Panorama

Bäume statt Bohrturm: Greenpeace-Protest gegen Erdgas-Drilling am Ammersee

Sommer in Deutschland: Die einen machen Urlaub, die anderen wollen was erleben und treten in Aktion. Diesmal die Greenpeace-Aktivisten nach Reichling in Oberbayern aufgebrochen, um Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger vorzuführen.Es geht um Gas!
08.08.2024 13:00
Aktualisiert: 08.08.2024 13:15
Lesezeit: 1 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Aus Protest gegen eine geplante Erdgasbohrung im oberbayerischen Reichling unweit des Ammersees haben Aktivisten der Umweltorganisation Greenpeace im frühen Morgengrauen auf dem Gelände zehn Bäume gepflanzt. „Bäume statt Bohrturm, ein richtiger Wald statt klimaschädliches Gas“, sagte Saskia Reinbeck. Dabei entrollten sie auch Transparente mit einem durchgestrichenen Bohrturm und dem Slogan „Kein neues Gas“. Konkret adressierten sie die Forderung an Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler). Dieser müsse „endlich verstehen, dass wir keine Erdgasquellen mehr anzapfen dürfen - weder hier noch sonst wo“, betonte Reinbeck.

40 Meter hoher Bohrturm geplant

Auf dem Gelände in der Gemeinde Reichling (Landkreis Landsberg am Lech) will die Firma Genexco mutmaßlich schon im September einen rund 40 Meter hohen Bohrturm errichten und mit den Probebohrungen nach Erdgas beginnen. Das Unternehmen vermutet in rund 3000 Meter Tiefe unter dem Areal Gasvorkommen, deren Förderung sich aufgrund der gestiegenen Preise lohnen. In den 1980er Jahren war die Förderung noch wegen fehlender Wirtschaftlichkeit ausgeblieben.

Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen bereits Bäume am Bohrgelände gefällt, in den kommenden Wochen soll es nun gerodet und für die Arbeiten vorbereitet werden. Am 26. Juni 2024 hatte das dem bayerischen Wirtschaftsministerium unterstellte Bergamt Südbayern der Firma die Probebohrung genehmigt. Laut Greenpeace vermutet das Unternehmen dort bis zu 500 Millionen Kubikmeter Erdgas, was in etwa vier Prozent des jährlichen Erdgasverbrauchs von Bayern entspricht. Die Genehmigung für die Förderung steht aber noch aus.

Umweltschützer fordern sofortigen Stopp

„Die Erdgasbohrung soll trotz der immer schneller voranschreitenden Erderhitzung und gegen den Willen der Menschen vor Ort durchgedrückt werden. Das ist absolut unverantwortlich“, sagte Reinbeck. Die Aktivisten forderten, „dieses natur- und klimaschädliche Vorhaben sofort zu stoppen.“

Der Bohrplatz liegt nicht weit entfernt von Wohnhäusern und rund 150 Meter von einem europäischen Schutzgebiet für Tiere und Pflanzen entfernt in der Nähe der Trinkwasserquellen der Gemeinde. In den vergangenen Wochen hatte es in der Gemeinde zunehmend Kritik an dem Projekt gegeben. Neben Umweltschützern und der „Bürgerinitiative Reichling Ludenhausen - gegen die Ausbeutung unserer Heimat“ kamen auch aus der Kommunalpolitik Forderungen nach einem Verzicht auf die Förderung. Im Raum stehen seitens der Gegner auch rechtliche Schritte gegen den Bescheid des Bergamts.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Steuerlast: Wie Deutschland Durchschnittsverdiener abzockt und Spitzenverdiener entlastet
09.08.2025

Deutschland hat die zweithöchste Abgabenlast weltweit – aber nur für Normal- und Geringverdiener. Ein OECD-Vergleich zeigt, dass...

DWN
Technologie
Technologie Zwei Jahre für einen neuen Funkmast: Warum Deutschland beim Netzausbau hinten liegt
09.08.2025

Trotz hoher Netzabdeckung kämpfen Unternehmen hierzulande mit Funklöchern und hohen Kosten. Eine Ericsson-Studie zeigt, wie stark...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Milliardenpläne in der Arktis: Konkurrenz für Suez- und Panamakanal
09.08.2025

China und Russland treiben gemeinsam ein Milliardenprojekt in der Arktis voran, das den Suez- und Panamakanal umgehen könnte. Die...

DWN
Finanzen
Finanzen So werden Sie reich mit Autos: Warum Oldtimer besser sind als Aktien
09.08.2025

Oldtimer als Kapitalanlage? Zwei Autoprofis erklären, warum Klassiker und Supersportwagen echte Geldmaschinen sind – und welche Modelle...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Zölle treiben Afrika in Chinas Einflusszone
09.08.2025

Afrikas Exporte geraten ins Fadenkreuz von Trumps Zollhammer – doch für China öffnet sich ein geopolitisches Zeitfenster. Wie der...

DWN
Politik
Politik Haushaltsplan: Sondervermögen Infrastruktur – wohin fließt das Geld eigentlich?
09.08.2025

Nach viel Hin und Her haben sich Union und SPD auf einen Haushaltsplan 2025 und folgend bis 2029 geeinigt. Neben hohen Investitionen in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Umbau der US-Verteidigung stellt Milliardenprojekte infrage
09.08.2025

Donald Trump krempelt die US-Verteidigung radikal um: Alte Kampfjets werden verschrottet, Milliarden in neue Tarnkappenbomber investiert....

DWN
Politik
Politik 50 Jahre Abkommen von Helsinki – ein Pakt ohne Erbe
09.08.2025

Vor 50 Jahren versprach das Abkommen von Helsinki eine neue Weltordnung aus Kooperation und Respekt. Heute, im Zeitalter hybrider Kriege,...