Wirtschaft

Intel will 15.000 Jobs streichen - was heißt das für das geplante Werk in Deutschland?

Lesezeit: 3 min
02.08.2024 14:53  Aktualisiert: 02.08.2024 15:14
Intel plant den Abbau von 15.000 Arbeitsplätzen und eine Einsparung von über zehn Milliarden Dollar, um Kosten zu senken und wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Maßnahmen umfassen auch die Neuausrichtung als Auftragsfertiger und den Bau eines neuen Werks in Magdeburg.
Intel will 15.000 Jobs streichen - was heißt das für das geplante Werk in Deutschland?
Blick auf die Felder, auf denen der US-amerikanische Technologie-Konzern Intel eine Chipfabrik bauen will. (Foto: dpa)
Foto: Peter Gercke

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der kriselnde Halbleiter-Pionier Intel greift zu einem drastischen Stellenabbau, um schnell die Kosten zu senken. Rund 15.000 Arbeitsplätze - etwa 15 Prozent der Belegschaft - sollen wegfallen, wie Intel-Chef Pat Gelsinger an die Mitarbeiter schrieb. Insgesamt will er zum kommenden Jahr mehr als zehn Milliarden Dollar einsparen. Intels Pressemitteilung ließ sogar noch höhere Jobverluste vermuten. Denn dort war vom Abbau von „mehr als“ 15 Prozent die Rede - und die Zahl der Mitarbeiter wurde mit 116.500 bei Intel und gut 125.000 im Konzern samt Tochterunternehmen angegeben.

In Magdeburg wird man diese Meldungen mit größter Beunruhigung zur Kenntnis nehmen. Immerhin hat das Land Sachsen-Anhalt große Hoffnungen in den Bau einer neuen Fertigung in der Landeshauptstadt gesetzt - die öffentliche Hand zeigte sich bereit, Intel mit Milliarden an Subventionen zu locken. Hat Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) auf ein siechendes Pferd gesetzt und gewettet? Intel Milliarden zu spendieren, wenn es als Unternehmen offenkundig trudelt, ist womöglich keine gute Strategie. Kann Vater Staat noch die Notbremse ziehen?

Chip-Fertiger für andere

Zu Gelsingers Strategie für das Überleben von Intel gehört, stärker zum Auftragsfertiger für andere Chip-Entwickler zu werden. Dabei soll der Konzern modernste Produktionsverfahren meistern, um im Wettbewerb gegen etablierte Produzenten wie TSMC aus Taiwan zu bestehen. Zugleich positionierte Gelsinger Intel geschickt als Schlüsselelement der Pläne, wieder mehr Chip-Produktion aus Asien in den Westen zurückzuholen.

Zu den Plänen gehört auch der Bau eines rund 30 Milliarden Euro teuren Werks in Magdeburg, in dem nach früheren Angaben die modernsten Produktionsverfahren zum Einsatz kommen. Intel wartet noch auf Genehmigungen unter anderem für die Milliardensubventionen, die die Kosten abfedern sollen. Der erste Spatenstich wurde bisher bis Ende des Jahres angepeilt - mit einem Produktionsbeginn ab 2027.

Könnte der Sparkurs Folgen für die Deutschland-Pläne haben?

Gelsinger betonte, dass die Auftragsfertiger-Strategie grundsätzlich bleibe. Bis es jedoch feste Bestellungen gibt, werde Intel darauf achten, nicht zu hohe Kapazitäten aufzubauen. Man habe auch Investitionspläne an die nun erwartete Marktentwicklung angepasst, sagte der Intel-Chef ohne nähere Details. Der Konzern wolle zugleich schneller die Früchte der hohen Investitionen ernten. Intel will auch in den USA neue Fabriken bauen und dafür Milliarden an Förderung kassieren.

Intel dominierte einst die Chipbranche, fiel dann aber zurück. Ein entscheidender Moment war der verlorene Kampf um den Platz in den heute allgegenwärtigen Smartphones. Intel hoffte, die Stärke im PC-Geschäft auf die Mobil-Geräte zu übertragen - doch bei den Computer-Handys setzten sich sparsamere Prozessoren mit Architekturen des britischen Chip-Designers Arm durch.

Druck bei PC-Prozessoren und KI

Inzwischen muss sich Intel auch um die Position im PC-Markt Sorgen machen. Apple stellte die gesamte Modellpalette seiner Mac-Computer auf Arm-Chips aus eigener Entwicklung um. Eine Folge waren deutlich längere Batterielaufzeiten. Im Sommer setzte auch Microsoft bei neuen Windows-PCs mit KI-Funktionen zunächst auf Chips mit Arm-Architektur. Computer mit Intel-Prozessoren sollen zwar folgen - diese müssen aber zunächst einmal auf den Markt kommen.

Derweil musste Intel vom Spielfeldrand zusehen, wie der einst viel kleinere Konkurrent Nvidia dank Chipsystemen zum Training Künstlicher Intelligenz zur heißesten Adresse in der Branche wurde. Intel versucht zwar auch, in dem Geschäft mitzumischen, liegt aber weit hinter Nvidia.

Zu Intels Sparprogramm gehört auch, vom vierten Quartal an vorerst keine Dividende mehr zu zahlen. Die Kapitalausgaben sollen nun 20 Prozent niedriger als ursprünglich angepeilt sein.

„Kosten zu hoch, Margen zu niedrig.“

Gelsinger klang in der E-Mail an die Mitarbeiter recht dramatisch. Intels Kostenstruktur sei „nicht wettbewerbsfähig“, schrieb er unter anderem. „Unsere Kosten sind zu hoch, unsere Margen sind zu niedrig.“ Der Umsatz sei im vergangenen Jahr 24 Milliarden Dollar niedriger gewesen als 2020 - aber die Mitarbeiterzahl zehn Prozent höher. Entscheidungen dauerten zu lange und es gebe zu viele Reibungsverluste im System.

Im vergangenen Quartal verbuchte Intel einen Verlust von gut 1,6 Milliarden Dollar nach einem Gewinn von 1,48 Milliarden Dollar ein Jahr zuvor. Der Umsatz sank im Jahresvergleich um ein Prozent auf 12,8 Milliarden Dollar (11,9 Mrd. Euro) und verfehlte damit die Erwartungen der Analysten.

Anleger verlieren das Vertrauen

Gelsinger nannte die Geschäftszahlen des vergangenen Quartals „enttäuschend“. Und auch die Lage im zweiten Halbjahr werde schwieriger sein als bisher erwartet. Der Intel-Chef hatte Anleger zuvor oft auf die zweite Jahreshälfte vertröstet, in der Besserung zu erwarten sei. Sie ließen die Intel-Aktie im nachbörslichen Handel um rund 19 Prozent fallen.


Mehr zum Thema:  

DWN
Finanzen
Finanzen Steuern auf Rente: Steuervorteile und Grundfreibetrag - so hoch ist die Besteuerung 2025
15.01.2025

In Deutschland wird die Rente besteuert. Doch seit wann sind Rentner steuerpflichtig? Welcher Rentenfreibetrag gilt aktuell, welche...

DWN
Immobilien
Immobilien Zwangsversteigerungen 2024: Zahl stark gestiegen
15.01.2025

Deutlich mehr Immobilien zwangsversteigert: Die Wirtschaftskrise und steigende Zinsen hinterlassen Spuren, besonders bei Eigentümern. 2024...

DWN
Politik
Politik Wider den Hedonismus: Warum Wehrpflicht (und Zivildienst) Deutschland wieder auf Spur bringen
15.01.2025

Als Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), vom russischen Überfall auf die Ukraine richtig geschockt, die Zeitenwende für Deutschland ausrief,...

DWN
Technologie
Technologie Wie ehemalige IT-Nerds der russischen Suchmaschine Yandex den KI-Markt Europas aufmischen
14.01.2025

Russische IT-Nerds bauen in Amsterdam das KI-Unternehmen Nebius auf. Informatiker um den Yandex-Suchmaschinen-Gründer Arkadi Wolosch...

DWN
Finanzen
Finanzen Bafin-Kontenvergleich: Alle Girokonten in Deutschland im Überblick
14.01.2025

Die Finanzaufsicht Bafin bringt Transparenz in den Kontomarkt: Mit dem neuen Bafin Kontenvergleich können Verbraucher alle Girokonten in...

DWN
Politik
Politik Russischer Außenminister Lawrow: "USA wollen nach Nord-Stream Gaspipeline TurkStream zerstören"
14.01.2025

Russlands Außenminister Lawrow beschuldigt die USA, mit ukrainischen Drohnenangriffen die Gasleitung TurkStream lahmlegen zu wollen....

DWN
Politik
Politik CDU-Heizungsgesetz: Wie die Union das Heizungsgesetz abschaffen will - und warum das schlecht wäre
14.01.2025

Das Habecksche Heizungsgesetz, offiziell Gebäudeenergiegesetz (GEG), gilt seit Januar 2024. Die CDU plant, das GEG bei einer möglichen...

DWN
Politik
Politik Weitere Ukraine-Hilfe? Pistorius zu Besuch in Kiew spricht sich dafür aus
14.01.2025

Ukraine-Hilfe 2025: Verteidigungsminister Boris Pistorius bleibt optimistisch, was die Fortsetzung der Unterstützung für die Ukraine...