Wirtschaft

Chemie- und Pharmabranche: Forschungsausgaben bleiben praktisch stabil

Die Pharma- und Chemie-Branchen bleiben absehbar das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Dafür sorgen neue Patente und Entwicklungen. Jedes Jahr werden dafür Milliarden in Forschung und Labore investiert.
31.08.2024 07:21
Aktualisiert: 31.08.2024 08:01
Lesezeit: 2 min
Chemie- und Pharmabranche: Forschungsausgaben bleiben praktisch stabil
Ein Mitarbeiter steht im Werk der Roche Diagnostics GmbH an einem Roboter zur Etikettierung von Phiolen mit dem Wirkstoff des Produkts Elevidys zur Therapie der Duchenne Muskeldystrophie. (Foto: dpa) Foto: Uwe Anspach

Die deutsche Chemie- und Pharmabranche wird hierzulande im laufenden Jahr kaum mehr Geld in Forschung und Entwicklung stecken als im Vorjahr. „Hohe Kosten am Standort, eine schlechte Ertragslage und sich verschlechternde Innovationsbedingungen machen es immer schwerer, in Deutschland zu forschen“, mahnte Thomas Wessel, VCI-Vorsitzender des Ausschusses Forschung, Wissenschaft und Bildung, am Donnerstag. Dennoch forschten in der chemisch-pharmazeutischen Industrie nahezu alle Unternehmen. Fast jeder zehnte Beschäftigte in der Branche arbeite in einem Forschungslabor.

Mehr als 15 Milliarden Euro für Forschung in 2023

Im vergangenen Jahr gaben die Unternehmen aus der Branche einer Schätzung des Verbands der Chemischen Industrie (VCI) zufolge mit rund 15,5 Milliarden Euro vier Prozent mehr für Forschung und Entwicklung aus. Während Pharmaunternehmen mehr Geld in die Entwicklung und Forschung steckten, stünden in der Chemie die Budgets für diese Bereiche auf dem Prüfstand, sagte Wessel.

Zuletzt habe die Dynamik der Forschungsbudgets nachgelassen und eine Umkehr dieser Entwicklung sei nicht in Sicht. Die Unternehmen hielten sich bei ihren Ausgaben zurück, sagte der Manager. Für das laufende Jahr erwarte der Verband daher kaum Zuwächse. Dies gelte vor allem für die Chemieforschung. In der Pharmaindustrie sehe es hingegen leicht besser aus. Für 2024 geht der VCI von einem branchenweiten Etat für Forschung und Entwicklung von 15,8 Milliarden Euro aus.

Eine aktuelle Mitgliederumfrage des Verbands zeigt, dass 2024 nur jedes vierte Unternehmen mehr in die Forschung und Entwicklung im Inland investieren will. Das Interesse am Ausland hingegen wächst: Jedes dritte Unternehmen plant außerhalb von Deutschland mit höheren Forschungsausgaben. „In anderen Ländern sind die Kosten niedriger, öffentliche Förderprogramme besser und die Bürokratie geringer“, erläuterte Wessel. „Bei Ideen ist 'Made in Germany' zwar top, ‚Moneymakers‘ sind diese Ideen aber im Ausland.“

Noch sei Deutschland der viertgrößte Chemieforschungsstandort, aber andere Nationen legten nach und investierten in ihre Innovationssysteme, warnte Wessel. Umso wichtiger sei es, den deutschen Innovationsstandort zu stärken. Zwar könne Deutschland durchaus mit Trümpfen punkten, wie etwa mit einer hervorragenden Wissenschaftslandschaft mit weltweit anerkannten Forschungsorganisationen und Hochschulen. Doch kranke das Land an strukturellen Problemen. Dazu zählten überbordende Bürokratie und lange Genehmigungsverfahren.

Regierung fehlt Innovationsstrategie

Zudem fehle eine Innovationsstrategie der Bundesregierung aus einem Guss. „Hier ein neues Förderprogramm, dort ein neues Institut - das ist ein Flickenteppich“, kritisierte Wessel. Verstärkt werde diese Entwicklung durch nicht abgestimmte Maßnahmen der Bundesregierung und ihrer Ressortabteilungen. Auch mit der erneuten massiven Kürzung der Finanzmittel im Haushalt 2025 für die Batterieforschung verspiele die Bundesregierung Vertrauen und gefährde so die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands in dieser Zukunftstechnologie.

Die chinesische Regierung werde hingegen in den nächsten Jahren allein in die Grundlagenforschung zu Batterien umgerechnet rund 761 Millionen Euro investieren. Das sei etwa sechs- bis zehnmal mehr als in Deutschland, fügte er hinzu.

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