Politik

„Never Forget October 7th“: Gedenken an Hamas-Opfer – Reden von Steinmeier und Scholz

Der Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober war das schlimmste Pogrom an Juden seit dem Holocaust. Mehr als 1.250 Menschen starben. Bundesweit wird heute an die Opfer erinnert. Doch es gibt die Kritik, dass Deutschland Islamisten bis heute verharmlost.
07.10.2024 08:47
Aktualisiert: 07.10.2024 08:47
Lesezeit: 2 min

Es war der größte Massenmord an Jüdinnen und Juden seit dem Holocaust und der verlustreichste Tag in der Geschichte Israels: der Terrorüberfall der Hamas am 7. Oktober 2023. Über Jahre sollen Hamas-Chef Yahia Sinwar und eine Handvoll Vertrauter den Angriff auf Gemeinden und Kibbuzim rund um den Gazastreifen geplant haben; 1.250 Menschen wurden dabei getötet, mehr als 250 als Geiseln genommen.

Vom Massaker zum Flächenbrand

Am Jahrestag des Angriffs der Terrororganisation Hamas auf Israel wird heute in Berlin und anderen deutschen Städten an die Opfer erinnert. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird bei einem interreligiösen Gottesdienst in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin-Charlottenburg zu den Anwesenden sprechen.

Im Anschluss wollen sich Teilnehmer auf einen stillen Gedenkweg zu einem nahegelegenen Jüdischen Gemeindehaus begeben. Vor dem Gebäude findet dann eine weitere Gedenkveranstaltung statt. Sprechen werden dort unter anderem Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU), Israels Botschafter Ron Prosor und der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster.

Bereits am frühen Morgen wurden die Namen von 1.170 Ermordeten und 255 Entführten am Brandenburger Tor in Berlin verlesen. Das Gedenken begann um 5.29 Uhr, dem Zeitpunkt des Überfalls vom 7. Oktober 2023. Die Namenslesung trug den Titel „Never Forget October 7th“ und sollte zeitgleich in Dutzenden Städten weltweit stattfinden. Nach Angaben der Veranstalter ist sie Teil einer internationalen Kampagne der «Marsch des Lebens»-Bewegung.

Scholz bei Gedenkzeremonie in Hamburg

In Hamburg ist in der Synagoge Hohe Weide am Abend eine Gedenkzeremonie geplant, hier will auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ein Statement abgeben. In der Münchner Synagoge Ohel Jakob werden zu einer Gedenkveranstaltung unter anderem die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) erwartet. Auch in vielen anderen Städten sind Gedenkveranstaltungen geplant. In mehreren Städten wollen sich zugleich Menschen zu propalästinensischen Kundgebungen versammeln.

Am 7. Oktober 2023 hatten Terroristen der radikal-islamistischen Hamas und anderer Gruppen mehr als 1.200 Menschen in Israel getötet und etwa 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Dies war der Auslöser für den bis heute andauernden Gaza-Krieg.

Tausende Menschen demonstrierten

Bereits seit Tagen finden bundesweit anlässlich des Jahrestages Demonstrationen pro Israel und pro Palästina statt. Die größte Veranstaltung gab es am Sonntag in München, wo sich mehr als 8.000 Menschen gegen den Antisemitismus wandten. Zentralratspräsident Schuster und Botschafter Prosor nahmen daran teil.

Die größte propalästinensische Demonstration gab es am Sonntag in Berlin mit rund 3.500 Teilnehmern in Kreuzberg. Sie wurde nach Stein- und Flaschenwürfen auf Polizisten vorzeitig beendet. Nach Angaben der Polizei wurden dabei 14 Polizeibeamte verletzt. Die Hauptstadt ist seit einem Jahr ein Schwerpunkt solcher Demonstrationen, bei den es immer wieder auch zu Ausschreitungen kam.

Antisemitismusbeauftragter: Islamisten werden verharmlost

Nach einem Jahr Krieg zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas beklagt der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, dass Islamisten in Deutschland zunehmend verharmlost würden. „Nach dem 7. Oktober sind die Schleusen gebrochen“, sagte Klein der Rheinischen Post. Der deutsche Diskurs habe sich radikalisiert und verhärtet, gerade auch an Universitäten.

„Das sieht man etwa daran, dass rote Hamas-Dreiecke, die Zielmarkierungen sind, auf Gebäude gesprüht werden. Institute wurden besetzt und Menschen angegriffen, die mit dem Nahostkonflikt überhaupt nichts zu tun haben“, erläuterte Klein und verwies auf Attacken gegen jüdische Deutsche und den Berliner Kultursenator Joe Chialo. Der CDU-Politiker war kürzlich von propalästinensischen Aktivisten bedrängt und beleidigt worden, auf seinem Haus wurde Farbe verteilt.

Klein kritisierte auch den Jubel migrantischer Gruppen in Deutschland über Irans Raketenangriff auf Israel. Der Beauftragte bemerkte auch: „Bei der Bevölkerung generell macht sich allerdings eine gewisse Abstumpfung beim Thema Antisemitismus bemerkbar. Auch die sichtbare, gezeigte Solidarität mit Israel lässt nach.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Alle 75 Minuten eine rassistische Straftat: Bundesregierung startet neuen Aktionsplan
14.11.2025

Die Bundesregierung will den Kampf gegen Rassismus neu aufstellen und modernisieren. Mit einer Auftaktsitzung von Ministeriumsvertretern...

DWN
Finanzen
Finanzen Klingbeil verteidigt Aktivrente: Steuerfreie Zusatzverdienste im Alter sollen Arbeitsmarkt stärken
14.11.2025

Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) hat die geplante Aktivrente im Bundestag energisch verteidigt. Sie soll es älteren...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft BDI begrüßt Industriestrompreis: Entlastung für energieintensive Unternehmen
14.11.2025

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) sieht in der Einigung auf einen Industriestrompreis einen entscheidenden Schritt zur...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienleasing: Wie Mittelständler neue Liquidität schaffen können, obwohl die Bank zögert
14.11.2025

Basel IV, hohe Zinsen und Investitionsdruck bringen den deutschen Mittelstand zunehmend in Bedrängnis. Doch während Banken bei Krediten...

DWN
Finanzen
Finanzen Rheinmetall-Aktie rutscht ab: Fregatten-Deal wackelt – politische Risiken wachsen
14.11.2025

Die Rheinmetall-Aktie gerät wegen möglicher Änderungen bei einem milliardenschweren Fregattenprojekt am Freitag mächtig unter Druck....

DWN
Politik
Politik Trump treibt Eskalation voran: Pentagon kündigt Militäroperation in der Karibik an
14.11.2025

Das Pentagon untermauert seine US-Militärschläge in der Großregion Lateinamerika gegen Boote nun mit einem Namen: Operation...

DWN
Finanzen
Finanzen Siemens Energy-Aktie: Rekordzahlen befeuern das Vertrauen in Siemens Energy
14.11.2025

Siemens Energy hat Anleger mit Rekordzahlen und einem starken Auftragseingang überrascht, die Siemens Energy-Aktie klettert am Freitag...

DWN
Politik
Politik Verteidigungspolitik: Ausnahmesituation „Spannungsfall“ – Was bedeutet er für die Bürger und für die Bundeswehr?
14.11.2025

Für den Ernstfall, dass Deutschland militärisch bedroht oder angegriffen wird, gibt es Notstandsgesetze, wie den sogenannten...