Unternehmen

Commerzbank warnt vor Risiken bei Übernahme durch Unicredit

Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp sieht bei einer Übernahme durch die italienische Großbank Unicredit große Risiken. Auch der Betriebsrat kündigt heftigen Widerstand an. Es könnten bis zu 18.000 Arbeitsplätze in Deutschland wegfallen.
07.10.2024 18:00
Lesezeit: 1 min

Seit Anfang Oktober ist Bettina Orlopp Vorstandsvorsitzende der Commerzbank. Einer drohenden Übernahme steht sie ablehnend gegenüber – und sorgt sich um Kredite des deutschen Mittelstands: Die Integration zweier großer Banken sei extrem schwierig, sagte Orlopp dem „Handelsblatt“.

Orlopp warnt vor Risiken bei Übernahme

Die Commerzbank sei nach der Übernahme der Dresdner Bank 2008 mehrere Jahre damit beschäftigt gewesen, die Systeme beider Banken zusammenzuführen. „Einen solchen Stillstand können wir uns in der heutigen Zeit, die von so vielen technologischen Umbrüchen und von einem sehr intensiven Wettbewerb geprägt ist, nicht leisten.“

Unicredit ist im September groß bei der Commerzbank eingestiegen und will ihren Anteil ausbauen. Deutsche Mittelständler und Konzerne bekämen bei einer Übernahme der Commerzbank durch die Italiener weniger Kredite, sagte Orlopp. „Bei den Firmenkunden gibt es zwischen der deutschen Unicredit-Tochter HVB und uns große Überlappungen. Im Falle einer Fusion müssten die Kreditengagements bei einigen Unternehmen reduziert werden, um Klumpenrisiken zu verhindern.“

Verschlechterung des Ratings und Kundenrückgang erwartet

Zudem würde sich das Rating der Commerzbank verschlechtern, wahrscheinlich sogar deutlich, gab Orlopp zu bedenken. „Wir würden Kunden verlieren, die bestimmte Rating-Anforderungen haben und nur mit Banken mit sehr guten Bonitätsnoten Geschäfte machen.“ Zudem würden die Refinanzierungskosten steigen. Bei der Ratingagentur S&P hat die Commerzbank ein „A“-Rating, Unicredit liegt mit „BBB“ drei Stufen tiefer.

Der Betriebsrat der Commerzbank kündigt für den Fall einer Übernahme durch Unicredit erheblichen Widerstand an. „Wir werden so laut sein, dass sich das jeder Investor gut überlegen wird. Unicredit wird sich mit uns die nächsten zehn Jahre rumprügeln müssen“, sagte Sascha Uebel, seit 2022 stellvertretender Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats der Commerzbank, der „Süddeutschen Zeitung“.

Im Fall eines Zusammenschlusses rechnen die Arbeitnehmervertreter mit bis zu 18.000 Arbeitsplätzen, die in Deutschland wegfallen könnten. „Wir sind ein starker Betriebsrat“, betonte Uebel. „Wir haben die Fusion mit der Deutschen Bank verhindert. Wir haben gemeinsam mit der Gewerkschaft Verdi viele Möglichkeiten, Herrn Orcel das Leben schwer zu machen“, sagte Uebel mit Blick auf Unicredit-Chef Andrea Orcel.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

 

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaft in der Krise – Welche Pläne haben die Parteien für Deutschland?
23.02.2025

Deutschland steckt in der Wirtschaftskrise – und die Bundestagswahl steht bevor. Wie wollen die Parteien Wachstum fördern, Steuern...

DWN
Politik
Politik Bundeswehr verstärkt Heimatschutz – neue Truppe startet im März
23.02.2025

Die Bundeswehr richtet ihre Verteidigung neu aus: Mit der Heimatschutzdivision will sie kritische Infrastruktur schützen und auf mögliche...

DWN
Politik
Politik Wahlkampf 2025: CDU/CSU zwischen Neustart und Tabubruch
23.02.2025

CDU und CSU setzen auf Steuererleichterungen, das Ende des Bürgergeldes und eine härtere Migrationspolitik. Doch wie realistisch sind die...

DWN
Politik
Politik Wie wähle ich bei der Bundestagswahl? Deutschland verweigert wahlberechtigten Auslandsdeutschen ihre Stimme abzugeben
22.02.2025

Mehrere Auslandsdeutsche berichten, zu spät oder bislang noch gar keine Wahlunterlagen erhalten zu haben. Nun drohen die Stimmen dieser...

DWN
Politik
Politik Rente mit 63: Wer wirklich von der abschlagsfreien Rente profitiert
22.02.2025

Die abschlagsfreie Rente nach 45 Beitragsjahren ist für Menschen gedacht, die beruflich sehr stark belastet sind. Doch aktuelle DIW-Zahlen...

DWN
Politik
Politik Alternativen zu Trumps Appeasement-Politik gegenüber Russland
22.02.2025

US-Präsident Donald Trump sagt, er wolle der Ukraine Frieden bringen. Aber sein Ansatz kann nicht funktionieren, weil er das Problem der...

DWN
Panorama
Panorama Deutschland "kaputt": Münchaus düstere Prognose für die Wirtschaft
22.02.2025

Deutschland steckt in der Krise – und es gibt kaum Hoffnung auf Besserung. Der deutsch-britische Autor Wolfgang Münchau sieht das Land...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kündigung rechtssicher zustellen: So vermeiden Sie teure Fehler
22.02.2025

Wie Sie eine Kündigung korrekt übermitteln – von der persönlichen Übergabe bis zum Gerichtsvollzieher. Welche Methoden wirklich...