Wirtschaft

Insolvenzen steigen stark - vor allem bei Großunternehmen

Der Kreditversicherer Allianz Trade rechnet in diesem Jahr mit rund 21.500 Firmenpleiten – 21 Prozent mehr als 2023. Sorge bereitet vor allem die hohe Zahl an Insolvenzen bei Großunternehmen.
10.09.2024 10:42
Aktualisiert: 10.09.2024 10:42
Lesezeit: 2 min
Insolvenzen steigen stark - vor allem bei Großunternehmen
Die deutsche Wirtschaft leidet unter einer Insolvenz-Welle. (Foto: dpa) Foto: Henning Kaiser

Der weltweit größte Kreditversicherer Allianz Trade rechnet in diesem Jahr erneut mit einem deutlichen Anstieg der Insolvenzen in Deutschland. Da die Wirtschaft weiterhin mit der Rezession kämpfe, gehe das Unternehmen von einer Zunahme der Pleiten um 21 Prozent auf rund 21.500 Fälle aus, teilte Allianz Trade in Hamburg mit. Im vergangenen Jahr lag der Anstieg den Angaben zufolge bereits bei einem Plus von 22 Prozent.

Somit dürften die Fallzahlen Ende des Jahres etwa 15 Prozent über dem Niveau des letzten Vor-Corona-Jahres 2019 liegen. Erst für 2025 rechnet Allianz Trade mit einem moderateren Zuwachs der Fallzahlen um weitere rund zwei Prozent auf dann etwa 22.000.

Hohe Zahl an Pleiten bei Großunternehmen macht Sorgen

Sorgen bereitet die hohe Zahl an Großinsolvenzen von Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mindestens 50 Millionen Euro. So gab es den Angaben zufolge im ersten Halbjahr bereits 40 solche Pleiten. Das sei nicht nur der höchste Wert zum Halbjahr seit 2015, sondern auch über ein Drittel mehr als im Vorjahreszeitraum. „Aktuell gilt häufig: Wenn es kracht, dann richtig“, sagte der Chef von Allianz Trade in Deutschland, Österreich und der Schweiz, Milo Bogaerts. Große Insolvenzen hätten oft einen Dominoeffekt auf viele Firmen in der gesamten Lieferkette. „Nicht selten werden sie dabei mitgerissen und geraten selbst in den Abwärtssog, der im schlimmsten Fall ebenfalls in der Zahlungsunfähigkeit endet.“

Der kumulierte Umsatz der großen Pleiten belief sich nach Angaben von Allianz Trade in den ersten sechs Monaten auf 11,6 Milliarden Euro und lag bereits zum Halbjahr über dem Gesamtschaden für das Jahr 2023. Der durchschnittliche Umsatz der insolventen Großunternehmen – und damit auch die Schäden für die betroffenen Lieferanten – lag bei 290 Millionen Euro. Das sei ein Plus von 85 Prozent.

Viele Insolvenzen in Bauindustrie und Einzelhandel

Insbesondere im Baugewerbe und im Einzelhandel habe es viele große Insolvenzen gegeben, sagte Bogaerts. „Einige Unternehmen konnten die fälligen Rückzahlungen von Corona-Darlehen nicht stemmen oder hatten Schwierigkeiten an neue Kredite zu kommen aufgrund der restriktiveren Vergabe und den wesentlich höheren Anforderungen der Finanzierungspartner.“ Wieder andere seien von einem einzelnen weggebrochenen Großkunden abhängig gewesen.

Im Mode-Einzelhandel hingen einige Unternehmen seit Jahren am seidenen Faden. „Die verbrauchernahen Branchen spüren die aktuelle Kaufzurückhaltung allerdings besonders“, sagte Bogaerts. Hinzu kämen weiterhin hohe Container-Frachtraten, die angesichts des bevorstehenden Weihnachtsgeschäfts vielen Unternehmen Sorgen bereiteten. Auch Kliniken kämpften weiterhin mit großen Herausforderungen. So gehörten zu den sieben großen Insolvenzen im Dienstleistungssektor drei Kliniken sowie zwei Tourismus-Unternehmen und zwei Firmen aus dem Bereich Software- und IT-Dienstleistungen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Politik
Politik EU-Finanzierungsplan: EU prüft Kreditmodell mit eingefrorenem Russland-Vermögen
05.12.2025

Die EU sucht nach einem Weg, die Ukraine trotz politischer Blockaden weiter zu unterstützen. Kann ein neues Finanzinstrument auf Basis...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Einzelhandel Insolvenzen: Wie sich die Branche gegen den Niedergang stemmt
05.12.2025

Der Einzelhandel rutscht tiefer in die Krise, während Traditionsmarken reihenweise fallen. Trotz leicht verbesserter Konjunkturdaten...

DWN
Politik
Politik Europa prüft Alternativen für Ukraine-Finanzierung: Umgang mit russischem Vermögen bleibt offen
05.12.2025

Europa ringt um einen verlässlichen finanziellen Rahmen für die Ukraine, während politische Verzögerungen den bisherigen Ansatz ins...

DWN
Finanzen
Finanzen SAP-Aktie: Positiver Analystenkommentar von JPMorgan und Silberstreifen am Cloud-Horizont
04.12.2025

SAP und Salesforce senden an den Börsen neue Signale: Während JPMorgan der SAP-Aktie frische Impulse zuschreibt, ringen Anleger bei...

DWN
Finanzen
Finanzen Schott Pharma-Aktie: Zähe Nachfrage nach Glasspritzen – Pharmazulieferer Schott Pharma schaut vorsichtig auf 2026
04.12.2025

Die Schott Pharma-Aktie ist am Donnerstag nachbörslich unter Druck geraten, Anleger beäugen den Ausblick des Mainzer Pharmazulieferers...

DWN
Politik
Politik Die EZB blockiert: Streit um EU-Pläne für eingefrorene russische Vermögenswerte
04.12.2025

Die EU ringt um einen Weg, die finanziellen Belastungen des Ukrainekriegs abzufedern, doch zentrale Institutionen setzen klare Grenzen. Wie...

DWN
Politik
Politik Friedensverhandlungen in Moskau: Trump-Gesandte führen Gespräche mit Putin
04.12.2025

Die Gespräche zwischen Washington und Moskau rücken die Suche nach einer realistischen Friedenslösung wieder in den Mittelpunkt der...

DWN
Politik
Politik EU Ermittlungen: Staatsanwaltschaft nimmt Büros von Kaja Kallas ins Visier
04.12.2025

Die Ermittlungen der Europäischen Staatsanwaltschaft rücken den Umgang mit sensiblen EU-Mitteln und institutionellen Abläufen in...