Unternehmen

Autohersteller reduzieren Produktion – Export steigt

Die deutsche Industrie zeigt weiterhin Schwächen. Insbesondere die schrumpfende Autobranche führt zu einem Produktionsrückgang. Doch es gibt auch positive Aspekte in den Statistiken.
06.09.2024 15:11
Aktualisiert: 06.09.2024 15:11
Lesezeit: 2 min

Auch im Juli konnte die deutsche Industrie nicht überzeugen. Die neuesten Zahlen zur Industrieproduktion bestätigen die Sorgen von Experten, die eine Rezession für wahrscheinlich halten. Laut dem Statistischen Bundesamt ist die Produktion im Vergleich zum Vormonat um 2,4 Prozent gesenkt worden, und im Vergleich zum Vorjahr beträgt der Rückgang sogar 5,3 Prozent. Erfreulich sind hingegen die amtlichen Daten zum Export, der im Juli mit einem saison- und kalenderbereinigten Wert von 130 Milliarden Euro um 1,7 Prozent über dem Juni-Wert lag.

"Es wird immer klarer, dass die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr stagnieren wird", erklärt nicht nur Robin Winkler von der Deutschen Bank. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat seine Prognosen für das laufende Jahr nach unten korrigiert.

Anstelle eines leichten Wachstums des Bruttoinlandsprodukts um 0,4 Prozent wird nun eine Stagnation von null Prozent erwartet, da auch der private Konsum nicht ansteigt. "Die erhofften Erholungen aus der Industrie, die wir zu Beginn des Jahres hatten, haben sich nicht materialisiert", sagte Geraldine Dany-Knedlik, Leiterin der Konjunkturforschung beim DIW.

Im zweiten Quartal schrumpfte die deutsche Wirtschaft um 0,1 Prozent – nun droht eine Rückkehr zur Rezession. Für das laufende Jahr sind die Prognosen der Ökonomen wenig optimistisch.

Prognosen werden nach unten korrigiert

Bereits drei führende Wirtschaftsforschungsinstitute hatten ihre Prognosen deutlich angepasst. Das Münchner Ifo-Institut und das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) erwarten für dieses Jahr ebenfalls null Wirtschaftswachstum, während das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen (RWI) von 0,1 Prozent ausgeht.

Der Rückgang der Produktion im Juli ist laut dem Statistikamt auf die schwache Entwicklung in der Autoindustrie zurückzuführen. Der Rückgang in dieser Branche um 8,1 Prozent im Vergleich zum Vormonat wirkt sich stark negativ auf das Gesamtergebnis aus. Nach dem Anstieg im Juni gab es wieder einen Rückschlag für die Industriebetriebe. Hoffnungen ruhen auf den zuletzt gestiegenen Aufträgen, die jedoch teilweise auf Einzelaufträge zurückzuführen sind.

Schwache Exporte nach China und USA

Obwohl die deutschen Unternehmen im Juli mehr Waren exportiert haben, mussten sie Rückgänge bei den Ausfuhren nach China und den USA hinnehmen. Beide Länder sind für die Autohersteller wichtige Absatzmärkte. "Die schwachen Exporte nach China belasten die deutsche Industrie erheblich", sagt Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Auch seine Prognose lautet: "Die Industrieproduktion wird in diesem Jahr kaum nennenswert zulegen können."

Man sollte sich von der positiven Exportentwicklung im Juli nicht täuschen lassen, warnt der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA). "Die Exporte in Nicht-EU-Staaten sind erneut zurückgegangen. Dies geschieht zum dritten Mal in Folge. Wir fordern von der Regierung dringend den Abschluss neuer Freihandelsabkommen, um unser Wirtschaftsmodell zu stärken."

EZB könnte Zinsen senken

Sebastian Dullien vom gewerkschaftlichen Institut IMK setzt für das kommende Jahr auf die Europäische Zentralbank und einen wirtschaftlichen Aufschwung durch fallende Leitzinsen. "Im nächsten Jahr dürften sinkende Zinsen etwas Entlastung bringen. Zudem könnten die Löhne voraussichtlich weiter steigen und damit trotz anhaltender Unsicherheit zu etwas mehr Konsum führen." Dennoch wird die Erholung nur langsam voranschreiten. Ein wesentlicher Grund für die Zurückhaltung beim Konsum und den Investitionen in Deutschland sei die Unsicherheit durch die Finanzpolitik der Bundesregierung.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Social Media im Umbruch: KI verdrängt persönliche Beiträge immer mehr
07.12.2025

Die sozialen Netzwerke verändern sich rasant, während persönliche Beiträge seltener werden und KI-Inhalte die Feeds bestimmen. Welche...

DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie: Weshalb selbst starke Zahlen ein strukturelles Problem nicht lösen
07.12.2025

Die Nvidia-Aktie glänzt mit beeindruckenden Ergebnissen, doch Anleger übersehen oft ein zentrales Risiko. Die enorme Größe des Konzerns...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mautkosten in Europa steigen: Wie sich Speditionen jetzt Wettbewerbsvorteile sichern
07.12.2025

Trotz wachsender Belastungen im europäischen Transportsektor zeigt sich immer deutlicher, dass Mautgebühren weit mehr sind als ein...

DWN
Panorama
Panorama Weihnachten mit kleinerem Budget: Viele Menschen müssen bei Weihnachtsgeschenken sparen
07.12.2025

Weihnachten rückt näher, doch viele Haushalte kalkulieren strenger als je zuvor. Eine neue Umfrage zeigt, wie stark Preissteigerungen die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft OpenAI-Bilanz: Deloitte prüft Milliardenpläne und Michael Burry entfacht Debatte
07.12.2025

OpenAIs rasanter Aufstieg und die enormen Investitionspläne des Unternehmens rücken die Transparenz der OpenAI-Bilanz in den Mittelpunkt....

DWN
Politik
Politik Elektromobilitätssteuer Großbritannien: Wie London die E-Auto-Revolution abbremst
07.12.2025

Großbritannien setzt mit einer kilometerbasierten Abgabe ein hartes Signal an alle E-Autofahrer und stellt die finanzielle Logik der...

DWN
Politik
Politik Russlands Desinformationskampagnen: Wie Europa gegen Putins Trolle kämpft
06.12.2025

Europe wird zunehmend Ziel digitaler Einflussoperationen, die gesellschaftliche Stabilität, politische Prozesse und wirtschaftliche...

DWN
Immobilien
Immobilien Baufinanzierung Zinsen: Entwicklung des Bauzinses 2025 - und wie es 2026 weitergeht
06.12.2025

Nachdem die Zinsen – darunter der Bauzins – in Deutschland seit 2019 eine gewisse Schieflage erreicht haben, scheint nun Ruhe...