Politik

Bund will keine weiteren Commerzbank-Aktien verkaufen - Verdi-Protest war erfolgreich

Lesezeit: 2 min
20.09.2024 20:15
Die italienische Unicredit hat sich an der Commerzbank beteiligt und möchte das deutsche Bankhaus sogar in Gänze übernehmen. Die Gewerkschaften sind auf der Palme und wollen das unbedingt verhindern. Die deutsche Politik macht in der Causa mal wieder alles andere als „Bella figura“ und rudert zurück.
Bund will keine weiteren Commerzbank-Aktien verkaufen - Verdi-Protest war erfolgreich
Wie geht aus in Sachen Commerzbank. Jetzt macht Verdi mobil, um den Verkauf an Unicredit zu verhindern. (Foto: dpa)
Foto: Frank Rumpenhorst

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der Einstieg der Unicredit bei der Commerzbank überraschte deren größten Aktionär, den Bund. Nun will sich der Bund für die Eigenständigkeit des Geldhauses einsetzen und fasst einen Beschluss. Nach dem überraschenden Einstieg der italienischen Großbank Unicredit will Deutschland vorerst keine weiteren Commerzbank-Aktien verkaufen. Das hat der zuständige Lenkungsausschuss in Berlin beschlossen, wie die Finanzagentur des Bundes mitteilte. Das umfasse auch etwaige Aktienrückkäufe der Commerzbank.

Die Commerzbank AG sei ein stabiles und ertragsstarkes Institut, hieß es in der Mitteilung. "Ihre Strategie ist auf Eigenständigkeit ausgerichtet." Dies begleite der Bund bis auf Weiteres, in dem er seine Beteiligung aufrechterhalte.

Seit der Finanzkrise ist der Bund der größte Aktionär der Commerzbank. Er hatte jedoch damit begonnen, Anteile zu verkaufen. Den allmählichen Ausstieg nutzte vor Kurzem die Unicredit, um überraschend im großen Stil bei dem Dax-Konzern einzusteigen. Die Italiener halten nun knapp 9,2 Prozent der Aktien, der Bund 12 Prozent.

Unicredit überbot alle Mitbewerber

Der Bund hatte die 4,49 Prozent der Anteile am 10. September in einem beschleunigten Orderbuch-Verfahren veräußert. Dabei wurden alle Interessenten gleich behandelt, so wie es das europäische Beihilferecht verlange, verlautete am Freitag aus dem Bundesfinanzministerium. Zu Beginn des Auktionsverfahrens habe es noch so ausgesehen, als ob mehrere Käufer zum Zuge kommen würden. An jenem Abend habe sich dann aber herausgestellt, dass Unicredit alle zum Verkauf stehenden Anteile erhalten würde, weil die italienische Bank ein deutlich höheres Angebot als die Mitbewerber abgegeben hatte.

Der Zuteilungspreis lag bei 13,20 Euro je Aktie und betrug damit 60 Cent mehr, als die Papiere zum Handelsschluss am 10. September wert waren. Der Bund nahm durch den Verkauf 702 Millionen Euro ein. Erst nach dem Zuschlag des Aktienpakets an Unicredit wurde bekannt, dass sich die Italiener weitere 4,7 Prozent der Commerzbank-Aktien an der Börse gesichert hatten, einen Teil davon über sogenannte Derivate - deshalb wurde nach den gültigen Regeln die Meldeschwelle von drei Prozent zunächst nicht erreicht und der Aktienkauf blieb verborgen.

Widerstand der Gewerkschaft gegen Versuch einer Übernahme

Vor der Stellungnahme der Finanzagentur hatte die Gewerkschaft Verdi und der Gesamtbetriebsrat der Commerzbank Widerstand vom Bund verlangt gegen eine Übernahme durch Unicredit. Die Bundesregierung müsse sich für eine starke, unabhängige Commerzbank einzusetzen, heißt es in einem gemeinsamen Statement der Arbeitnehmervertreter. "Der Bund darf keine weiteren Anteile an der Commerzbank abgeben, sondern muss sich klar für den Erhalt der Commerzbank als eigenständiges Institut positionieren, auch und gerade im Interesse der deutschen Wirtschaft", forderte Verdi-Chef Frank Werneke.

Sollte ein Deal mit der Unicredit zustande kommen, könnten zwei Drittel der Arbeitsplätze wegfallen, sagte der Vorsitzende des Commerzbank-Gesamtbetriebsrats, Uwe Tschäge, der Nachrichtenagentur Bloomberg. Ende Juni zählte die Commerzbank nach eigenen Angaben weltweit rund 38.700 Vollzeitstellen, davon mehr als 25.000 in Deutschland.

Die Unicredit ist durch den Kauf des Aktienpakets drittgrößter Anteilseigner der Bank. Nummer zwei mit rund sieben Prozent ist der US-Vermögensverwalter Blackrock, der die Anteile aber über verschiedene Fonds hält und damit kein strategisches Interesse hat. Die Unicredit ist in Deutschland bereits mit der HVB vertreten.


Mehr zum Thema:  

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Energiestratege Jonathan Waghorn: „Russisches Gas wird keine zentrale Rolle mehr im europäischen Energiemix spielen“
10.11.2024

Jonathan Waghorn, Energiestratege und Portfoliomanager beim Londoner Vermögensverwalter Guinness Global Investors, spricht im...

DWN
Immobilien
Immobilien Heizkosten 2023: Anstieg von mehr als 30 Prozent gemeldet
10.11.2024

Die Heizkosten in Zwei- und Mehrfamilienhäusern sind 2023 erneut stark gestiegen – durchschnittlich um mehr als 30 Prozent. Der neue...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft DWN-Sonntagskolumne: How to get rich? Warum Sie mit Arbeit alleine nicht reich werden!
10.11.2024

“Either you work for your money, or your money works for you" - angeblich stammt dieses Zitat von US-Bankier Bernard Baruch. Entweder Sie...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Armut und Ungleichheit: Studie zeigt zunehmende Abstiegsängste in Deutschland
10.11.2024

Eine aktuelle Studie zeigt, dass die Armut in Deutschland auf einem Höchststand ist und das Vertrauen in politische Institutionen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Chancen durch Börsengang: IPO zur unternehmerischen Weiterentwicklung – und wie es gelingt!
10.11.2024

Ein Börsengang bietet Unternehmen neue Chancen: Von der Kapitalbeschaffung bis zur Expansion. Welche Möglichkeiten ein IPO eröffnet und...

DWN
Technologie
Technologie Wärmepumpe dominiert in Neubauten: Zwei Drittel setzen auf elektrische Heizlösung
10.11.2024

Wärmepumpen gewinnen in Neubauten weiter an Bedeutung: 2023 entschieden sich Bauherren in zwei Dritteln der neuen Wohngebäude für diese...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Fachkräftemangel durch demografischen Wandel: Lösungen für Unternehmen
10.11.2024

Egal, welche Branche: Der demografische Wandel betrifft uns alle. Die bestehende Belegschaft wird immer älter, während es häufig an...

DWN
Politik
Politik Kommt die Wegzugsbesteuerung für deutsche Fondsanleger? Neues Hindernis gegen die Abwanderung ins Ausland beschlossen
10.11.2024

Eine geplante Wegzugsbesteuerung bei Investmentfonds soll zunehmende Abwanderung von Geld und Fachkräften aus Deutschland stoppen! Wie die...