Unternehmen

Start-ups fordern Reformen: „Innovationskraft stärken“

Mehr Geld für Gründer, mehr Börsengänge in Deutschland, öffentliche Aufträge an Wachstumsfirmen: Der Startup-Verband fordert jetzt ein Bündel von Maßnahmen von der Bundesregierung. So müsse der Mittelstand besser mit Start-ups vernetzt werden, die sich auf neue Technologien konzentrieren. Die Gründerbranche sieht außerdem einen erheblichen Wertschöpfungsverlust für Deutschland.
10.09.2024 07:29
Aktualisiert: 10.09.2024 08:00
Lesezeit: 2 min

Die Gründerbranche in Deutschland ist gewachsen, doch es bleiben viele Hürden - und eine Finanzlücke von 30 Milliarden Euro. Nun fordert der Startup-Verband eine Reihe von Maßnahmen von der Politik: Deutschland habe mit internationaler Spitzen-Forschung, herausragenden Talenten, einer starken industriellen Basis und genug privatem Kapital alle Zutaten, um global erfolgreich zu sein, sagte Verena Pausder, Vorstandsvorsitzende des Startup-Verbands. Die Innovationskraft müsse aber gestärkt werden. Nötig seien etwa eine leichtere Anwerbung ausländischer Fachkräfte, weniger Bürokratie für Gründer und ein Chefbeauftragter für Digitalisierung im Bundeskanzleramt.

Wagniskapital von großen Investoren mobilisieren

In seiner „Innovationsagenda 2030“ fordert der Verband zudem eine Finanzierungsoffensive für deutsche Start-ups, die im internationalen Vergleich relativ schwer an große Summen von Investoren kommen. So müssten sich die Wagniskapital-Investitionen bis 2030 verdreifachen und auf ein Prozent gemessen am Bruttoinlandsprodukt wachsen, um die die jährliche Finanzierungslücke von rund 30 Milliarden Euro hierzulande schließen. Dazu sei mehr privates Kapital erforderlich – insbesondere von Großinvestoren wie Versicherungen. Sie unterliegen aber strengen Anlagevorschriften, was die Beteiligung an Start-ups mit Wagniskapital beschränkt.

Öffentliche Aufträge für Start-ups

Auch in der öffentlichen Auftragsvergabe sieht der Startup-Verband Potenzial. „Fünf Prozent der öffentlichen Aufträge sollten bis zum Ende des Jahrzehnts an Start-ups vergeben werden“, forderte Pausder. Das koste den Staat nichts, fördere aber Digitalisierung und Start-ups. Auch müsse der Mittelstand besser mit Start-ups vernetzt werden, die sich auf neue Technologien konzentrieren. Wachstumsfirmen seien ferner besonders wichtig bei der Dekarbonisierung der Wirtschaft. Der Anteil der Start-ups in Deutschland, die sich mit ihren Innovationen auf Klimaschutz konzentrieren, liegt laut Verband bei knapp 30 Prozent.

Zudem gelte es, den Kapitalmarkt zu stärken, um Investoren den gewinnbringenden Ausstieg aus Start-ups zu erleichtern. „Starke Exit-Kanäle sind besonders wichtig, um mehr Börsengänge in Deutschland und Europa zu ermöglichen“, hieß es. Da erfolgreiche Start-ups – darunter das Mainzer Unternehmen Biontech – oft in den USA an die Börse gehen, warnt der Verband vor einem „erheblichen Wertschöpfungsverlust“ für Deutschland.

Rückschläge für Gründerbranche

Die hiesige Start-up-Branche ist in den vergangenen Jahr gewachsen. Die Zahl der Firmen mit Milliarden-Bewertung hat sich dem Startup-Verband zufolge seit 2018 auf 33 fast verfünffacht, darunter sind die Online-Bank N26, der Übersetzungsdienst DeepL und der Fernbusbetreiber Flix. Doch mit dem Zinsanstieg kamen Start-ups in den vergangenen Jahren schwerer an Geld, einige Firmen rutschten in die Krise. Im ersten Halbjahr sah die Beratungsgesellschaft EY immerhin einen Aufwärtstrend bei den Finanzierungen.

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Höflichkeit kostet Millionen: Liefert ChatGPT durch Respekt bessere Antworten?
30.04.2025

Das Rennen um generative künstliche Intelligenz (KI) ist für Technologieunternehmen, die grundlegende Modelle entwickeln, ein...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kyle Bass: „Europa ist eine Ansammlung gescheiterter Volkswirtschaften“ – Was der US-Investor wirklich meint
30.04.2025

US-Starinvestor Kyle Bass rechnet mit Europa ab – und liefert eine scharfe Analyse, warum der Kontinent für Investoren zur...

DWN
Technologie
Technologie Cyberbedrohungen: Unternehmen stehen vor einer Zeitenwende – Sicherheit wird zur wirtschaftlichen Überlebensfrage
29.04.2025

Die Weltwirtschaft hat einen neuen, unsichtbaren Frontverlauf – und dieser verläuft mitten durch die digitalen Netzwerke globaler...

DWN
Politik
Politik Die Hälfte der Deutschen glaubt: Elektroautos sind ein grüner Bluff – was das für Europa bedeutet
29.04.2025

Trotz Milliardensubventionen verliert die grüne Transformation rasant an Rückhalt. Bürger zweifeln, Experten warnen – Europa droht der...

DWN
Politik
Politik Spionage AfD: Ex-Krah-Mitarbeiter angeklagt
29.04.2025

Ein ehemaliger Mitarbeiter des AfD-Politikers Maximilian Krah steht im Verdacht, für einen chinesischen Geheimdienst gearbeitet zu haben...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft US-Zölle: Deutsche Unternehmen bleiben erstaunlich gelassen
29.04.2025

Trotz der hitzigen Rhetorik aus Washington und düsteren Prognosen internationaler Organisationen wie dem IWF zeigen deutsche Unternehmen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Alphabet greift nach Europas Kapital: Anleihe-Offensive des Google-Konzerns mit Signalwirkung
29.04.2025

Die Alphabet-Anleihe ist mehr als ein Finanzmanöver: Sie markiert einen geopolitischen Wendepunkt – und eine Kampfansage im Rennen um...

DWN
Politik
Politik US-Zölle: Trump reagiert auf Druck der Autobranche
29.04.2025

US-Präsident Trump rudert bei seiner Zollpolitik zurück: Nach heftiger Kritik aus der Autoindustrie will das Weiße Haus nun Entlastungen...