Gut drei Wochen vor den Wahlen in Sachsen und Thüringen ist die Ausgangslage in beiden Ländern sehr unterschiedlich. Während in Sachsen die jetzige Regierung nach aktuellem Stand auch weiterhin mit einer Mehrheit rechnen könnte, zeichnen sich in Thüringen deutliche Veränderungen ab.
Umfrage: kein doppelter AfD-Durchmarsch
In Thüringen liegt die Partei laut aktuellem ZDF-Politbarometer mit 30 Prozent weiter klar auf Platz eins. Aber in Sachsen kann sich die CDU mit Ministerpräsident Michael Kretschmer mit 34 Prozent an die Spitze setzen. Die AfD kommt auf 30 Prozent. Im direkten Vergleich eines gewünschten Ministerpräsidenten landet Kretschmer mit 64 Prozent klar vor AfD-Landeschef Jörg Urban mit 14 Prozent.
In Thüringen liegt die AfD vor der CDU
In Thüringen scheint die AfD dagegen kaum noch einzuholen zu sein. Hier zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen CDU und dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) um den zweiten Platz und damit möglicherweise auch um das Amt des Ministerpräsidenten ab. Die AfD wird auch als Erstplatzierte den Regierungschef voraussichtlich nicht stellen können, da sie bei dessen Wahl im Landtag die Stimmen anderer Parteien bräuchte. Kooperationen mit der AfD schließen diese aber aus.
Die CDU mit Spitzenkandidat Mario Voigt liegt mit 21 Prozent nur knapp vor dem BSW mit 19 Prozent. Dem Politbarometer zufolge wären im künftigen Parlament in Erfurt neben AfD, CDU und BSW, die Linke des bisherigen Amtsinhabers Bodo Ramelow mit 15 Prozent und die SPD mit 7 Prozent vertreten. Grüne und FDP würden es demnach nicht in den Landtag schaffen. Der Umfrage zufolge sind sich 40 Prozent der Thüringer aber noch nicht sicher, ob und wen sie am 1. September wählen wollen.
Wahlumfragen sind generell immer mit Unsicherheiten behaftet, spiegeln grundsätzlich nur das Meinungsbild zum Zeitpunkt der Befragung wider und sind keine Prognosen auf den Wahlausgang.
Experte spricht von „Kretschmer-Faktor“ in Sachsen
In Sachsen könnte Kretschmers CDU laut Politbarometer ihr bisheriges Regierungsbündnis fortsetzen. Die beiden aktuellen Koalitionspartner SPD und Grüne kämen auf jeweils 6 Prozent und würden damit knapp den Wiedereinzug in den Landtag schaffen. Theoretisch möglich wäre auch eine Koalition aus CDU und BSW (11 Prozent). Koalitionen mit der AfD sind per Parteitagsbeschluss der Bundes-CDU ausgeschlossen. Sowohl in Sachsen als auch in Thüringen wird die AfD von den Landesverfassungsschutzämtern als gesichert rechtsextremistisch eingestuft. Den Linken droht im Freistaat mit 4 Prozent ein Scheitern an der Fünf-Prozent-Hürde.
Laut der Umfrage wissen derzeit ein Drittel der Befragten noch nicht sicher, wen oder ob sie wählen wollen. 60 Prozent wünschen sich, dass nach der Landtagswahl erneut die CDU die Regierung führt.
Dass die CDU in Sachsen nach früheren Umfragen wieder vor der AfD liegt, schrieb der Politikwissenschaftler Hans Vorländer im ZDF- „Morgenmagazin“ einem „Kretschmer-Faktor“ zu. Dieser habe schon bei der letzten Landtagswahl 2019 dazu geführt, dass die CDU vor der AfD ins Ziel kam, obwohl die Umfragen zuvor die AfD vorn gesehen hätten.
Kretschmer macht in Sachsen Wahlkampf auch mit Themen, die AfD und BSW besonders stark bespielen: So kritisiert er Waffenlieferungen an die Ukraine, fordert Verhandlungen mit Russland und plädiert für eine strengere Migrationspolitik.
Die Umfragen zu diesem Politbarometer Extra wurden von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 5. bis 8.8.2024 unter 1.003 bzw. 1.015 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten in den beiden Bundesländern (Sachsen und Thüringen) telefonisch und online erhoben. Die Befragung ist repräsentativ für die dortige wahlberechtigte Bevölkerung.