Allein auf den MSCI World gibt es 21 ETFs von neun verschiedenen Anbietern. Darunter sind der Marktführer ishares, eine Tochter des größten Vermögensverwalters der Welt Blackrock, und die Nummer drei State Street (zu erkennen am Kürzel „SPDR“ im ETF-Namen). Der zweitgrößte ETF-Anbieter der Welt Vanguard nutzt bloß Indizes des MSCI-Konkurrenten FTSE Russell.
Auf dem europäischen Markt sind daneben noch andere Firmen groß, etwa der französische Vermögensverwalter Amundi und xtrackers, ein Ableger der Deutschen Bank. Auch Großbanken wie die UBS oder HSBC verwalten Milliardensummen in ETFs auf MSCI World und Co.
ETF-Anbieter ist wichtiges Auswahlkriterium
Laut Finanzexperten sind nicht alle ETF-Anbieter gleich gut. „Auf jeden Fall sollten Anleger bei der Wahl ihres ETFs auch auf den Anbieter schauen“, erklärt etwa der Fondsanalyst Ali Masarwah von der Fondsplattform Envestor gegenüber DWN. Der Anbieter sei „ein wichtiger Faktor“.
Der Honorar-Finanzanlagenberater Ingo Schröder vom Kölner Finanzunternehmen Maiwerk rät dazu, auf renommierte ETF-Anbieter zu setzen. „Wir empfehlen ETFs von den größeren Anbietern, etwa ishares, SPDR, UBS, Vanguard, Amundi oder xtrackers“, erklärt er gegenüber DWN.
Laut einer Analyse von Ali Masarwah schneiden manche ETF-Anbieter deutlich besser ab als andere. Der langjährige Mitarbeiter des Fondsanalyseunternehmens Morningstar untersuchte die Liquidationsquote der ETF-Anbieter - also wie viele der ETFs, die bereits im April 2014 existierten, zehn Jahre später im März 2024 geschlossen oder fusioniert worden waren.
Bei den großen Anbietern lag der US-Vermögensverwalter Vanguard vorne. Dieser hatte keinen ETF geschlossen oder mit einem anderen fusioniert (Liquidationsquote von 0 Prozent). Danach folgten die britische Großbank HSBC (13 Prozent), ishares und die Sparkassen-Tochter Deka (jeweils 15 Prozent), die UBS (26 Prozent) sowie Invesco und State Street (jeweils 35 Prozent). Weiter zurück lagen xtrackers (42 Prozent) und Amundi (74 Prozent).
Die hohe Quote von Amundi dürfte an der Konsolidierung des europäischen ETF-Markts ab dem Jahr 2018 liegen. Damals übernahm der drittgrößte europäische Anbieter Lyxor die Commerzbank Tochter Comstage. Im Jahr 2021 übernahm Amundi dann Lyxor.
Folgen einer ETF-Schließung oder -Fusion
Zahlreiche Lyxor-ETFs wurden daraufhin geschlossen oder mit Amundi-ETFs fusioniert, berichtet Ali Masarwah. Für Anleger könne das teuer werden: Wenn zwei fusionierte ETFs ihren Sitz in unterschiedlichen Ländern haben, werde die Verschmelzung steuerlich als ein ETF-Verkauf gewertet und es würden Kapitalertragssteuern auf Kursgewinne anfallen.
Außerdem könne der Anbieter die Anlagestrategie verändern. Etwa habe das Amundi bei der Lyxor-Übernahme „recht häufig“ gemacht, erklärt Ali Masarwah. So seien aus neutral investierenden ETFs Nachhaltigkeits-ETFs geworden, etwa sei der Lyxor Nikkei 225 zum Amundi MSCI Japan ESG geworden.
„Ich glaube, vor einer Liquidation ist man nie gefeit“, erklärt Honorarberater Ingo Schröder. Anleger sollten daher am besten auf ETFs setzen, die älter als fünf Jahre seien und größer als 100 Millionen Euro - das gelte besonders für nischigere ETFs wie Branchen- oder Themen-ETFs.
Auch Ali Masarwah hält 100 Millionen Euro für einen guten Richtwert. Bei kleinen Anbietern könnten aber auch größere ETFs gefährdet sein, denn diese seien oft das Ziel von Übernahmen. „Dann werden mitunter auch größere ETFs liquidiert, wenn es die neue Konzern-Politik verlangt.“
Die Erfolgsbilanz der ETF-Anbieter
Masarwah untersuchte in der Analyse neben der Liquidationsquote auch die Erfolgsquote der ETF-Anbieter. Diese gibt an, wie viele ETFs in den zehn Jahren bis März 2024 nicht geschlossen wurden und gleichzeitig den Durchschnitt aller aktiven Fonds und passiven ETFs in einer bestimmten Morningstar-Kategorie übertrafen, etwa in der Kategorie „Aktien Welt“ oder „Aktien China“.
Auch hier hatte Vanguard die „mit Abstand beste Bilanz“, berichtet Masarwah in der Analyse. 89 Prozent aller Vanguard-ETFs, die bereits im April 2014 existieren, waren zehn Jahre später weiter auf dem Markt und hatten gleichzeitig den Durchschnitt aller Fonds in ihrer jeweiligen Kategorie übertroffen.
Dahinter folgen unter den großen ETF-Anbietern HSBC (70 Prozent), ishares (60 Prozent), UBS (59 Prozent), Deka (51 Prozent), State Street (49 Prozent) und Invesco (45 Prozent). Am Schluss waren xtrackers (37 Prozent) und Amundi (21 Prozent).
Dabei waren nicht bloß Branchen-, Themen- oder Länder-ETFs von Schließungen und Fusionen betroffen. Laut der Analyse von Masarwah überlebten selbst in der Kategorie „Global Large Cap Blend“, in der auch „MSCI World“-ETFs sind, nur 63 Prozent aller ETFs die gesamten zehn Jahre.
37 Prozent wurden geschlossen oder fusioniert. Weniger Liquidationen gab es bloß in den Kategorien „Deutsche Aktien“ (25 Prozent), „Schweizer Anleihen“ (25 Prozent) und „Schweizer Aktien“ (29 Prozent).
Die nachteilige Preispolitik mancher ETF-Anbieter
Manche ETF-Anbieter verfolgen außerdem eine nachteilige Preispolitik für Anleger. Sie senken die Verwaltungsgebühren bei alten ETFs kaum oder gar nicht im Zeitablauf, sondern eröffnen neue ETFs mit einer geringeren Kostenquote (TER).
Die Anleger bezahlen die hohen Gebühren weiter, weil sie entweder nicht auf die Kosten achten oder ein Verkauf der Altanteile aus steuerlichen Gründen nachteilig wäre.
Etwa führt ishares einen alten ETF auf den MSCI World mit einer Kostenquote von 0,5 Prozent pro Jahr und einen jungen „MSCI World“-ETF mit einer TER von 0,2 Prozent. Amundi führt insgesamt sieben ETFs auf den MSCI Emerging Markets mit Kostenquoten zwischen 0,14 und 0,55 Prozent. Xtrackers führt vier ETFs auf den MSCI World mit Kostenquoten zwischen 0,12 und 0,45 Prozent.
Laut einer DWN-Analyse verfolgen vor allem Amundi und xtrackers eine derartige Preispolitik. DWN untersuchte alle ETFs auf neun beliebte Indizes, etwa auf den DAX oder den MSCI World. Bei Amundi gab es sechs Fälle von ETFs auf den gleichen Index mit einer unterschiedlichen TER, bei xtrackers vier Fälle.
Für Anleger sind die scheinbar kleinen Kostenunterschiede durchaus relevant. Wer über 30 Jahre einen Aktien-ETF bespart und 7 Prozent Rendite pro Jahr einfährt, hätte bei einem Kostenunterschied von 0,2 Prozentpunkten (20 Basispunkten) 3,5 Prozent mehr Endvermögen nach Steuern. Egal, ob die Sparrate bei 100 oder 1000 Euro pro Monat liegt.
Bei 0,3 Prozentpunkten hätte ein kostenbewusster Anleger sogar 5 Prozent mehr Nettoendvermögen. Bei einem Unterschied von 0,4 Prozentpunkten, etwa bei Kostenquoten von 0,1 Prozent und 0,5 Prozent, wäre das Endvermögen nach Steuern sogar um 7 Prozent höher.