Wirtschaft

US-Arbeitsmarkt übertrifft Erwartungen - Zinsschritt wohl weniger wahrscheinlich

Der US-Arbeitsmarkt hat sich im September überraschend erholt und zeigt sich nach einer Phase der Schwäche wieder deutlich stärker. Die US-Wirtschaft schuf 254.000 neue Arbeitsplätze, wie das Arbeitsministerium am Freitag in Washington bekanntgab.
04.10.2024 21:37
Aktualisiert: 04.10.2024 21:37
Lesezeit: 2 min

Analysten waren von lediglich 150.000 neuen Stellen ausgegangen. Zusätzlich wurde der Stellenzuwachs der beiden Vormonate um 72.000 nach oben korrigiert. Die Arbeitslosenquote sank unerwartet um 0,1 Prozentpunkte auf 4,1 Prozent.

Diese Entwicklung hat die Arbeitslosenquote weiter vom Höchststand von 4,3 Prozent im Juli entfernt, dem höchsten Niveau seit Oktober 2021. Auch die Lohnentwicklung übertraf die Erwartungen: Im Vergleich zum Vormonat stiegen die Löhne im September um 0,4 Prozent, während Experten nur 0,3 Prozent erwartet hatten. Im August war das Lohnwachstum ebenfalls höher als zunächst angegeben, nämlich 0,5 Prozent statt der ursprünglich ermittelten 0,4 Prozent.

Im Vergleich zum Vorjahr legten die Löhne im September um 4,0 Prozent zu. Ökonomen hatten hier lediglich einen Anstieg von 3,8 Prozent prognostiziert.

US-Präsident Joe Biden kommentierte die Zahlen mit den Worten: "Man hat uns wiederholt gesagt, dass unsere Politik scheitern würde. Aber wir haben das Gegenteil bewiesen."

Steigende Löhne können die Inflation weiter anheizen, da sie Einfluss auf die Preisentwicklung haben. Die Inflationsrate in den USA war zuletzt im August auf 2,5 Prozent gesunken und nähert sich damit dem Inflationsziel der US-Notenbank von zwei Prozent.

Die Arbeitsmarktdaten gelten als ein wichtiger Indikator für die Geldpolitik der Federal Reserve (Fed). Eine Verbesserung des US-Arbeitsmarktes signalisiert an den Finanzmärkten, dass größere Zinsschritte unwahrscheinlicher werden.

"Das war es wohl erst einmal mit größeren Zinssenkungen der US-Notenbank", sagte Dirk Chlench, Analyst bei der Landesbank Baden-Württemberg. Auch Ralf Umlauf von der Landesbank Hessen-Thüringen äußerte eine ähnliche Einschätzung: "Die hohen Erwartungen an Zinssenkungen durch die Fed werden deutlich zurückgeschraubt." Im September hatte die Fed bereits einen Zinsschritt von 0,50 Prozentpunkten vorgenommen und damit die Zinswende nach der Inflationswelle eingeleitet. Die nächste Entscheidung über einen möglichen Zinsschritt steht im November an.

Experten von Pantheon Macroeconomics warnten jedoch vor einer möglichen Korrektur der US-Arbeitsmarktdaten. Sie wiesen darauf hin, dass sich im September ungewöhnlich wenige Unternehmen an der Umfrage beteiligt hätten. "Wir gehen davon aus, dass die Septemberdaten in den kommenden Monaten deutlich nach unten korrigiert werden", so eine Analyse.

An den Finanzmärkten reagierte der US-Dollar mit starken Kursgewinnen auf die neuen Arbeitsmarktdaten. Der Euro fiel im Gegenzug auf ein Tagestief von 1,0959 US-Dollar. Auch die Renditen für US-Staatsanleihen stiegen infolge der Zahlen deutlich.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Schott Pharma-Aktie: Zähe Nachfrage nach Glasspritzen – Pharmazulieferer Schott Pharma schaut vorsichtig auf 2026
04.12.2025

Die Schott Pharma-Aktie ist am Donnerstag nachbörslich unter Druck geraten, Anleger beäugen den Ausblick des Mainzer Pharmazulieferers...

DWN
Politik
Politik Die EZB blockiert: Streit um EU-Pläne für eingefrorene russische Vermögenswerte
04.12.2025

Die EU ringt um einen Weg, die finanziellen Belastungen des Ukrainekriegs abzufedern, doch zentrale Institutionen setzen klare Grenzen. Wie...

DWN
Politik
Politik Friedensverhandlungen in Moskau: Trump-Gesandte führen Gespräche mit Putin
04.12.2025

Die Gespräche zwischen Washington und Moskau rücken die Suche nach einer realistischen Friedenslösung wieder in den Mittelpunkt der...

DWN
Politik
Politik EU Ermittlungen: Staatsanwaltschaft nimmt Büros von Kaja Kallas ins Visier
04.12.2025

Die Ermittlungen der Europäischen Staatsanwaltschaft rücken den Umgang mit sensiblen EU-Mitteln und institutionellen Abläufen in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Trade Republic Probleme: Kundenfrust wächst trotz neuer Produkte
04.12.2025

Trade Republic wirbt mit Innovationen, doch viele Kunden erleben etwas anderes. Die Beschwerden zu Ausfällen, Support und Handelbarkeit...

DWN
Politik
Politik G7? Nein danke, sagt Putin
04.12.2025

Russlands Präsident Wladimir Putin sorgt vor seinem Indien-Besuch für Aufsehen. Er kritisiert die G7 als "nicht groß" und verweist auf...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Club der Superreichen vorn dabei
04.12.2025

Fast 3.000 Menschen weltweit besitzen mehr als eine Milliarde Dollar – und Deutschland spielt eine führende Rolle. Während...

DWN
Finanzen
Finanzen Silberpreis aktuell leichter: Kurspotenzial weiter hoch – jetzt Rücksetzer nutzen und Silber kaufen?
04.12.2025

Der Silberpreis hat am Mittwoch ein Rekordhoch erreicht. Doch der starke Anstieg des Silberpreises in den vergangenen Monaten stellt die...