Finanzen

Störung bei Kartenzahlungen: Leider kein Einzelfall - was wirklich passiert ist

Über mehrere Stunden hinweg war das System für Kartenzahlungen in Deutschland betroffen, bevor am Donnerstag-Nachmittag Entwarnung gegeben wurde. Ursache für die Störung war kein Cyberangriff, sondern ein ganz banales Problem. Leider kein Einzelfall.
13.09.2024 09:52
Lesezeit: 2 min

Immer mehr Menschen nutzen beim Bezahlen an der Supermarktkasse ihre Karte anstelle von Bargeld. Doch am Donnerstag kam es deutschlandweit zu erheblichen Problemen. Eine technische Störung bei einem internationalen IT-Dienstleister führte dazu, dass bis zum späten Nachmittag viele Kredit-, Debit- und Girokarten nicht funktionierten.

Am Nachmittag meldete die Deutsche Kreditwirtschaft schließlich, dass die Störung bei Kartenzahlungen behoben sei. Die Aussage lautete: "Zahlungen an Kassenterminals im Einzelhandel sind mit allen Karten wieder wie gewohnt möglich."

Bereits ab den frühen Morgenstunden kam es am Donnerstag zu erheblichen Einschränkungen bei Kartenzahlungen. In einigen Fällen war es auch schwierig, Bargeld am Automaten abzuheben. Auch im Ausland funktionierten die Karten teilweise nicht. Die Störungen betrafen keine einzelnen Bankinstitute.

Der Grund für die Störung bei Kartenzahlungen lag bei einem internationalen IT-Dienstleister, der Zahlungen mit Kredit- und Debitkarten für viele deutsche Banken und Sparkassen abwickelt. Es handelte sich um das zum US-Konzern Fiserv gehörende Unternehmen First Data, wie ein Unternehmenssprecher bestätigte. Ein technisches Problem bei einigen Verarbeitungsdiensten wurde festgestellt. Die Kreditwirtschaft schloss bereits frühzeitig einen Hackerangriff aus. Schlimm aber, dass ein banales Problem stundenlang Bezahlungen per Karte unmöglich machte.

Störungen bei Kartenzahlungen treten immer wieder auf

Obwohl die Störungen flächendeckend und erheblich waren, stellen sie keinen Einzelfall dar. Einschränkungen beim bargeldlosen Bezahlen sind nicht ungewöhnlich. Leider. Zuletzt gab es im Mai dieses Jahres Probleme bei Kartenzahlungsterminals aufgrund von Softwarefehlern. Vor etwa zwei Jahren führten technische Probleme sogar zu mehrtägigen Ausfällen bei Kartenzahlungen.

"Solche großflächigen Störungen kommen selten vor, haben jedoch erhebliche Auswirkungen, da viele Menschen auf ihre Karten angewiesen sind und im Alltag wenig Bargeld bei sich haben", erklärte Fachanwalt David Riechmann von der Verbraucherzentrale NRW. "Es ist ratsam, sich mit ausreichend Bargeld einzudecken, sei es am Geldautomaten oder indem man das Sparschwein zu Hause leert, um im Alltag keine Einschränkungen zu erleben."

Händler sind verpflichtet, ihre Kunden rechtzeitig auf die fehlende Möglichkeit der Kartenzahlung hinzuweisen, um "unangenehme Überraschungen an der Kasse zu vermeiden", betonte Riechmann.

Auch für den Bankenprofessor Hans-Peter Burghof von der Universität Hohenheim war die Störung keine Überraschung. "Die Zahlungsprozesse laufen über viele verschiedene Adressen, was das System anfällig macht", sagte er. "Kein System wird immer fehlerfrei funktionieren, daher ist es wichtig, Alternativen zu haben." Bargeld und der digitale Euro könnten beispielsweise als valide Alternativen dienen, wenn der normale Zahlungsverkehr nicht mehr funktioniert.

Herausforderungen für den Einzelhandel

Solche Störungen stellen auch eine Herausforderung für den Einzelhandel dar. "Für die Handelsunternehmen sind Störungen bei den Kartenzahlungen immer problematisch", erklärte Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland. "Kundinnen und Kunden sind dann oft unsicher, ob sie bei ihren Händlerinnen und Händlern mit Karte zahlen können."

Dies kann dazu führen, dass Einkäufe verschoben werden. Der Einzelhandel zahlt für die Nutzung der bargeldlosen Bezahlsysteme an Netzbetreiber und Kartenanbieter. "Im Gegenzug muss erwartet werden können, dass die Technik einwandfrei funktioniert."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik EU bietet Trump milliardenschweren Deal – Brüssel will US-Produkte kaufen, um Zollkrieg zu stoppen
02.05.2025

Inmitten eskalierender Handelskonflikte zwischen den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union hat Brüssel nun eine weitreichende...

DWN
Technologie
Technologie Visa ebnet Weg für KI-Agenten im Online-Handel – Der stille Umbau des Zahlungsverkehrs hat begonnen
02.05.2025

Visa läutet das Zeitalter des KI-Handels ein: Künstliche Intelligenz soll künftig im Namen der Nutzer einkaufen und bezahlen –...

DWN
Politik
Politik AfD gesichert rechtsextremistisch: Verfassungsschutz stuft die Partei als rechtsextrem ein - AfD kündigt juristische Schritte an
02.05.2025

Der Verfassungsschutz hat die gesamte AfD als gesichert rechtsextremistisch eingestuft. In einer ersten Reaktion kündigt die...

DWN
Panorama
Panorama Corona-Ursprung und Labor-These: China widerspricht US-Regierung
02.05.2025

China macht die USA für den Ursprung des Coronavirus verantwortlich und beschuldigt die US-Regierung, das Thema zu „politisieren“, um...

DWN
Panorama
Panorama Teure Tierliebe: Deutsche geben mehr als sieben Milliarden für Haustiere aus
02.05.2025

Heimtiermarkt trotzt Wirtschaftsflaute: Über sieben Milliarden gaben die stolzen Besitzer im vergangenen Jahr für ihre Haustiere aus....

DWN
Politik
Politik Jugendtrendstudie 2025 belegt: Junge Frauen in Deutschland leben mit massiver Angst vor Übergriffen
02.05.2025

Die aktuelle Jugendtrendstudie offenbart, dass die junge Generation sich in ihrem Land nicht mehr sicher fühlt. Besonders Frauen haben...

DWN
Politik
Politik Kommunalwahlen in Grossbritannien: Nigel Farage und seine Reform UK Partei siegen in Starmers Wahlkreis
02.05.2025

Schwere Niederlage für Labour: In Umfragen hatten sie bereits vor den beiden traditionellen britischen Parteien die Nase vorn. Nun zeigt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rezept für nachhaltige Führung: Was moderne Teamleiter im Jahr 2025 wirklich brauchen
02.05.2025

In einer zunehmend digitalen Arbeitswelt entscheidet nicht mehr Autorität, sondern Empathie und Strategie über den Führungserfolg.