Unternehmen

Pharmakonzerne investieren wieder in Deutschland

Lesezeit: 3 min
09.04.2024 17:57
Nachdem auch die Pharmariesen lange über den Standort Deutschland gejammert haben, investieren sie jetzt wieder intensiv hierzulande. Alleine der US-Konzern Lilly lässt sich sein neues Werk in Alzey 2,3 Milliarden Euro kosten. Was genau plant Eli Lilly - und wo investiert die Konkurrenz?

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Ausländische Pharmakonzerne investieren derzeit wieder in Deutschland, insbesondere in der Region Rheinland-Pfalz. Ein prominentes Beispiel ist der US-Pharmakonzern Eli Lilly, der eine neue Produktionsstätte in Alzey baut. Diese Investition dieses weltweit wertvollsten Pharmakonzerns umfasst 2,3 Milliarden Euro und ist eine der größten Einzelinvestitionen des Unternehmens in den letzten Jahren.

Eli Lilly plant, bis zu 1.000 hochqualifizierte Fachkräfte in der neuen Produktionsanlage zu beschäftigen, die für 2027 geplant ist. Die Eröffnung des Werks soll die Produktion von Medikamenten zur Behandlung von Diabetes und Übergewicht, die als Abnehmspritzen bekannt sind, erheblich ausweiten. Eli Lilly hat sich dafür entschieden, keine staatlichen Subventionen für dieses Projekt zu beantragen, was es von anderen Investitionsvorhaben ausländischer Unternehmen in Deutschland unterscheidet.

Hohe Investitionen in Deutschland auch bei anderen Pharmaherstellern

Auch der Pharmariese Daiichi Sankyo aus Japan investiert eine satte Milliarde Euro im bayrischen Pfaffenhofen, um an Antikörperpräparaten für die Krebstherapie zu arbeiten. Ebenfalls eine weitere Milliarde will der Schweizer Pharmakonzern Roche in den kommenden drei Jahren im bayrischen Penzberg investieren, wo das Unternehmen gerade erst ein Zentrum für die Entwicklung von Gentherapien eröffnet hat.

Aber auch die deutschen Pharmakonzerne geben wieder Gas. Bayer baut gerade eine neue Produktionsanlage für ein Augenmedikament in Berlin und investiert dabei 130 Millionen Euro. 350 Millionen Euro lässt sich Boehringer Ingelheim ein neues Zentrum für Biotechnologie in Biberach kosten, Biontech baut seine Impfstofffabrik in Marburg mit bis zu 40 Millionen Euro aus und Merck hat im vergangenen Jahr 28 Millionen für neue mRNA-Impfstoffanlagen in Hamburg und Darmstadt ausgegeben.

Kein Jammern mehr über den Standort Deutschland bei den Pharma-Playern

Auch die Pharmabranche klagte bislang über die ungünstigen Rahmenbedingungen am Wirtschaftsstandort Deutschland. Zu hohe Kosten, zu viel Regulierung und dann noch das ungeliebte GKV-Finanzstabilisierungsgesetz, das 2022 in Kraft trat. Durch das Gesetz mussten die Pharmahersteller ihre Arzneimittelrabatte an die Krankenkassen erhöhen. Die Maßnahme sollte dabei helfen, die Finanzierungslücken bei den gesetzlichen Versicherern zu schließen. Außerdem gab es auch niedrigere Erstattungen von den Krankenkassen für neue Medikamente. All diese Umstände begünstigten keine neuen Investitionen für deutsche Standorte.

Das war vor zwei Jahren. Seitdem hat sich der Wind gedreht. Zwar räumt Alexander Horn als Geschäftsführer von Lilly Deutschland ein, dass es schwieriger geworden ist, angemessene Preise in Deutschland für innovative Medikamente zu erzielen, er lobte jedoch auch die gute Infrastruktur, die qualifizierten Fachkräfte und die gute Kooperation mit den Behörden der Stadt Alzey. Auch äußerte er sich positiv über das politische Klima für die Pharmabranche in Deutschland, da sie seiner Meinung nach wieder als wichtige Schlüsselindustrie wahrgenommen wird. Hagen Pfundner, der Chef von Roche Deutschland, lobt ebenfalls die heute deutlich bessere Unterstützung der Branche durch die Politik.

Deutsche Politik unterstützt die Pharmahersteller

Das neue kooperative Klima hat nun auch andere Pharmaunternehmen motiviert, wieder höhere Investitionen in Deutschland zu tätigen. Nach dem Pharmagipfel vom vergangenen November sind einige Erleichterungen für die Pharmabranche auf den Weg gebracht worden. Das neue Medizinforschungsgesetz lässt schnellere und unbürokratischere Genehmigungsverfahren für klinische Studien zu, besonders dringende Genehmigungen sollen durch spezielle Kommissionen auf den Weg gebracht werden. Außerdem sollen auch Preise geheim bleiben, die Krankenkassen den Herstellern für Arzneimittel bezahlen. Dies kommt den Herstellern sehr entgegen, da hierdurch die Kritik an zu hohen Medikamentenpreisen eingedämmt wird. Auch setzt sich die Bundesregierung gegen die Pläne der EU ein, die Patentlaufzeiten zu verkürzen.

Verfassungsklage gegen GKV-Finanzstabilisierungsgesetz läuft

Allerdings ist zwischen deutscher Politik und Pharmabranche noch nicht alles im Reinen. Der Schweizer Pharmariese Roche hat gegen das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz Verfassungsbeschwerde eingelegt. Dabei soll geklärt werden, ob die Bundesregierung das Recht hatte, privaten Pharmaunternehmen Zwangsrabatte abzuverlangen, die sie dann öffentlich-rechtlichen Krankenkassen zuwendete. Die zusätzlichen Zwangsrabatte sind zwar wie geplant nun ausgelaufen, die deutschen Pharmahersteller hatten durch die Maßnahme jedoch 1,5 Milliarden Euro an Liquidität verloren, Roche alleine 100 Millionen Euro, wie Roche Deutschland Chef Pfundner mitteilte.

 



 

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