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Patentanmeldungen: Ostdeutsche Hochschulen hängen Westen ab

Lesezeit: 4 min
23.08.2024 19:15  Aktualisiert: 01.01.2030 09:00
Die Wirtschaft in Ostdeutschland erholt sich und wuchs zuletzt schneller als die in Westdeutschland. Jetzt ziehen die ostdeutschen Hochschulen nach: Eine Studie zeigt einen stärkeren Zuwachs an Innovationen und Patentanmeldungen als im Westen. Auch im internationalen Vergleich fallen führende westdeutsche Universitäten immer mehr zurück. Der „Osten“ dagegen holt auf – trotz aller Vorurteile. Woran liegt das?
Patentanmeldungen: Ostdeutsche Hochschulen hängen Westen ab
Exzellenz in Forschung und Lehre: TU Dresden belegt beim CHE-Hochschulran­king Spitzenplätze in MINT-Fächern. (Foto: dpa)
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Ostdeutschland wird immer mehr zum Technologiestandort in Europa, wie auch die Ansiedlung der TSMC-Chipfabrik in Dresden zeigt. Mikroelektronik soll der führende Wirtschaftszweig in Sachsen werden. Diese Zukunft lebt von Innovationen und neuen Erfindungen. Der Grundstock dafür wird an Universitäten und Hochschulen gelegt. Dass das dem „Osten“ beeindruckend gelingt, sieht man anhand steigender Patentanmeldungen. Spitzenreiter ist die TU Dresden. Dennoch ist der Osten Deutschlands auch nach 30 Jahren Wiedervereinigung noch vielen Vorurteilen ausgesetzt: Eine aktuelle Studie des Institutes der deutschen Wirtschaft belegt jetzt einen hohen Bildungsstandard.

Studie: Ostdeutsche Hochschulen bei Patenten besonders effizient

Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln zeigt, dass Ostdeutschland dem Image des personifizierten Rückstands nicht gerecht wird. Denn der Osten kann durchaus als innovativer betrachtet werden als der Westen, zumindest was die Anmeldungen von Patenten an Hochschulen angeht. Die Studie zeigt: Gemessen an der Anzahl der Studenten verzeichnen die Hochschulen in Ostdeutschland die meisten Patentanmeldungen. Sachsen und Thüringen führen im Bundesländervergleich die Tabelle bei Patenten an. Spitzenreiter bei den Hochschulen ist die Technische Universität Dresden.

Meiste Patente pro Anzahl der Studenten: Sachsen und Thüringen vorn

Auffällig an der Studie ist vor allem, dass bei der größenbereinigten Patentaktivität – also den Patentanmeldungen bezogen auf die Anzahl der Studierenden – ostdeutsche Hochschulen vor denen im Westen liegen. Spitzenreiter ist die Technische Universität Bergakademie Freiberg mit 23,6 Anmeldungen von Patenten je 1.000 Studenten. Zwar liegt Baden-Württemberg im Bundesländervergleich bei der Gesamtanzahl der Patente vorne. Bei den Patenten bezogen auf die Anzahl der Studenten sieht es jedoch anders aus. „Mit einer Gesamtleistung von jeweils 5,1 Patentanmeldungen je 1.000 Studenten übertreffen die Hochschulen Sachsens und Thüringens den Bundesschnitt von 2,0 um mehr als das Doppelte“, so das Ergebnis der Studie.

„Die Ergebnisse spiegeln die traditionell stärker technisch-naturwissenschaftliche Ausrichtung der ostdeutschen Hochschulen wider“, betont Oliver Koppel, Teamleiter der Patentdatenbank und Mitautor der IW-Studie.

Diese „innovationsförderliche Tradition“ setze sich bis in die Hochschulleitungen fort, die in Ostdeutschland einen deutlich größeren Wert auf Forschung, Entwicklung und Patentanmeldungen lege und „diese in den Zielvereinbarungen des Hochschulpersonals stärker einfordert“. Die Patentleistung lasse sich jedoch nicht auf die Region insgesamt verallgemeinern, da der Großteil der Innovations- und Patentaktivität in den Unternehmen stattfinde. „Hier hat Westdeutschland aufgrund seiner deutlich höheren Dichte an Konzernzentralen die Nase vorn“, so Koppel.

IW-Experte: „Ostdeutsche Wirtschaft kann davon profitieren“

Die Datenerhebung des IW zu den Patentanmeldungen der deutschen Hochschulen ist bereits die zweite ihrer Art. „In ihrer Gesamtleistung inklusive angegliederter Institutionen verteidigt die Technische Universität Dresden mit insgesamt 284,8 Patentanmeldungen ihre Spitzenposition“, heißt es.

Der Direktor des Exzellenzcenters für Innovation, Transfer und Entrepreneurship an der TU Dresden, Andreas Pinkwart, erklärt die Gründe für den Erfolg: „Es verbinden sich Forschungsexzellenz in mehreren Schlüsseltechnologien mit der Bereitschaft zur engen Kollaboration mit Partnern in Wissenschaft und Wirtschaft und der Begeisterung und dem Mut, diese Ideen Wirklichkeit werden zu lassen.“

Die TU Dresden betont, dass auch die Unterstützung der sächsischen Landesregierung zur Innovationskraft beitrage. „Der Freistaat und seine Hochschulen haben dem Patentwesen stets eine große Aufmerksamkeit beigemessen und entsprechendes Know-how aufgebaut“, so Pinkwart.

Die TU Dresden werde daher auf diesem Gebiet ihre Anstrengungen in Zukunft weiter erhöhen. Oliver Koppel ist sich sicher, dass diese Bemühungen auf Sicht auch der ostdeutschen Wirtschaft helfen könnte. „Insbesondere über Ausgründungen, aber auch über Lizenzierungen oder den Verkauf an Unternehmen kann der Wirtschaftsstandort Ostdeutschland von der Patentleistung seiner Hochschulen profitieren.“

Diesen Innovationsschub braucht Deutschland, denn im internationalen Vergleich fallen die traditionellen Hochschulen immer mehr zurück. 2024 landete die beste deutsche Universität, die TU München, nur auf Platz 37.

Die besten Universitäten 2024: Deutschland hinkt hinterher

Die 20. Ausgabe der QS World University Rankings wurde kürzlich veröffentlicht und bewertet etwa 1.500 Universitäten weltweit. In diesem Jahr wurden die Universitäten erstmals auch nach drei neuen Metriken bewertet: Nachhaltigkeit, internationales Forschungsnetzwerk und Jobchancen für Absolventen. Für Interessierte, die eine Eliteuniversität in Europa suchen, zeigt der Index, dass Großbritannien die besten Chancen bietet. Wer hingegen in Deutschland studieren möchte, muss sich mit einem der hinteren Plätze zufriedengeben.

Deutschlands beste Hochschule weltweit auf Platz 37

Das QS Ranking 2025 listet aktuell 1.503 Universitäten weltweit anhand von neun Indikatoren auf. Bewertet werden die Bereiche Forschung, Lehre, Internationalität, Berufsaussichten und Nachhaltigkeit. Die Bewertung beruht zu 45 Prozent auf den Ergebnissen von Reputationsumfragen unter Wissenschaftlern und Arbeitgebern.

Die am besten bewertete deutsche Universität ist die Technische Universität München, die sich im weltweiten Vergleich auf Platz 37 mit einem Gesamtscore von 80 befindet. Darauf folgt die Ludwig-Maximilians-Universität München auf Platz 54.

Als drittbeste deutsche Universität steht die Universität Heidelberg auf Platz 87 des QS World University Rankings mit einem Score von 62,2. Und die Freie Universität Berlin rundet die deutschen Universitäten in den Top 100 auf Platz 98 ab.

Weltweit führen britische Universitäten die Liste an, mit der University of Cambridge auf Platz 2 mit einem Score von 99,2 und der University of Oxford auf Platz 3. In Europa ebenfalls hoch bewertet ist die ETH Zürich in der Schweiz, die auf Platz 7 zu finden ist.

Die USA sind ganz oben mit dabei

Das Massachusetts Institute of Technology (MIT) sicherte sich mit einem Score von 100 den ersten Platz. Dicht gefolgt von der Harvard University, die ebenfalls in Cambridge, USA, angesiedelt ist und den vierten Platz einnimmt.

Die Stanford University komplettiert die Top 5. Die am höchsten bewertete asiatische Universität ist die National University of Singapore (NUS), die mit einem Score von 92,7 auf dem achten Platz rangiert.

 

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Mirell Bellmann schreibt als Redakteurin bei den DWN über Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Zuvor arbeitete sie für Servus TV und den Deutschen Bundestag.


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