mit den Themen Auswandern und Börse erfolgreich. Was hat Sie dazu inspiriert und welche langfristigen Ziele verfolgen Sie mit ihren Social-Media-Kanälen?

Markus Litzer: Es war schon immer mein Traum, einmal Youtuber zu werden, aber in Deutschland hatte ich nicht genug Zeit dafür. Viele unterschätzen den Aufwand für einen Youtube-Kanal. Regelmäßig Videos zu drehen, zu schneiden und alles drumherum ist unfassbar anstrengend, wenn man das wirklich professionell angeht. Nach zwei Jahren in Bulgarien habe ich diesen Traum dann endlich in die Tat umgesetzt. Ich brenne wirklich für Youtube und achte penibel darauf, jede Woche ein neues Video hochzuladen. Meine TikTok- und Instagram-Kanäle betreibe ich aber eher aus Notwendigkeit als aus Leidenschaft. Heutzutage kann man schlichtweg nicht darauf verzichten.

Zu Beginn wollte ich auf meinem Youtube-Kanal „Long-Short-Litzer“, wie der Namen schon vermuten lässt, vor allem Börsenwissen vermitteln. Allerdings kamen Informationen übers Auswandern wesentlich besser bei den Zuschauern an. Das Thema Auswandern, gerade bezüglich Bulgarien, scheint aktuell sehr viele Deutsche zu beschäftigen. Mit einzelnen Videos erreiche ich jetzt schon zehntausende Menschen. Wenn man so ein Projekt startet, möchte man natürlich immer so groß wie möglich werden. Mein Hauptziel ist es jetzt, diese Auswanderer-Nische zu bedienen. Nebenbei will ich vereinzelt politische Videos machen und natürlich ab und zu noch über Trading und Investieren sprechen – aktuell ist zum Beispiel Bitcoin wieder in aller Munde.

DWN: Wie ist heute ihre Beziehung zu Deutschland? Gibt es Dinge, die Sie vermissen?

Markus Litzer: Ich pflege aus der Ferne sehr gute Kontakte nach Deutschland. Nicht nur wie bereits angesprochen zu alten Arbeitskollegen, sondern natürlich auch privat. Ich habe noch Familie in Deutschland und viele meiner Freunde leben dort. Mir ist es sehr wichtig, dass ich den Bezug zur Heimat nicht verliere. Ich bin keiner dieser Auswanderer, die sagen „Nie wieder Deutschland, nie wieder setze ich einen Fuß hierher!“ Ich habe Deutschland viel zu verdanken. Es hat mir insbesondere eine große Menge an Wissen kostenlos vermittelt, was so in dieser Form nur in den wenigsten Ländern möglich gewesen wäre.

Es gibt einiges, das ich an Deutschland vermisse. Selbstverständlich Familie und Freunde. Außerdem das weltweit einzigartige Vereinsleben. Darüber hinaus vermisse ich das Essen und zwar nicht so sehr die heimische, sondern vor allem die internationale Küche. Diese ist ebenfalls ein Novum auf der Welt. Ich gebe dazu einmal zwei Beispiele: Der Chinese in Deutschland schmeckt ganz anders als in China selbst. Auch der Döner wird zwar mit der Türkei verbunden, aber existiert im Grunde genommen - zumindest in hoher Qualität - nur in Deutschland.

Ich bin auch ein Fan des deutschen Steuersystems beziehungsweise des Grundgedankens dahinter. In meinen Augen macht es die Progression inklusive der Freibeträge zu einem der gerechtesten Länder auf der ganzen Welt, obwohl wir uns alle verständlicherweise über die hohen Steuersätze aufregen. Wer sehr wenig verdient, bezahlt fast keine Steuern, höhere Gehälter entsprechend mehr. Das finde ich deutlich fairer als eine Pauschalsteuer, wie sie etwa in Bulgarien existiert.

DWN: Herr Litzer, ich bedanke mich für das Gespräch.

Info zur Person: Markus Litzer (30) ist ausgebildeter Kunststoff-Techniker und arbeitete in Deutschland viele Jahre in der Industrie, zuletzt in leitender Position. Seit zweieinhalb Jahren lebt er in Bulgarien, von wo aus er den Youtube-Kanal „Long-Short-Litzer“ und den gleichnamigen Auftritt auf TikTok betreibt. Inhaltlicher Schwerpunkt ist das Auswandern, aber es geht auch um Geldanlage, Steuern und Politik.

                                                                            ***

Jakob Schmidt ist studierter Volkswirt und schreibt vor allem über Wirtschaft, Finanzen, Geldanlage und Edelmetalle.


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