Panorama

Terrorgefahr: Strengere Sicherheitsmaßnahmen auf dem Oktoberfest

Jedes Jahr lockt das Oktoberfest Millionen Besucher aus aller Welt nach München, was das Event zu einem internationalen Treffpunkt macht. Nach den jüngsten Anschlägen in Solingen und München steht erneut das Thema Sicherheit im Fokus des Volksfestes - und die damit verbundenen strengeren Sicherheitsmaßnahmen.
14.09.2024 10:03
Lesezeit: 2 min

In Solingen wurden drei Menschen erstochen, und in München gab es Angriffe auf das NS-Dokuzentrum sowie das israelische Konsulat. Diese mutmaßlich islamistischen Anschläge sorgen kurz vor dem Start des Oktoberfests für Aufregung. Die Reaktion: verschärfte Kontrollen.

An den Eingängen werden erstmals Hand-Metalldetektoren eingesetzt, wie die Mediengruppe "Merkur/tz" berichtete. "Wir werden sicherlich mehr Ordner haben", sagte Clemens Baumgärtner (CSU), der Leiter des Fests und Wirtschaftsreferent, der Deutschen Presse-Agentur. Auch werde es stichprobenartige Abtastungen geben, abhängig vom Verdacht.

Sicherheitskonzept für das größte Volksfest der Welt

Die Kontrollen und hohe Polizeipräsenz gehören seit Jahren zum Sicherheitskonzept der Wiesn, die als größtes Volksfest weltweit gilt. Das Oktoberfest startet am 21. September und endet am 6. Oktober.

"Für Bayern und das Oktoberfest 2024 gibt es keine konkreten Gefährdungshinweise", betont Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Die allgemeine Terrorgefahr durch islamistische Gruppierungen sei jedoch hoch. "Vor allem der Nahost-Konflikt erhöht das Risiko, besonders durch den sogenannten Islamischen Staat", so Herrmann weiter. Die Sicherheitsbehörden seien wachsam, und jedem Hinweis werde gründlich nachgegangen. Auch Baumgärtner unterstreicht, dass keine besonderen Bedrohungen für die Wiesn vorliegen. Trotzdem: "Absolute Sicherheit gibt es nicht. Es bleibt ein Volksfest, das für jeden offen ist."

Ähnlich äußerte sich auch Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), der das Oktoberfest am 21. September eröffnet. "Natürlich tun wir alles, um die Sicherheit der Besucher bestmöglich zu gewährleisten."

Langjährige Erfahrungen mit Terrorwarnungen

München hat bereits Erfahrung mit Terrorwarnungen vor dem Oktoberfest. 2009 sorgten islamistische Drohungen für Unruhe. Nach einem Video der Al-Qaida, das sich auf die Wiesn bezog, wurden sofort Maßnahmen ergriffen. Sperrringe wurden installiert, und nur Anwohner durften mit ihren Fahrzeugen in die Nähe des Geländes fahren. Diese Regelungen gelten bis heute.

Die Sicherheitsvorkehrungen wurden nach den Lastwagen-Anschlägen in Nizza, Berlin, London und Barcelona in den Jahren 2016 und 2017 weiter verschärft. Das Oktoberfestgelände wurde seitdem komplett eingezäunt, und Betonpoller sowie bepflanzte Kübel blockieren die Zufahrten, um potenzielle Angriffe zu verhindern.

2017 führte der Münchner Stadtrat zusätzliche Maßnahmen ein: Fahrer und Mitfahrer von Lieferfahrzeugen für das Fest müssen sich einer Sicherheitsüberprüfung unterziehen. Stichprobenartige Kontrollen von Fahrzeugen, die täglich Lebensmittel wie Brezen und Würste anliefern, gehören nun zum Standard.

Größere Taschen und Rucksäcke mit mehr als drei Litern Fassungsvermögen sind verboten, ebenso Messer und Glasflaschen. Außerdem gelten Flugverbote, auch für Drohnen. Über 50 Videokameras sowie Polizisten mit Bodycams überwachen das Gelände.

Oktoberfest 2024: Balance zwischen Sicherheit und Feststimmung

Im letzten Jahr waren rund 600 Polizisten und etwa 2200 Sicherheitskräfte im Einsatz. Die Zahlen für 2024 sollen in der kommenden Woche bekannt gegeben werden. "Die letzten Jahre haben gezeigt, dass die Balance zwischen hoher Sicherheit und ausgelassener Feierlaune gut gelingen kann", sagte Innenminister Herrmann. "Wir dürfen den Terroristen keinen Erfolg gönnen, ihr Ziel ist es, Verunsicherung zu stiften und unsere freiheitliche Lebensweise zu stören."

Erfahrungen zeigen, dass in Jahren mit Terrorgefahr die Besucherzahlen häufig unter die Marke von sechs Millionen fallen. 2001 kamen nach den Anschlägen vom 11. September in den USA nur 5,5 Millionen Gäste, 2009 nach der Al-Qaida-Drohung 5,7 Millionen, und 2016 waren es 5,6 Millionen Besucher.

Noch niedriger waren die Zahlen nur 1980, als ein rechtsextremistischer Bombenanschlag 12 Menschen das Leben kostete. Damals wurde der Terrorbezug von den Behörden zunächst verharmlost, doch die Tat führte zu einem deutlichen Rückgang der Besucherzahlen auf 5,1 Millionen.

Für 2024 rechnet Wiesn-Chef Baumgärtner nicht mit einem Rückgang der Besucher. "Ich glaube nicht, dass die Terrorgefahr die Gästezahlen beeinflussen wird. Das Oktoberfest ist dieses Jahr überbucht, ein Zeichen dafür, dass die Nachfrage ungebrochen ist."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Marine: Erste deutsche Frau als U-Boot- Kommandantin in strategischer Mission unterwegs
13.04.2025

Claudia Neben ist Deutschlands erste U-Boot-Kommandantin: Wochenlang ist sie auf Mission – ohne Verbindung zur Heimat. Mit 35 Jahren...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Eine Geldfrage: Was kann ich tun, wenn ich bei einer Gehaltserhöhung übergangen werde?
13.04.2025

Strategische Verhandlungen sind der Schlüssel zum Erfolg – erfahren Sie hier, wie Sie Ihre Gehaltserhöhung erfolgreich durchsetzen.

DWN
Finanzen
Finanzen Silberpreis aktuell: Der arme Cousin des Goldes – warum die Silber-Preisentwicklung nicht mitzieht
13.04.2025

Während der Goldpreis zuletzt neue Allzeithochs erklomm und Investoren in aller Welt in seinen sicheren Hafen strömten, hat sich der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trump-Zölle treffen Silicon Valley: iPhone für 2.300 Dollar?
13.04.2025

Die von US-Präsident Donald Trump verhängten Zölle haben für gewaltige Verwerfungen im Silicon Valley gesorgt und die Aktien der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Molkerei der Zukunft: Arla fusioniert mit Deutschlands größtem Molkerei-Riesen DMK
13.04.2025

Der dänische Molkereikonzern Arla hat bekanntgegeben, dass er mit der deutschen DMK Group fusionieren wird. Durch die Fusion entsteht...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schwarzarbeit auf der Baustelle: Razzia bei Baufirmen
13.04.2025

In einer koordinierten Großrazzia ist der Zoll gegen eine mutmaßliche Schwarzarbeitsbande im Baugewerbe vorgegangen. Die Wohn- und...

DWN
Technologie
Technologie Energieversorgung durch „Green Deal“? Europa braucht Sicherheit durch eine gemeinsame Energieunion
13.04.2025

Europas Wettbewerbsfähigkeit steht auf dem Spiel - nicht durch Politik, sondern durch Energie. Warum die EU jetzt eine echte Energieunion...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Sekthersteller Rotkäppchen-Mumm: Vom ostdeutschen Sanierungsfall zum Marktführer
12.04.2025

Rotkäppchen-Mumm entwickelt sich wertmäßig bei Schaumwein und Wein deutlich über dem Marktniveau. Der Marktanteil ist mit 38 Prozent so...